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Kommentar Keine Gelder für UmwelthilfeOrbán und Putin lassen grüßen

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Der Umwelthilfe soll der Geldhahn abgedreht werden, beschloss die CDU. Derlei Strafen für kritische Aussagen – sowas kennt man sonst von Autokraten.

Die Umwelthilfe hat in vielen deutschen Städten gerichtlich Fahrverbote durchgesetzt Foto: imago/Rene Traut

D ie Umweltpolitik wolle man in Zukunft nicht allein den Grünen überlassen, hat Annegret Kramp-Karrenbauer bei ihrer Bewerbung verkündet. Das sieht ihre Partei offenbar anders, denn auf demselben Parteitag, auf dem Kramp-Karrenbauer zur Vorsitzenden gewählt wurde, hat die CDU auch beschlossen, der Deutschen Umwelthilfe das Geld abzudrehen.

Der Verein, der mit eigenen Messungen einen wesentlichen Anteil an der Aufklärung des Dieselskandals hat und in vielen deutschen Städten vor Gericht Fahrverbote durchgesetzt hat, soll künftig keinerlei staatliche Gelder mehr erhalten, beschlossen die Delegierten. Zudem wünschen sie, dass die Gemeinnützigkeit, die der Umwelthilfe steuerliche Vorteile bietet, überprüft wird.

Zwar hat der Wunsch nach der Aberkennung der Gemeinnützigkeit keinerlei praktische Relevanz, weil darüber nicht Parteien nach Gutdünken, sondern Finanzbehörden nach klaren Kriterien entscheiden (die die Umwelthilfe ohne jeden Zweifel erfüllt). Und der Wunsch, die Umwelthilfe künftig von staatlichen Aufträgen und Fördertöpfen auszuschließen, stößt selbst im CDU-geführten Wirtschaftsministerium auf Ablehnung.

Doch das ändert nichts daran, dass der CDU-Beschluss ein echter Skandal ist, ein Dammbruch. Organisationen dafür abzustrafen, dass sie es wagen, Politik (oder gar politiknahe Konzerne) zu kritisieren und vor Gericht erfolgreich auf die Einhaltung demokratisch beschlossener Gesetze zu klagen – das kennt man sonst eher von populistischen Autokraten wie Orbán, Putin oder Erdoğan.

Dass die CDU, die durch jahrelange Untätigkeit die Hauptverantwortung für die drohenden Fahrverbote trägt, nun diejenigen mundtot machen will, die diesem Versagen etwas entgegensetzen, macht wirklich fassungslos. Solange die Partei diesen skandalösen Beschluss nicht revidiert, sollte sie nicht nur zu Umweltpolitik besser schweigen. Sondern auch zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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3 Kommentare

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  • Ist das jetzt schon beschlossene Sache oder muss das erst durch Bundestag und Bundesrat bzw. kann sich DUH dagegen wehren?

    • @Michi W...:

      Ob eine Organisation gemeinnützig ist oder nicht hängt von formalen Kriterien ab und (noch) nicht vom Gutdünken der Regierung, einer Partei, oder sonstwem.



      Diese können aber eine Überprüfung der Kriterien in die Wege leiten.

      Ich halte den Vorstoß für Populismus: statt ein Problem zu lösen, will man die, die auf das Problem aufmerksam machen, zum schweigen bringen.

  • Das macht mich echt sprachlos. Sehr durchschaubares, aber fatales Manöver der CDU. Kritische Stimmen mundtot machen, nennt man das wohl.