Streit um Grundgesetzänderung: Digitalpakt wird zum Pfand
Wird der Digitalpakt bald umgesetzt? Baden-Württembergs Kultusministerin warnt: Zügig geht es nur ohne Grundgesetzänderung.
Konkret geht es um die mit dem Pakt verknüpfte Grundgesetzänderung. Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann, CDU, betonte für die unionsgeführten Länder die „grundsätzliche Ablehnung“ dessen, was auf dem Tisch liege: „Wir halten den Weg über eine Grundgesetzänderung für falsch.“ Den Pakt könne man auch ohne eine solche umsetzen. Der Bund wolle den Digitalpakt nutzen, um den Bildungsföderalismus grundsätzlich in Frage zu stellen. Eisenmann sprach von „Erpressungspotential“.
Hamburgs Schulsenator Ties Rabe, SPD, hält hingegen eine moderate Grundgesetzänderung für zielführend. Den eingeschlagenen Weg halte er für richtig. „Ich weigere mich, jetzt schon umzukehren.“
Auch die in letzter Minute herbeigeeilte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek, CDU, warb dafür, den Digitalpakt zunächst auf Basis einer Grundgesetzänderung umzusetzen. „Wenn das nicht gelingt, muss man weiter reden.“
Kompliziertes Verfahren erwartet
Als Voraussetzung dafür, dass der Bund 5 Milliarden Euro in WLAN oder Tablets für Schulen investiert, haben sich die Koalitionsparteien der Bundesregierung auf die Änderung des Artikels 104c verständigt. Damit kann der Bund die Länder bei Investitionen in die kommunale Bildungsinfrastruktur unterstützen. Auf Druck der Haushaltspolitiker von SPD und Union im Bundestag wurde aber der Passus aufgenommen, dass die Länder künftig alle Investitionsprojekte des Bundes in gleicher Höhe mitfinanzieren müssen. Das mochten auch Befürworter einer Grundgesetzänderung nicht mittragen.
Eisenmann sagte, sie gehe von einem komplizierten Vermittlungsverfahren aus.
Die MinisterpräsidentInnen der Bundesländer hatten am Mittwoch erklärt, der vom Bundestag bereits beschlossenen Grundgesetzänderung nicht zuzustimmen und am 14. Dezember den Vermittlungsausschuss anzurufen.
Grüne und FDP für mehr Kooperation
Dort müssen Vertreter von Bundestag und Bundesrat eine Lösung aushandeln, der anschließend beide Kammern zustimmen müssen. Für eine Grundgesetzänderung ist jeweils eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig – dafür braucht die Koalition im Bundestag auch die Stimmen von FDP und Grünen.
Der Grünen-Obmann im Bildungsausschuss des Bundestages, Kai Gehring, sagte der taz, es sei unerlässlich, mehr Kooperation zu wagen: „Also unsere Verfassung zu ändern und den Digitalpakt als ersten Schritt umzusetzen.“ Was der Bundestag mit den Stimmen aller demokratischen Fraktionen beschlossen habe, sollten die Länder nicht blockieren.
Der FDP-Bildungspolitiker Marco Buschmann sagte dem Deutschlandfunk, die Grundgesetzänderung sei wichtig, damit der Bund die Bildung mitfinanzieren dürfe. (mit dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen