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Kommentar AfD-SpendenaffäreDas Image wankt

Sabine am Orde
Kommentar von Sabine am Orde

Es ist nicht so, als hätte die AfD keine sonstigen Probleme. Durch die Spendenaffäre wankt jetzt auch das Image als Anti-Establishment-Partei.

Die AfD hat sich offenbar mehrfach von Milliardär August von Finck pampern lassen Foto: dpa

D ie AfD hat in den vergangenen Jahren eine beachtliche Erfolgsgeschichte hingelegt. Sie ist ins Europaparlament und in den Bundestag eingezogen, sitzt inzwischen in allen 16 Landtagen – wie sonst nur Union und SPD. Doch jetzt steht die radikal rechte Partei gleich vor drei großen Problemen.

Ihr droht mit Angela Merkel die Hauptfeindin abhanden zu kommen, mit deren Flüchtlingspolitik sich so schön mobilisieren lässt. Ihr könnte, zumindest in Teilen, der Verfassungsschutz offiziell den Stempel „verfassungsfeindlich“ aufdrücken, drei Landesverbände der Jugendorganisation und einzelne Politiker werden bereits beobachtet. Und jetzt wankt auch noch ihr Image als Anti-Establishment-Partei, die im Namen des Volkes gegen korrupte politische Eliten vorgeht.

Offenbar gab es nicht nur dubiose Großspenden für den Wahlkampf von Fraktionschefin Weidel aus der Schweiz und den Niederlanden. Anscheinend hat sich die AfD zudem mehrfach von dem rechten Milliardär August von Finck, einem Deutschen, der in der Schweiz lebt, pampern lassen: beim Parteiaufbau, beim Goldhandel, mit dem die AfD ihre Kassen auffüllte – auch den „Deutschlandkurier“, der die AfD im Wahlkampf unterstützte, soll von Finck finanziert haben.

Was hatten die Gaulands und Weidels nicht groß getönt: gegen die Käuflichkeit der „Altparteien“ wollten sie vorgehen, Firmenspenden gleich ganz verbieten lassen und selbst unabhängige Politik machen, „ohne Einfluss von Klientel- und Lobbygruppen“. Von Fincks Geld lässt all das doch ziemlich scheinheilig klingen.

Wenn sich die Union dieses Mal zusammenreißt und nicht das AfD-Lieblingsthema Migration täglich neu auf die Tagesordnung setzt, mit dem sich so schön von allem anderen ablenken lässt: Dann könnte diese Verlogenheit zu den AfD-AnhängerInnen durchdringen. Einflussnahme des Großkapitals – für die AfD ein heikles Thema. Ihre Glaubwürdigkeit bei den eigenen Leuten steht auf dem Spiel.

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Sabine am Orde
Innenpolitik
Jahrgang 1966, Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Seit 1998 bei der taz - in der Berlin-Redaktion, im Inland, in der Chefredaktion, jetzt als innenpolitische Korrespondentin. Inhaltliche Schwerpunkte: Union und Kanzleramt, Rechtspopulismus und die AfD, Islamismus, Terrorismus und Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlingspolitik.
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13 Kommentare

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  • 9G
    97684 (Profil gelöscht)

    Also, wer glaubt, es bei der AfD mit einer Antiestablishmentpartei zu tun zu haben.



    Wer's glaubt oder auch nur hofft, der- ach ich weiss auch nicht.....



    "Mist, schon wieder verarscht worden. Menno!"

  • Die AfD bietet ihren Wählern eine Projektionsfläche für deren Haß - den Migranten und die vemeintlichen Eliten. Denen sind halbseidene Finanzierungen so egal, wie das elitär-arrogante Auftreten von Weidel und Co......

    • @Philippe Ressing:

      Und damals: Die CDU bot ihren Wählern eine Projektionsfläche für deren Haß - den Migranten und die vemeintlichen Eliten. Denen waren halbseidene Finanzierungen so egal, wie das elitär-arrogante Auftreten von Kohl und Co......

      • @Thomas Schöffel:

        Sicher, Herr Koch sammelte einst im hessischen Wahlkampf Stimmen gegen die Doppelte Staatsbürgerschaft. Die Leute kamen und fragten: "Kann man hier gegen Ausländer unterschreiben".... Die AfD ist, zum Teil zumindest, aus dem Schoß der CDU/CSU gekrochen - siehe Gauleiter....

        • @Philippe Ressing:

          War also die CDU/CSU es, die ihren Wählern eine Projektionsfläche für deren Haß - den Migranten .... ? Also, wer jemanden nicht reinläßt "haßt" automatisch ?

          • @Thomas Schöffel:

            Eine solche Person 'hasst' nicht automatisch, scheint aber empfänglich für solche Ressentiments. Nicht selten können sich diese ausschließenden Haltungen dann aber in Hass steigern und bspw. in Gewalt münden. Dies konnte man sowohl bei Pegida, der Demo für Alle oder auch den Ausschreitungen in Chemnitz beobachten.



            Ob dies nun von der CDU/CSU oder der AfD versucht wird zu nutzen - oder als Kollateralschaden einkalkuliert wird - ist, von Seiten der potenziellen Effekte her, eigentlich egal.

  • 9G
    91672 (Profil gelöscht)

    Die CDU/CSU, die FDP und die SPD haben eine eindrucksvoll lange Geschichte mit Spenden ihrer Bewunderer.



    Man darf sich nur nicht erwischen lassen, wenn man es nicht sauber macht.



    Das muss die junge Partei AfD noch lernen.

  • Es soll Menschen geben, die immer noch katholisch sind.

  • Ich glaube eher, daß der typische AfD-Wähler sich sehr genau an Kohls Bimbes-System erinnert, an die Namen Flick und vergessene Koffer mit 100.000 und ähnliche Geschichten. So blöd ist doch keiner.

  • "Ihre Glaubwürdigkeit bei den eigenen Leuten steht auf dem Spiel."



    Sehr zweifelhaft. Der typische AfD-Wähler will solche Zusammenhänge doch gar nicht sehen.

  • Es läuft wie drüben bei Trump - Dem Messias der AfD:



    Rassistische Hasser und Hetzer haben jede Narrenfreiheit, solange das demokratische Gefüge sabotiert und zersetzt werden kann!

  • Wenn sich die Union. Ja, wenn.

    Selber glaube ich lange nicht mehr daran, dass "die Union" wirklich etwas gegen die AfD hat: vielmehr scheint mir ihr Verhältnis dazu das des Zauberlehrlings zu sein -- die Union (oder zumindest Teile davon) züchten sich dieses Monster an, für die Drecksarbeit und wundern sich dann, dass es irgendwann ausser Kontrolle gerät.

    Die Hetze gegen sozial benachteiligte während Agenda 2010? Union und (ja, leider) SPD. Die üble Verleumdung der griechischen Menschen während der Griechenland"krise"? Schäuble, Union. Und (ja, leider wieder) SPD. Das Gekreische "Hilfe, wir schaffen es nicht", während der Migrations"krise"? Seehofer, Union und (was sage ich schon wieder, leider) SPD. Und so weiter.

    Die AfD musste diese Bälle einfach nur aufnehmen. Das ist m.E. kein Zufall.

    Die Union will nicht. Von dieser Seite dürfen wir nichts erwarten.

    • @tomás zerolo:

      Die Grünen gibt es in Ihrer Welt nicht, oder? (Nebenbei: Es war Schäuble, der seinerzeit einer ablehnenden Kanzlerin die Griechenlandhilfe schmackhaft machte, und danach die EU Finanzminister (die ein Fragezeichen im Gesicht trugen) "auf Linie brachte"...sonst wär Griechenland heute futsch...während er gleichzeitig fürs heimische Publikum den Hardliner gab..)