Kommentar AfD-Spendenaffäre: Das Image wankt
Es ist nicht so, als hätte die AfD keine sonstigen Probleme. Durch die Spendenaffäre wankt jetzt auch das Image als Anti-Establishment-Partei.
D ie AfD hat in den vergangenen Jahren eine beachtliche Erfolgsgeschichte hingelegt. Sie ist ins Europaparlament und in den Bundestag eingezogen, sitzt inzwischen in allen 16 Landtagen – wie sonst nur Union und SPD. Doch jetzt steht die radikal rechte Partei gleich vor drei großen Problemen.
Ihr droht mit Angela Merkel die Hauptfeindin abhanden zu kommen, mit deren Flüchtlingspolitik sich so schön mobilisieren lässt. Ihr könnte, zumindest in Teilen, der Verfassungsschutz offiziell den Stempel „verfassungsfeindlich“ aufdrücken, drei Landesverbände der Jugendorganisation und einzelne Politiker werden bereits beobachtet. Und jetzt wankt auch noch ihr Image als Anti-Establishment-Partei, die im Namen des Volkes gegen korrupte politische Eliten vorgeht.
Offenbar gab es nicht nur dubiose Großspenden für den Wahlkampf von Fraktionschefin Weidel aus der Schweiz und den Niederlanden. Anscheinend hat sich die AfD zudem mehrfach von dem rechten Milliardär August von Finck, einem Deutschen, der in der Schweiz lebt, pampern lassen: beim Parteiaufbau, beim Goldhandel, mit dem die AfD ihre Kassen auffüllte – auch den „Deutschlandkurier“, der die AfD im Wahlkampf unterstützte, soll von Finck finanziert haben.
Was hatten die Gaulands und Weidels nicht groß getönt: gegen die Käuflichkeit der „Altparteien“ wollten sie vorgehen, Firmenspenden gleich ganz verbieten lassen und selbst unabhängige Politik machen, „ohne Einfluss von Klientel- und Lobbygruppen“. Von Fincks Geld lässt all das doch ziemlich scheinheilig klingen.
Wenn sich die Union dieses Mal zusammenreißt und nicht das AfD-Lieblingsthema Migration täglich neu auf die Tagesordnung setzt, mit dem sich so schön von allem anderen ablenken lässt: Dann könnte diese Verlogenheit zu den AfD-AnhängerInnen durchdringen. Einflussnahme des Großkapitals – für die AfD ein heikles Thema. Ihre Glaubwürdigkeit bei den eigenen Leuten steht auf dem Spiel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autobranche in der Krise
Kaum einer will die E-Autos
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Merz stellt Reform in Aussicht
Zarte Bewegung bei der Schuldenbremse
Menschenrechtsverletzungen durch Israel
„So kann man Terror nicht bekämpfen“
Abschiebung von Pflegekräften
Grenzenlose Dummheit
Altvordere sollen Linke retten
Hoffen auf die „Silberlocken“