Fußball-Bundesliga: Montagsspiele werden abgeschafft
1:0 für Fußballfans: Sie haben sich gegen die Interessen von Pay-TV-Sendern durchgesetzt. Ab 2020/21 wird wieder am Wochenende gespielt.
Das Ende der bei den Fußballfans verhassten Montagsspiele ist in Sicht. Ab der Bundesligasaison 2021/2022 wird in der Ersten Liga an diesem Wochentag keine Partie mehr angepfiffen. Das bestätigte die Deutsche Fußball Liga (DFL) am Mittwoch. Erst vergangene Saison hatte man den Montag auf den Spielplan gesetzt. Die DFL hat nun von den Vereinen den Auftrag erhalten, bei der Medienausschreibung des Vierjahresvertrags, der im Frühjahr 2020 abgeschlossen werden soll, Montagsspiele auszuschließen.
Ob das mittlerweile schon traditionelle Montagsspiel der Zweiten Liga bestehen bleibt, ist noch offen. Es gibt offenbar Überlegungen, es auf den Samstag zu verlegen.
Die Montagstermine sind Bestandteil des von der DFL ausgehandelten TV-Vertrags von 2017 bis 2021, der dem Profifußball insgesamt 4,64 Milliarden Euro einbringt. Bereits das erste Montagsspiel zwischen Frankfurt und Leipzig am 19. Februar 2018 wurde von massiven Fanprotesten begleitet, die seither regelmäßig fortgesetzt wurden. Für den kommenden Spieltag hatten die Anhänger aller Erstligisten bereits einen Stimmungsboykott geplant.
Kleiner Schritt durch verhärtete Fronten
Sie werfen der DFL vor, den Profit grundsätzlich über die Interessen der Fußballfans zu stellen, für die der Werktagstermin insbesondere den Besuch von Auswärtsspielen erschwere. Die DFL argumentierte, durch die Montagsspiele nur etwa jährliche Mehreinnahmen von 11,6 Millionen Euro zu kassieren. Der eigentliche Grund sei die Entlastung der Europa-League-Teilnehmer, die nach ihren Donnerstagsspielen genügend Regenerationszeit haben sollten. Auch wegen dieses ungelösten Konflikts hatte die organisierte Fanszene im Sommer den Dialog mit DFB-Vertretern abgebrochen.
Die Deutsche Fußball Liga kündigte nach der Bestätigung des gestrichenen Montagstermins an: „Stattdessen sind mit Blick auf die Starter in der Europa League pro Saison fünf weitere und damit insgesamt zehn Entlastungsspiele am Sonntag geplant“. Die Fan-Organisationen „Unsere Kurve“ und „Pro Fans“ erklärten, die geplanten Proteste am nächsten Spieltag würden dennoch stattfinden. „Es geht ja nicht nur um Montagsspiele in der Ersten, sondern auch in der Zweiten und Dritten Liga – und grundsätzlich um Spiele unter der Woche“, erklärte Jochen Grotepaß als Sprecher von „Unsere Kurve“.
Auch wenn die Fanvertreter die Entscheidung der Deutschen Fußball Liga nur als einen kleinen Schritt in die richtige Richtung bewerten, dürften die verhärteten Fronten sich in den nächsten Wochen aufweichen, der abgebrochene Dialog möglicherweise wieder aufgenommen werden. Die DFL hat sich nicht gegen die Kommerzialisierung des Fußballs entschieden, sondern erkannt, dass die Fans und das von ihnen erzeugte Ambiente in der Bundesliga auch einen Verkaufswert hat. Die Fans sind durch diese Entscheidung auch als Mitspieler im großen Fußball-Geschäft anerkannt worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um Neuwahlen
Inhaltsleeres Termingerangel
Ausschreitungen in Amsterdam
Ein hitziges Nachspiel
Linkspartei nominiert Spitzenduo
Hauptsache vor der „asozialen FDP“
Obergrenze für Imbissbuden
Kein Döner ist illegal
Lehren aus den US-Wahlen
Wo bleibt das linke Gerechtigkeitsversprechen?
Überwachtes Einkaufen in Hamburg
Abgescannt