: Kein neues Phänomen
Gruppenvergewaltigungen gab es schon immer, sie werden statistisch aber nicht gesondert erfasst
Von Simone Schmollack
September 2017: In Höhenkirchen-Siegertsbrunn in Oberbayern wird eine 16-Jährige von zwei afghanischen Männern vergewaltigt. Ein dritter Täter soll nicht „zum Zuge“ gekommen sein, weil er gestört wurde. Oktober 2018: In Freiburg sollen acht migrantische Männer eine 18-jährige Studentin vergewaltigt haben, nachdem sie ihr K.o.-Tropfen verabreicht und sie damit wehrlos gemacht haben sollen. Bereits im September 2018 sollen – wie jetzt bekannt wurde – sechs anerkannte Asylbewerber aus Afghanistan gemeinsam eine 15-jährige Schülerin mehrfach sexuell missbraucht haben (siehe Bericht oben).
Gibt es ein neues Phänomen – das der Gruppenvergewaltigung durch migrantische Männer? Wohl kaum. Sogenannte Massenvergewaltigungen wurden in deutschen Medien verstärkt thematisiert, nachdem ab 2012 solche Gruppendelikte in Indien, aber auch in Europa bekannt wurden.
Kein neues Phänomen, bestätigt Anita Eckhardt vom Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe in Berlin. „Das hat es schon immer gegeben“, so die Expertin für sexualisierte Gewalt: „Die Fälle wurden meist nur nicht so öffentlich diskutiert.“
Ein Blick in die Polizeiliche Kriminalstatistik verrät: 2017 erfasste die Polizei bundesweit 11.282 Fälle von Vergewaltigung und sexueller Nötigung. Eine Statistik zu Massenvergewaltigungen gibt es nicht. 2016 verzeichnete die Polizei 7.919 Sexualstraftaten. Hinter dem Anstieg der Fallzahlen verbirgt sich indes keine verstärkte Kriminalität, er beruht eher auf einer Gesetzesänderung: Im Sommer 2017 wurde das Sexualstrafrecht verschärft, seitdem gilt „Nein heißt Nein“. Seitdem werden sexuelle Übergriffe – anders als früher – als Straftaten gewertet, wenn der Täter den ausdrücklichen Willen des Opfer ignoriert, über ein Nein also hinweggeht.
Von den 9.414 Tatverdächtigen im Jahr 2017 hatten laut dem Bundeskriminalamt 5.931 einen deutschen und 3.483 einen nichtdeutschen Hintergrund. 2016 verhielt es sich ähnlich: 3.964 Sexualstraftaten wurden von Deutschen verübt, 2.512 von Nichtdeutschen.
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