#Unteilbar-Demo in Berlin: Auch sie sind „unteilbar“
Die „Unteilbar“-Demonstration in Berlin war viel größer als zunächst erwartet. TeilnehmerInnen erzählen, was sie auf die Straße zog.
Am Samstag sind nach Angaben des Veranstalters über 200.000 Menschen dem Aufruf #unteilbar gefolgt und in Berlin gegen Rechts auf die Straße gegangen. Fünf TeilnehmerInnen erzählen, was sie dazu bewegt hat, an diesem Tag dabei zu sein.
Emilia, Magdalena, Felicitas und Hanna, 15, gehen zusammen auf die Anna-Essinger-Gemeinschaftsschule in Lichterfelde. Ihre halbe Schule sei heute hier, erzählen sie, inklusive des Lehrerkollegiums, aber sie haben sich mit ihren Freundinnen lieber abgesetzt, wollen als kleinere Gruppe mitlaufen. Sie sei die Erste gewesen, die von der Demonstration gewusst habe, sagt Magdalena: „Ich habe einen Bericht darüber im Radio gehört, das war direkt nach Chemnitz.“ Sie habe ihren Freundinnen davon erzählt, und sofort hätten sie beschlossen teilzunehmen. „Wir wollen zeigen, dass die Rechten nicht dominieren“, sagt Hanna.
Nammyoung Hong, 25, hat sich auf den Sockel eines Sonnenschirms gestellt, um besser sehen zu können, auf Zehenspitzen schießt sie mit dem Handy Fotos von der Menge. Hong kommt aus Südkorea, seit einem Jahr studiert sie in Berlin, im Masterstudiengang Historische Urbanistik an der Technischen Universität. Es ist ihre erste Demonstration in Deutschland, sie strahlt über das ganze Gesicht: „So etwas habe ich noch nicht erlebt, es ist sehr bewegend für mich, so viele Menschen für Freiheit und gegen Ausgrenzung auf der Straße zu sehen.“ Hong, die in ihrem Heimatland neben dem Studium als freie Journalistin arbeitet, will ihren Freunden dort davon erzählen. Sie sagt, dass die Demonstration in Berlin eine Inspiration für sie sein könnte.
Qualle heißt eigentlich anders, aber Qualle sei sein Demoname, sagt er, und damit will er auch in die Zeitung. Hier zu sein sei für ihn eine absolute Selbstverständlichkeit, sagt der Kreuzberger: „Gegen rechts bin ich immer dabei.“ Da gebe es keine Diskussionen – auch wenn ihm die Zusammensetzung dieser Demonstration eigentlich „viel zu bürgerlich“ sei.
Qualle findet gut, dass so viele gegen den Rechtsruck zusammengekommen sind, allerdings: „Das ist hier ein ganz schönes Chaos, die Organisation hätte man besser machen können“, sagt er und lacht.
Laura Martin, 27, arbeitet seit fünf Jahren bei der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair. Die ist dafür bekannt, ihre Mitarbeiter schlecht zu bezahlen – und zu schikanieren, wenn sie sich wehren.
Seit dem Sommer gibt es trotzdem immer wieder Streiks. Auf der Demo laufen Laura Milan und ihre Kollegen mit Verdi zusammen. „Es gibt so viel Kraft, mit all diesen Menschen hier zu sein“, sagt sie.
Dominik, der Nachname und Alter nicht verraten will, hat die Freunde im Getümmel verloren – von wegen unteilbar.
Er hat trotzdem Spaß – und findet den Unteilbar-Gedanken genau richtig: „Gegen rechts zu sein sollte keine Extremposition sein, sondern normal.“ Den Anzug hat er an, weil ein bisschen Glitzer ja nie schaden könne.
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