piwik no script img

Kachelmann kehrt ins Fernsehen zurückWieder mit im Boot

Jörg Kachelmann feiert sein Comeback als ARD-Moderator. Nach fast 10 Jahren übernimmt er wieder die MDR-Talkshow „Riverboat“.

Gibt's bald wieder in HD: Jörg Kachelmann. Foto: dpa

Er ist zurück. Ab nächstem Jahr soll Jörg Kachelmann wieder regelmäßig im MDR zu sehen sein. Der Sender gab am Montag bekannt, dass der ehemalige Wettermann der Tagesschau zusammen mit Kim Fisher die Moderation der Talkshow „Riverboat“ übernehmen soll. Ganz neu ist das nicht für Kachelmann, der die Sendung mit Unterbrechungen schon bis 2009 moderierte – aber es ist sein ARD-Comeback nach fast 10 Jahren.

Viele wird ein wiederauferstandener Kachelmann auf der TV-Bühne nicht gerade freuen. War da nicht mal was, Kachelmann, der Vergewaltiger, oder so? Das ist alles, was aus der medialen Schlammschlacht um seinen Prozess hängen geblieben ist, auch acht Jahre später. Inzwischen gibt es zudem eine #Metoo-Debatte und ein stärkeres Bewusstsein dafür, dass man Opfer ernst nehmen und mutmaßliche Täter nicht einfach davonkommen lassen darf.

Die Vorwürfe damals gegen Kachelmann: Vergewaltigung und schwere Körperverletzung an seiner Exgeliebten. Das Interesse war riesig. Alice Schwarzer berichtete für die Bild aus dem Gerichtssaal und interessierte sich nicht besonders für die Unschuldsvermutung. Andere Magazine zerrten intimste Details aus seinem Sexualleben ans Licht.

Kachelmann wurde freigesprochen, aus Mangel an Beweisen. In der Urteilsbegründung heißt es: „Bedenken Sie, wenn Sie künftig über den Fall reden oder berichten, dass Herr Kachelmann möglicherweise die Tat nicht begangen hat.“

2016 ging Kachelmann zivilrechtlich gegen die Frau vor, die ihn beschuldigt hatte. Vor dem Oberlandesgericht Frankfurt wurde der gesamte Prozess neu aufgerollt. Kachelmann bekam Recht. In der Urteilsverkündung führten die Richter aus, sie seien überzeugt, dass die Frau Kachelmann „vorsätzlich, wahrheitswidrig der Vergewaltigung bezichtigte“.

Es wurde Zeit, dass es den Moderator Kachelmann wieder gibt. Weil er Person des öffentlichen Lebens ist, wurden alle Details aus Kachelmanns Verhandlung ausgeschlachtet. Für die Öffentlichkeit blieb er danach Kachelmann, der Vergewaltiger, selbst mit Freispruch. Dabei gibt es selbst für verurteilte Straftäter das Recht, irgendwann wieder an ihren Platz in der Gesellschaft zurückzukehren – für den ehemaligen Wettermoderator schien das bislang trotz Freispruch nicht zu gelten.

Anm. d. Red.: In einer früheren Version des Textes haben wir Kachelmanns Freispruch nicht präzise genug dargestellt. Das haben wir nachgeholt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Für mich ist, anders als offenbar auch bei Frau Spelsberg, gerade nicht das "War da nicht mal was, Kachelmann, der Vergewaltiger, oder so?" hängengeblieben, sondern die spannende Arbeit von Herrn Kachelmann. Ich habe seine Wetteransagen geliebt!

    Dass sich das Mannheimer Gericht recht zweifelhafter Mittel bediente und ums verr*cken nicht akzeptieren konnte, dass auch ein Mann Opfer sein kann und sein unjustiziasbles Sexleben dafür völlig irrelevant ist - geschenkt. Hier hat sich eine Staatsanwaltschaft zusammen mit Richtern auf Kosten Kachelmanns zum Horst gemacht und seine Glaubwürdigkeit, Dank Nachtretens, verspielt!

    Das aber hat nichts mit Herrn Kachelmanns beruflichen Qualitäten zu tun. Wenn hier also die Journalistin schon den zweiten Absatz mit "Viele wird ein wiederauferstandener Kachelmann... nicht gerade freuen." einleitet, um dann selbst den Fall genüsslich auszuschlachten, aber kein Wort über die fachliche Qualität der Arbeit von Herrn Kachelmann verliert, dann kann der Artikel ebenfalls als Nachtreten gelesen werden.

    Und dann ist dieser Artikel hier gar nicht so weit von dem unsäglichen Niedermachen Alice Schwarzers entfernt. Nur dass ich hier dachte, die Taz zu lesen... .

    Peinlich!

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Die Autorin sollte ihre eigene Unkenntnis über den Fall Kachelmann nicht gleichsetzen mit der der Öffentlichkeit.



    Kachelmann ist Opfer einer Falschbeschuldigerin geworden. Und dass das Landgericht Mannheim sowie die völlig durchgeknallte Staatsanwaltschaft Mannheim dies bewusst im Unklaren lassen, ist und bleibt ungeheuerlich. Und ein mieses Nachtreten ohnehin.



    Kachelmann musste der Staatsanwaltschaft sogar gerichtlich verbieten lassen, Unwahrheiten zu verbreiten, ein Vorgang ohne Beispiel in Deutschland.

    www.lto.de/recht/n...weisstueck-messer/

    Dafür hat das Oberlandesgericht Frankfurt aM. die Falschbeschuldigung (und damit die Unschuld Kachelmanns) mit der erforderlichen Deutlichkeit rechtskräftig festgestellt und die Falschbeschuldigerin zu einem Schmerzensgeld verurteilt.



    Die Richter stützen sich vor allem auf das rechtsmedizinische Gutachten und sehen es als erwiesen an, dass die Falschbeschuldigerin sich ihre Verletzungen selbst zugefügt hatte. Sie habe Hassgefühle gehegt, als Kachelmann sich von ihr trennte und habe ihn absichtlich zu Unrecht der Vergewaltigung beschuldigt, damit er festgenommen werde. Damit habe sie sich der Freiheitsberaubung schuldig gemacht.

    www.faz.net/aktuel...uegt-14456968.html

    Warum diese Frau nicht längst angeklagt und verurteilt worden ist, lässt sich nur mit der liederlichen Haltung der Staatsanwaltschaft Mannheim erklären, die gerade nicht objektiv ist, sondern nachkartet, wo sie nur kann.

    Bleibt nur noch zu erwähnen, dass Kachelmann ein Rekordschmerzensgeld gegen Bild erwirken konnte.

    Alles übrigens sogar in der taz nachzulesen.

    www.taz.de/!5372455/

    Muss frau aber nicht ...

  • Na endlich! Es wurde ja auch Zeit!

    Schlimm genug, dass die ARD dermassen dazu getragen werden mussten. Herrn Kachelmanns Freispruch ist bereits sieben Jahre her. Das neuerliche Aufrollen des Falles auf zivilrechtlicher Ebene 2016 hat noch einmal durch Gutachter des Gerichtes genau diesen Freispruch bestätigt.

  • Wieso wird der Freispruch auch hier angezweifelt?

  • Was mir aus der Berichterstattung über Herrn Kachelmann in Erinnerung geblieben ist, ist, daß er seine damalige Geliebte auf eine abstoßende Weise mit anderen Frauen betrogen hat. Daß er seine Intelligenz benutzt hat, seine Wünsche auf Kosten seiner Geliebten zu befriedigen.



    Ich bin der Meinung, daß auch solches Verhalten von Menschen verurteilt werden darf, die sich formal an alle Gesetze halten. Solche Personen sollten nicht von der Gesellschaft bevorzugt werden.



    Wenn Herr Kachelmann in die Öffentlichkeit zurückkommt, sollte er sich über das damalige erklären und sich gegebenenfalls dafür entschuldigen.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @shashikant:

      Da ist ja dann sehr wenig hängen geblieben vom Fall Kachelmann.

      Ich zog folgendes Fazit:

      Das Straverfahren gegen Kachelmann gehört sicherlich zu den Tiefpunkten bundesdeutscher Justiz. Staatsanwaltschaft, Gericht und Polizei haben sich zu Handlagern einer durchgeknallten Kriminellen gemacht, die Boulevardmedien, namentlich Springer und Burda haben Gossenjournalismus auf unterstem Niveau betrieben und die Steuerbetrügerin und Hetzerin Alice Schwarzer hat wissentlich an der Verfolgung eines Unschuldigen mitgewirkt und dessen Ruf absichtlich nachhaltig zerstört.



      Und eine Falschbeschuldigerin, die Herrn Kachelmann aus niedirgen Beweggründen mit einer erfundenen Geschichte ins Gefängnis gebracht hat und ihn dort für Jahre sehen wollte, läuft immer noch frei rum.



      Das ist ein Skandal und nicht eine sexuelle Beziehung, die zwei Menschen miteinander geführt haben.

  • Will die TAZ Herrn Kachelmann nochmals durch den Dreck ziehen? Das OLG Frankfurt hat Claudia D. wegen Falschaussage verurteilt.

    Aus einem damaligen TAZ-Bericht: "Kachelmanns Ex-Geliebte habe mit ihrer falschen Strafanzeige „rechtswidrig und schuldhaft“ gehandelt, stellte das OLG in der 33 Seiten langen Urteilsbegründung weiter fest. Sie sei mit „direktem Vorsatz“ und „krimineller Energie“ vorgegangen. Als Motiv komme Rache in Frage, da Kachelmann auch andere Frauen hatte und die Beziehung habe beenden wollen."