Studie zu ungleich verteilten Einkommen: 1.200 Euro im Monat sind ungerecht
Wer sich als unterbezahlt sieht, tendiert dazu, die eigene Leistung am Arbeitsplatz zurückzufahren – so eine neue Studie des DIW.
Relativ hohe Einkommen um 6.100 Euro Brutto im Monat hingegen empören nur 38 Prozent. „Aus Sicht fast aller befragten Beschäftigten sind Menschen in Deutschland am unteren Ende der Einkommensverteilung unterbezahlt, und das empfinden fast alle als ungerecht“, fasste Studienautorin Jule Adriaans zusammen.
Topgehälter etwa für ManagerInnen waren nicht Gegenstand der Untersuchung. Da würde es kritisch werden, sagt DIW-Vorstand Steffen Liebig: „Wenn in den Führungsetagen zu hoch verdient wird, hat das Folgen für das Leistungsniveau der normalen Beschäftigen.“ Volkswirtschaftlich fatal: Wer sich als unterbezahlt sieht, tendiert dazu, die eigene Leistung am Arbeitsplatz zurückzufahren. Die Anstrengung passt sich an das niedrige Lohnniveau an. So werde individuell Gerechtigkeit hergestellt.
Interessant ist die Studie insbesondere für eine weitere Debatte: Das DIW untersucht die Auswirkungen des Mindestlohns auf das Gerechtigkeitsempfinden. Die Forschung zeige, so Liebig, dass zwar der Stundenlohn steigt. In vielen Fällen aber sinke der Stundenumfang und damit auch der Bruttomonatslohn. Kein Gewinn für die Gerechtigkeit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin