wirbelsturm „katrina“ – bilder der zukunft: KOMMENTAR VON NICK REIMER
Peitschender Wind, entwurzelte Bäume, fliehende Menschen – Hurrikan „Katrina“ liefert schauderhafte Bilder. Experten rechnen schon jetzt mit dem teuersten Wirbelsturm aller Zeiten. Dabei hat die diesjährige Hurrikan-Saison gerade erst begonnen. Überflutete Dörfer, Schlammlawinen, Sandsäcke – gerade noch flimmerte Europas Sommerflut über die Mattscheibe. Katastrophen-TV total. Gelassen sagen Wissenschafter, das würden wir jetzt häufiger sehen. Schließlich tritt nur ein, was sie seit Jahren phrophezeiten: der Klimawandel, menschgemacht und unumkehrbar.
Eine Programmänderung ist nicht in Sicht. Die Politik ist eingepfercht zwischen Wahlvolk und Wirtschaftslobby. Letztere besitzt ein Totschlagargument: Klimaschutz kostet Wachstum. Dem Wähler lässt sich die Einsicht in den Verzicht nicht stimmbringend verkaufen. „Männerlohn für Frauenarbeit“ – sogar die Grünen präsentieren sich lieber als die Partei der Verteilungsgerechtigkeit. Als „Klima-Retter“ müssten sie Mäßigung propagieren.
In den USA ist jetzt eine Studie des Rocky Mountains Institute erschienen. Windenergie, Biokraftstoffe, Energieeffizienz: Der ölabhängigste Staat der Welt könnte unabhängig von Importen werden. Und nicht nur das. Würden die USA jetzt resolut auf Klimaschutz umstellen, ergäbe sich sogar ein wirtschaftlicher Vorteil. Dies ist die richtige Studie zur richtigen Zeit. Angesichts von „Katrina“ fragt sich die Öffentlichkeit: Geht das jetzt so weiter? Kann man gar nichts tun?
Doch, man kann. Katastrophen-TV sollte erstens Anlass zur Abbitte sein – gegenüber jenen Wissenschaftlern, die einst als hysterisch abgetan wurden. Natürlich irren auch Forscher. Offensichtlich aber ist, dass ihnen seltener geglaubt wird, wenn sie Horrorszenarien malen und Verzicht als Medizin verschreiben. Die Bilder sollten also ermutigen, dem Rat der Wissenschaft im Klimaschutz zu folgen. Möglicherweise katapultiert uns dieser doch nicht in die Steinzeit zurück, wie uns das die Wirtschaftslobbyisten weismachen wollen. Zweitens können die Bilder die Politik befreien: Wird die Sorge ums Klima zu einer Sorge des Wahlvolkes, ist sie nicht mehr eingesperrt.
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