Gegenstandpunkt: Warum ich (noch) nicht E-Auto fahre
Fast jeder in meinem Freundeskreis hat ein Auto, obwohl das in Hannover eigentlich gar nicht nötig wäre. Die Stadtbahnen fahren regelmäßig und bringen einen in fast jeden Winkel der Stadt. Wenn nicht, fahren immer noch Busse, es gibt Carsharing und seit Kurzem die Taxi-Bus-Mischung Moia. Ich selbst fahre meistens Fahrrad oder mit der Bahn. Auf mein eigenes Auto will ich trotzdem nicht verzichten.
Ich bin bequem. Ich möchte schnell zum Einkaufen oder einem Termin in der Region fahren können. Ich möchte in mein Auto steigen, wenn es regnet oder die Bahn streikt. Dass das nicht gut für die Umwelt ist und ich auch mit meinem Benziner die Luft in den Straßen verpeste, weiß ich. Genau wie die Besitzer der 216.482 Autos, die zum Stichtag 1. Januar 2018 in Hannover angemeldet waren. Aber sie alle sind genauso bequem wie ich.
Den Individualverkehr in den Städten in den nächsten Jahren abzuschaffen, ist eine Illusion. Vielleicht steigen die Menschen wieder vom Diesel auf einen Benziner um, aber ihr Auto lassen sie nicht stehen.
Damit E-Autos für Privatleute interessant werden, muss noch einiges passieren: Da wäre zunächst der Preis. Wenn E-Autos nicht günstiger werden, ist die ganze Debatte müßig. Der Umweltbonus des Bundeswirtschaftsministeriums ist da zwar ein richtiger Ansatz, er reicht aber nicht. Privatleute und Unternehmen können eine Förderung von bis zu 2.000 Euro beantragen, wenn sie einen neuen Elektrowagen kaufen. Die Differenz zwischen einem neuen Benziner und einem Elektroauto ist in der Regel aber viel größer.
Und Menschen, die sich nur ein gebrauchtes Auto leisten können, werden gar nicht gefördert, wenn sie sich für ein umweltfreundlicheres Modell entscheiden. Dass der Gebrauchtmarkt für E-Autos noch überschaubar ist, macht die Sache nicht leichter.
Technisch müssen sich die Reichweiten der Akkus weiter steigern. Vor allem Tesla, aber auch Nissan, Renault oder BMW haben zuletzt Modelle auf den Markt gebracht, die nach Angaben der Hersteller mehrere Hundert Kilometer fahren können. Die haben allerdings auch ihren Preis.
Die finanziellen Anreize werden allerdings ohnehin nichts bringen, wenn die Infrastruktur fehlt. In der Stadt braucht es an jeder Ecke Ladestationen, damit es für die Menschen attraktiv wird umzusteigen. Das ist in einem Flächenland wie Niedersachsen nicht einfach. Unmöglich ist es aber auch nicht. Das zeigen Beispiele wie Norwegen.
Mir jedenfalls ist es egal, ob ich einen Diesel, Benziner oder ein E-Auto fahre – Hauptsache, ich bin mobil. Andrea Maestro
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