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Kommentar EU und GriechenlandMasters of Desaster

Robert Misik
Kommentar von Robert Misik

Man wird es dieser Tage oft hören: Die europäische „Rettungspolitik“ sei eine Erfolgsgeschichte. Ha. Haha. Hahahaha!

Schäuble als Angstmacher im Jahr 2015: „5 Jahre saugt er dein Blut – Jetzt sag NEIN zu ihm“ Foto: dpa

S ie sind so gewiss und erwartbar, dass wir sie uns auch gleich selbst schreiben könnten – die Jubelmeldungen aus den europäischen Technokratenstuben, dass die Krise in Griechenland nun zu Ende sei; dass das Land jetzt wieder an die Finanzmärkte zurückkehre; dass die verordnete Kur ja nun doch Erfolg gehabt hätte, allen Kassandrarufern zum Trotz.

Und gibt es nicht auch sonst genug an Erfolgsmeldungen aus Griechenland? Die Arbeitslosigkeit, ja, sie ist immer noch hoch – aber erstmals seit Jahren unter die 20-Prozent-Marke gefallen. Die Erwerbsquote steigt wieder langsam.

Aber warten wir ab, ob sich das geschundene Land tatsächlich zu akzeptablen Bedingungen auf den Finanzmärkten refinanzieren kann; ob die Schuldenlast jetzt tatsächlich tragfähig ist. Und selbst, wenn: Eine Erfolgsgeschichte wird die „Rettungspolitik“, wie sie von Schäuble, Troika und Co exe­kutiert wurde, nimmermehr. Und im Grunde geben das ja sogar die Verantwortlichen heute zu. Sie sagen nur: Es gab damals ja kaum eine andere Möglichkeit.

Fakt ist natürlich: Als die griechische Regierung 2009 eingestand, dass im Budget ein astronomisches Finanzloch klaffe, war das nur bedingt eine Folge der Finanzkrise. Anders als in Spanien oder Island war es nicht der Kollaps der Banken, sondern die Misswirtschaft der vorhergegangenen Regierungen, die für die Malaise verantwortlich war. Die Finanzkrise führte dann aber dazu, dass Griechenland kaum mehr Kredite bekommen hätte – und quasi bankrott gewesen wäre.

Also musste die Eurozone hektisch Rettungsinstrumente für angeschlagene Pleitekandidaten basteln, denn auf so ein Szenario war man nicht vorbereitet. Das kostete wertvolle Zeit, in der das Land zudem immer tiefer in die Krise hineingeredet wurde.

Wirtschaft abgewürgt

Heute räumen sogar die Eurozonen-Dirigenten ein, dass es schon damals einen scharfen Schuldenschnitt gebraucht hätte – man einen solchen aber nicht gewagt hat, da die Finanzmärkte ohnehin lodernd in Flammen standen und man daher einen Dominoeffekt befürchtete.

Dass ein Land mit riesigem Defizit in den laufenden Haushalten bei seinen Staatsausgaben den Rotstift ansetzen muss, ist natürlich kaum abzustreiten, noch dazu, wenn es, wie Griechenland, nicht auf die Schnelle für mehr Steuereinnahmen sorgen kann. Aber die Schocktherapie, mit der die griechische Volkswirtschaft kaputtgeschrumpft wurde, war viel zu brutal, um irgendwelche effizienten Folgen haben zu können.

Nahezu alles, was die Troika und die Eurogruppe Griechenland an Medizin verabreichte, war fatal

Der Sparkurs, der verordnet wurde, machte die Schulden noch drückender, wie jeder Kreditnehmer schnell hätte verstehen können: Wenn deine Schulden langsam sinken, dein Einkommen sich aber halbiert – dann hast du mehr Probleme mit deinen Schulden, nicht weniger.

Nahezu alles, was die Troika und die Eurogruppe Griechenland an Medizin verabreichte, war fatal. Klar brauchte das Land Strukturreformen: Aber eine Modernisierung der Wirtschaft kriegst du eher schlecht hin, wenn du sie abwürgst – und leichter, wenn du investierst. Und die Generationen, die jetzt ein nahezu ganzes verlorenes Jahrzehnt hinter sich haben – die holen die verlorenen wirtschaftlichen Möglichkeiten nie wieder auf.

Mag man sogar die Privatisierung von Staatseigentum für unumgänglich halten; wenn ein Land hohe Schuldenstände abbauen muss, dann ist erstens schon fraglich, ob das denn ökonomisch langfristig so effizient ist (dem Staat entgehen ja auch künftige Einnahmen), vor allem aber weiß jedes Kind, dass es sehr verrückt ist, inmitten einer globalen Krise fast alles auf den Markt zu werfen – dann verfallen nämlich die Preise, und die Erlöse aus den Privatisierungen bleiben weit unter den Erwartungen.

Chance für Erneuerung

Beinahe im Monatstakt wurden Griechenland aber genau solche Unfug-Rezepte verschrieben.

Doch nicht nur in konzeptioneller Hinsicht wurde fast alles falsch gemacht – vor allem auch in atmosphärischer. Mit Zutun höchster Kreise wurde eine Sprache des „wir gegen sie“ salonfähig: Fleißiger Norden gegen faule Südländer. Tüchtige Deutsche versus Pleitegriechen. Da wurde runtergemacht und in Herrenreitermanier gebellt, man möge doch bitte in Athen die Hausaufgaben machen. Ein ganzes Land wurde zum Befehlsempfänger degradiert. Nun ist ein Gläubiger-Schuldner-Verhältnis immer ein Macht-Ohnmacht-Verhältnis, aber gerade deshalb wäre ein wenig Fingerspitzengefühl nicht zu viel verlangt gewesen.

Und zu allem Überdruss hat man dann ab 2015 die linke Syriza-Regierung nicht als Chance für eine grundlegende Erneuerung des griechischen Filz- und Schlendrian-Systems behandelt, sondern hat vom ersten Tag ihres Amtsantritts klar gemacht, dass sie der Feind sei, ein Unfall und Irrtum, eine Regierung, die so schnell wie möglich wieder verschwinden muss.

Viel mehr falsch hätte man schwer machen können.

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Robert Misik
Geboren 1966, lebt und arbeitet in Wien. Journalist, Sachbuchautor, Ausstellungskurator, Theatermacher, Universaldilettant. taz-Kolumnist am Wochenende ("Der rote Faden"), als loser Autor der taz schon irgendwie ein Urgestein. Schreibt seit 1992 immer wieder für das Blatt. Buchveröffentlichungen wie "Genial dagegen", "Marx für Eilige" usw. Jüngste Veröffentlichungen: "Liebe in Zeiten des Kapitalismus" (2018) und zuletzt "Herrschaft der Niedertracht" (2019). Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik 2009, Preis der John Maynard Keynes Gesellschaft für Wirtschaftspublizistik 2019.
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19 Kommentare

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  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Die Deutschen und ihr letzter Blitzsieg im April 1941, es traf Griechenland, sollten sich schämen und die Klappe halten, statt schulmeisterlich aufzutreten, Ratschläge zu erteilen und Griechenland mal wieder ins Unglück zu stürzen.



    Die Kontinuitäten zwischen 1941 und heute sind unübersehbar.



    Einer der renommiertesten Südosteuropaforscher, der Historiker Mark Mazower fasst im Vorwort seines Werkes „Inside Hitler’s Greece“, auf Englisch 1993, in der Sprache der Täter mal eben 20 Jahre später, 2013 erschiene, wie folgt zusammen:

    "Alles, was in Griechenland auf den Zweiten Weltkrieg folgte – der Bürgerkrieg, die bleibenden Narben, die er hinterließ, ja sogar die Demokratisierung des Landes nach 1974 –, (ist) nur vor dem Hintergrund des totalen Zusammenbruchs von Staat und Gesellschaft zu begreifen (...), den die deutsche Besatzung und ihre tödlichen Folgen mit sich brachten“.

    www.tagesspiegel.d...tike/13700258.html

    Und nun einfach mal die Klappe halten, Herr Schäuble, und einfach mal kein braunes Uzeug mehr sudeln, liebe BILD, und AfD und CSU.

  • Griechenland wäre nie so tief gefallen, wenn Deutschland nicht mit Macht seine Politik dort durchgesetzt hätte. Mag sein, dass vieles dort nicht gut lief, aber diese Art, deren Kreditwürdigkeit zu untergraben hat Mrd. an Kosten verursacht. Und die griechische Wirtschaftsstruktur ist nicht gerade revolutioniert worden. Auch heute stellen die Griechenland wenig her. Ihr Land ist auch klein, es gibt drei große Städte Athen, Saloniki und Piräus, der Markt ist insofern sehr begrenzt. Die Textilindustrie ist längst weitergezogen, sie zu revitalisieren, ist nicht mal Schäuble gelungen. Der massive Abbau von Sozialleistungen hat bisher auch nur Armut und Depression ausgelöst. Ich frage mich, was die EU eigentlich werden soll, wenn man sich ansieht, wie Deutschland dieses Land in die Enge getrieben hat.

  • Ohne echten Schuldenschnitt werden die sich in 20 Jahren nicht erholen, wie auch. Es fehlt nur jemand in der EU der das mal sagt und es auch durchgedrückt.

    • @Sven Günther:

      Eigentlich wissen in der EU das alle EntscheiderInnen. Doch Schiss vor einem Schneeballeffekt verhindert die einzig vernünftige Maßnahme.

  • Wäre nur damals auf die Taz gehört worden. Griechenland wäre sicher schon einen Schritt weiter.

  • 8G
    83492 (Profil gelöscht)

    Jürgen Stark, ehemaliger Chefvolkswirt der EZB



    "Hätte man damals diesen Schuldenschnitt getan, hätte man damals Griechenland gehen lassen, dass der gesamte Anpassungsprozess außerhalb des Euroraums hätte durchgeführt werden können, dann hätte man auch viel Schaden letztlich oder hohe Kosten für die Währungsunion selbst sich erspart, weil in Folge der Griechenland-Krise die Währungsunion umgebaut worden ist. Um überhaupt Griechenland helfen zu können, hat man ja fortgesetzt gegen den Maastricht-Vertrag verstoßen, und das ist für mich auch eine hohe politische Bürde, die man hier auf sich genommen hat." ...



    "Man hat alle Regeln geändert, um Griechenland zu retten. Das wäre einfacher gewesen und man hätte den schmerzhaften Prozess verkürzen können, wenn man Griechenland hätte ziehen lassen, aus dem Euro hätte ausscheiden lassen, und dann einen Schuldenschnitt vollführt hätte." [1]

    Nur die Griechen wollten partout den EURO behalten und an den Rauswurf hat sich niemand getraut.

    [1] www.deutschlandfun...:article_id=425894

  • Dass der Jurist Schäuble den größten Einfluss auf die ökonomische Wiederbelebung Griechenlands hatte, war und ist fatal für Griechenland. Schäuble kennt nur Zuckerbrot und Peitsche. Und da Syriza ihm sowieso verhasst war, ließ er das Zuckerbrot gleich weg. Mithilfe der BILD und anderer Zentralorgane für neoliberale Zwangsmaßnahmen musste die griechische Regierung das Tafelsilber verscherbeln zugunsten privatkapitalistischer Schnäppchenjäger, Renten um 30% kürzen, das Gesundheitssystem schleifen, Ersparnisse vernichten und noch mehr Jugendarbeitslosigkeit in Kauf nehmen. Und der deutsche Michel dachte, dass man es den faulen Griechen endlich einmal gezeigt hat. Es geht also auch ohne Waffen SS. Wer hier von Erfolgsstory schwafelt, kann doch nur die Gläubigerbanken im Sinn haben.

    Bei der Frage, ob Tsipras richtig gehandelt hat, müsste erst einmal geklärt werden, ob er überhaupt noch hätte anders handeln konnte. Denn immerhin hat der Fall Griechenland eines gelehrt: Die Griechen hätten wählen können, wen und was sie wollten, die Programmatik der jeweiligen Regierung hätte für die von Schäuble gesteuerte Troika keine Rolle gespielt. Die Demokratie wurde in Griechenland zumindest vorübergehend ad acta gelegt. Und das im sogen. Mutterland der Demokratie und im ach so demokratischen Europa und der hoch gelobten EU.

    • 8G
      83492 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      "ob er überhaupt noch hätte anders handeln konnte."



      Natürlich hätte er anders handeln und den EURO verlassen können. Er wollte nur die Konsequenzen nicht tragen.

      • @83492 (Profil gelöscht):

        Das wäre eine Katastrophe gewesen, die Schulden notieren in EUR, die man dann mit einer schwachen Neodrachme hätte bezahlen müsste.

        Das hätte nur mit einem Schuldenschnitt geklappt und dann können die Griechen auch im EUR bleiben.

      • @83492 (Profil gelöscht):

        "Er wollte nur die Konsequenzen nicht tragen."



        Ich glaube so einfach auf einen einzelnen Mann und einer Einzelentscheidung zu fokussieren reicht nicht aus.



        Das allgemeine Versäumnis war vielmehr keinen Krisenplan, Ausstiegsplan oder PLan B mit einem B-Euro gehabt zu haben. Langfristige aufgebaute Probelme werden mit kurzfristig bereitgestellten Geldern zugekleistert.

        Das ist unser aller Problem bei viel zu vielen Themen.

  • Ich finde, dass das ein befremdlicher Kommentar ist! Gleichwohl ich viele Positionen teilw.

    Einerseits wird, so wie ich das auch verstanden habe, eine jahrzehntelange politische Misswirtschaft der Regierungen verbunden mit griechischem Filz aus Wirtschaft und Politik als Hauptursache dargestellt.

    Im Resultat wird dann aber ständig geschlussfolgert dass die EU, Troika Rettungsschirm komplett versagt haben wegen falscher Annahmen, Problemlösungsmethoden und auch politisch.

    Fazit: Alle haben alles falsch gemacht und auch der KOmmentator hat keine Idee wie es hätte konkret anders laufen müssen? Außer des Tonfalls den man hätte optimieren müssen?

    Konkreter Hinweis: So wie ich das verfolgt habe liegt in Athen seit ca. 3-4 Jahren ein Liste mit griechischen Steurgeflüchteten die offensichtlich zu uninteressant scheint dem mal nachzugehen.



    Ich habe zudem keine detaillierte Aufarbeitung wahrgenommen aus Griechenland wie denn die Krise entstand und was man besser machen könnte um sowas zukünftig zu verhindern.



    War man z.B. zu korrupt oder naiv uns Deutschen unsere scheiß U-Boote, Panzer usw. auf Pump abgekauft zu haben? Oder wer hat für was Kredite aufgenommen? Irgendwelche Leute haben sich massiv die Taschen voll gemacht... Kommt da noch eine Analyse? Würde ich gut finden.

    • @Tom Farmer:

      kl. Tipp - Herz&Hirn a weng selber hm.



      Between & Mang die Weichen.



      Könnt schon gut was weit reichen.



      &



      Robert Misik lädt doch liggers gut&fein



      Zu solch Selbst Durch Dachten - ein.



      Jeder braucht solch 'mutig’ Traute.



      Statt immer nur! - Vorgekaute'



      's. Dess - ist bequem - gar gutangenehm.



      Nur. Auf Dauer - Hilft nur handcrafted.



      Power.

      unterm——&btw - ich 'auf‘s Ende seh;)'



      Auch hier ehrlich wieder einen Tusch;)



      Für Robert Misik & den ollen Busch;))

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Tom Farmer:

      Ja nun, wenn man das Übel nicht von der Wurzel her sehen will - jene ist das kapitalistische Wirtschaftsystem inkl. kapitalistischer Okkupation der demokratischen Machtstrukturen (Merkelsche marktkonforme Demokratie bzw. Postedmokratie) - verzettelt man sich im Labyrinth der Symptombekämpfung.

      • @90191 (Profil gelöscht):

        Will natürlich Ihren Porzellanladen



        Nicht vor Ihnen - öh durcheneen brüngen.

        Aber könnt‘s sein*¿*



        'TINA' - Wolltense eigentlich sagen - hm*¿!* Wollnichwoll.

        unterm——



        So quasi Pappkameradenaufbau like.



        FDJ-WinkelementAngie & Cie.



        Oder wie*¿!*

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Viel mehr falsch hätte man schwer machen können ... meint nicht nur Robert Misik.

    Nein, wahrlich nicht. Denn - mit den Worten eines großen Denkers: "Es gibt kein richtiges Leben im falschen." Und hier ist erkennbar nicht der Ort, an dem wichtige Aufgaben angemessen gelöst werden. Die Resultate sind Tag für Tag zu besichtigen. Business as usual.

    Und die Karawane zieht ungerührt weiter.

  • Korrekt. Danke.

    Die 'Friedrich-Küppersbusche-Ergänzung‘



    Sei aber bitter&notwendig ~~ s.ä. angefügt.



    'Quittung eu-europaweit nach Grexit.



    Geht in der Flüchtlingsfrage - tagumtage.



    So. An Iron-Merkel&Gröfimaz I.&II. & Co.‘

    & dazu sodannso - ;( Däh!



    “Wer anderes von mir verlangt - tret ich zurück!“



    exIM-Mielke-auf-Rädern - Sei anti-GG Bubenstück.



    & Dess & ex&Hepp!



    Liefert grad die Roadmap - dem bay. Obergrenzenvollhorst & Cie.



    Genau Genau - Die Folie vs BK-Angie & ehrn CSU-Schuß ins Knie.

    kurz - Na Servus.



    &



    Tusch.

  • Ein harter Schuldenschnitt hätte die strukturellen Probleme des Landes auch nicht behoben und war nie eine Alternative. Politik ist halt die Kunst des Machbaren.

    Nach einer offiziellen Pleite des Landes und einem Rauswurf aus dem Euro würde das Land heute wahrscheinlich auch nicht besser darstehen. Mehr Arbeitplätze wären jedenfalls sicherlich nicht entstanden und ob sich die Wirtschaft nach einer ungeordneten Pleite jemals wieder erholt hätte, steht in den Sternen.

    Wäre ein Schuldenschnitt mit dem unmittelbaren Verlust deutscher Steuergelder verbunden gewesen, hätte die Regierung zurück treten müssen. Jetzt spüren wir halt die mittelbaren Folgen: Die millionenfach abgeschlossenen Lebensversicherungen sind quasi wertlos und die Mieten steigen ungebremst. Ja, wir zahlen einen hohen Preis.

  • Griechenland bleibt in der EU gescheitert

    Bei einer durchschnittlichen Schuldenlast pro Kopf der Bevölkerung von 26.000 Euro, je Familienhaushalt 78. bis 130. Tausend Euro, plus Zinseszins, für einen unbestimmten Zeitraum, bleibt das Thema für die kommenden Generationen erhalten.

    Der Beginn für einen Ausweg wäre die Beschlagnahme der außer Landes geschafften Vermögenswerte in Höhe von mehr als 200. Milliarden. Aber auch dafür fehlt jeder bürgerlichen Regierung in Griechenland der Mut und die Entschlossenheit.

    Da bleibt nur dem Staatswesen Griechenlands auch weiterhin die dauerhafte Alimentierung durch die Europäische Union. Andere EU-Mitglieder werden diesem Beispiel folgen. Es fragt sich nur ob die Bevölkerungen in den tragfähigen Wirtschaftsregionen das auf Dauer mitmachen werden.

  • 9G
    97546 (Profil gelöscht)

    Das ganze Desaster ist ja nicht deshalb produziert worden, weil man keine andere Lösung wusste, sondern bei solchen Krisen wird den großen Investoren ermöglicht, staatliche Betriebe, insbesondere zur Daseinsvorsorge, zu übernehmen. Insofern also absolut eine Erfolgsgeschichte.