piwik no script img

Kolumne Wir retten die WeltWie fänden wir den Öko-Trump?

Bernhard Pötter
Kolumne
von Bernhard Pötter

Klar: Der US-Präsident gehört in die grüne Hölle. Aber was, wenn jemand pöbeln, lügen und schikanieren würde, um echte Probleme zu lösen?

Alte Damen ausbremsen: Wäre das ok, um Klima, Regenwälder und Ozeane zu sichern? Foto: ap

D ie beste Bemerkung zu Donald Trump kam diese Woche von Stephen Colbert im US-Sender CBS: Der Präsident „is now in Brussels, then it’s on to England and then he is going straight to hell …, I’m sorry, Helsinki.“ Uns ist natürlich klar, dass Trump zumindest in die grüne Hölle gehört: Abrissbirne bei allen Öko-Themen, Vorfahrt für Verschmutzer, Zerstörung der Umweltbehörde EPA. Und dazu Lügen, Drohungen, Einschüchterungen, Rassismus.

Jetzt ein Gedankenexperiment: Schließen Sie die Augen, legen Sie die CD mit dem Gesang der Buckelwale ein. Und stellen Sie sich vor: Ein US-Präsident tut all das, was Trump gerade tut – aber er tut es, um die Welt zu retten. Wie fänden wir das?

Abscheulich. Oder? Stellen Sie sich vor, ein US-Präsident George Green räumte auf mit dem Einfluss von Big Business: Schluss mit den Subventionen für die Ölindustrie, auch wenn sie geltendes Recht sind. Er legt Kohlegruben still, obwohl noch Verträge laufen. Verbietet Autofahrten unter 7 Meilen. Erlaubt nur noch veganes Barbecue.

Welche Rüpeleien wären für die gute Sache akzeptabel?

President Green ist nicht zimperlich. Oh nein. Er belegt US-Flüge mit einer Klimasteuer von 2.000 Dollar. Nur noch Reiche kommen ins Land. Er hält per „Carbon Ban“ alle fern, die mehr als 5 Tonnen CO2 im Jahr produzieren. Er giftet gegen „sogenannte Richter“, die ihm das untersagen wollen. Beim Treffen der Opec rempelt er den kuwaitischen Ölminister aus dem Weg. Beim G20-Treffen nennt er den saudischen König den „Pipeline-Prinzen“, der sich mit seiner Pipeline nie messen könne. Beim Nato-Treffen poltert der US-Präsident gegen Deutschland, weil es schon wieder nicht sein Versprechen hält, 0,7 Prozent der Wirtschaftsleistung in die Entwicklungshilfe zu stecken: „Ihr zieht uns über den Tisch!“

Green käme mit der Öko-Abrissbirne: Die WTO? Gehört zerschlagen, weil sie Umweltbelange bremst. Per Twitter mokiert er sich über Angela Merkels gebrochenes Klima-Versprechen. Er nennt die brasilianische Rindermafia „bad hombres“. Er belegt alle Importe mit hohen Strafzöllen, die mit hohem CO2-Ausstoß im Ausland entstanden sind, er beginnt einen Öko-Handelskrieg. Sein Botschafter in Deutschland bestellt Daimler und BMW zu sich und richtet aus: In zehn Jahren nur noch Autos ohne Verbrennungsmotor in die USA!

Für President Green gäbe es nur saubere Ökos oder böse Ökoschweine. Es gäbe nur Länder, die es verstanden haben, oder hoffnungslose Altlasten voller Kohle, Diesel und Fleisch.

Dann käme er zu einem Besuch nach Berlin. Und es gäbe eine Demo für Green und eine ­gegen Green. Mal ganz ehrlich, liebe taz-Leser*in: Auf welcher Demo würde ich Sie treffen? Welches Schild würden Sie halten?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
Mehr zum Thema

17 Kommentare

 / 
  • Es gäbe mit mir noch eine dritte Demo, nämlich die FÜR Demokratie. Denn nur wenn eine Mehrheit sich für eine sozial ökologische Wende engagiert ist diese auch zu erreichen. Eine Öko Diktatur wird am Widerstand einer kreativen Minderheit scheitern.

  • Ein Öko-Trumpeltier braucht Keiner. Der richtet doch den meisten Schaden nicht durch die Ziele an, die er verfolgt, sondern mit dem ungeschickten Versuch, diese zu erreichen - insbesondere auch bei denen, denen er nutzen will.

  • Trump macht doch schon viel von dem die Linken immer träumen, zB seine Strafzölle werden die Globalisierung lahmlegen oder das mit einem Kriegstreibenden Putin gemeisame Sache gemacht wird war doch schon immer ein Wunschtraum. Und das Flüge wesentlich teurer werden kriegt Trump auch noch hin, wetten ?

  • Leider wird es diesen George Green nie geben. Ganz einfach deshalb, weil er nicht genügend Stimmen bekommen würde, so er sich denn schon vor der Wahl als "Grün" outet. Und es ist auch weit und breit keine Partei zu sehen, ähnlich mächtig wie die Republikaner, die Einen mit solch einem Hintergrund sponsern und ihm dann den Rücken freihalten würden. Das ist die Realität. Trump ist nur deshalb mächtig, weil er eben keine Grünen Ideen hat, sondern 100% Kapitalist und auf gnadenlose Ausbeutung der Ressourcen aus. Einer, der auch einen Krieg in Kauf nimmt um Wachstum zu generieren. Deshalb hat er auch die Unterstützung des Militärs. That's it. Das gibt es nicht in Grün.

  • Die Linksliberalen sollten sich nichts einbilden. Sie würden einen Trump lieben, der Ihre interessen vertritt. Sie haben Chavez geliebt. Es geht den Linken und den Rechten nur um Ergebnisse. Die Demokratie oder andere Dinge wie Diplomatie, Europa, Rechsstaatlichkeit liegt Ihnen exakt gleich am Herzen.

  • Kleine Entscheidungshilfe: Präsident Green legt einen „Nationalen Energiewendeplan“ auf, um CO2-freie Kernenergie bis 2030 auf 75% zu bringen.

    In Übereinstimmung mit den Vorschlag des Weltklimarates und führenden Klimaforschern wie James Hansen.

    • @Frank Erlangen:

      Also das mit der Kernenergie wär ja schon mal ein Schuss in den Ofen.

  • Auf welcher Demo Sie mich treffen würden? Natürlich auf der gegen kulinarische Barbarei!



    "(...) nur noch veganes Barbecue" - Da wächst zusammen, was zusammen gehört!

  • Diese Verhalten eines US Präsidenten wäre für die US Wirtschaft nicht profitabel, weshalb es ihm wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit wie Kennedy gehen würde, der damals den Vietnam Krieg beenden wollte, wodurch die Rüstungsindustrie erhebliche Einbußen gehabt hätte!

    Was mit Kennedy passierte, wissen wir alle!!!

  • Sehr schönes Gedankenspiel Herr Pötter. Ich hoffe, es bring ein paar Leute zum Nachdenken.

  • 9G
    90634 (Profil gelöscht)

    Autoritäre Methoden sind im Namen jeder Sache abstossend und widerlich.



    Und wer seine Ziele mit rücksichtslos-autoritären Mitteln zu erzwingen versucht bekommt den Mittelfinger, egal unter welcher Flagge er marschiert

  • Keine Rüpeleien wären für eine gute Sache akzeptabel.



    Sehr fragwürdiges Testpilotprojekt von Bernhard Pötter. Was will er mit einem solchen Artikel?



    Mal angenommen wir wären Ökodiktator....

    Hausbesetzungen und Kohlebagger lahmlegen sind keine Rüpeleien.



    Sondern Methoden Ziele durchzusetzen.

    Grab her by the pussy sind Methoden Ziele durchzusetzen und dabei die Hackordnung zu erneuern.



    Es gibt keine neutralen Rüpeleispielchen.

    Möchten Sie sich die Grünen - CSU-Koalition ausdenken?

    • @nzuli sana:

      Da pöttert der Huf am Stege*¿*

    • @nzuli sana:

      :-) Da wurde aber voll ins Schwarze getroffen...

  • Mir machen Menschen, die Richtiges aus den falschen Gründen tun, Angst.

    Denn sie wissen nicht, was sie tun…

    Und das Ende ist m. E. noch weniger absehbar als üblich – ob es gut oder schlecht wird.

  • Die Frage ist müßig, denn solch ein Präsident wäre innerhalb kürzester Zeit kaltgestellt. Er würde erleben, wie endlich präsidiale Macht ist und wer tatsächlich die Macht hat.



    Darüber hinaus ist sie nur eine Kopie der viel größeren Frage, warum Gott, der nach christlichem Verständnis Gerechtigkeit, Freiheit und Liebe als Prinzipien seines eigenen Seins erklärt, in gewissem Grad ohnmächtig ist - weil er durch seine eigenen Prinzipien beschrankt ist.

  • Einfach mal Danke sagen.