Donald Trump kritisiert Mays Brexit-Plan: „Sie hat nicht auf mich gehört“
US-Präsident Trump wettert bei seinem Besuch in Großbritannien gegen Theresa Mays Gestaltung des Brexit. Am Freitag trifft er die Queen zum Tee.
Trump erklärte, er hätte den Brexit anders gestaltet als die britische Regierung. „Ich habe Theresa May sogar gesagt, wie sie es machen soll“, aber „sie hat nicht auf mich gehört“. Nach den derzeitigen Plänen „würden wir es mit der Europäischen Union zu tun haben, statt mit dem Vereinigten Königreich“, sagte der US-Präsident mit Blick auf die von May geplante „Freihandelszone“ mit der EU.
Die Premierministerin strebt nach dem Austritt ihres Landes weiterhin enge wirtschaftliche und regulatorische Bindungen an die EU an. Einen harten Schnitt will sie vermeiden. Außenminister Boris Johnson und Brexit-Minister David Davis waren aus Protest gegen diesen Kurs zurückgetreten. Trump zeigte sich im Sun-Interview enttäuscht von Johnsons Rücktritt und sagte, Mays Widersacher würde „einen großartigen Premierminister“ abgeben.
Der US-Präsident war am Donnerstag vom Brüsseler Nato-Gipfel kommend mit Ehefrau Melania zu einem viertägigen Besuch in Großbritannien eingetroffen. Am Abend empfing May das Paar zu einem formellen Abendessen mit Wirtschaftsvertretern im Blenheim-Palast nahe Oxford. Am Freitag sind dann Gespräche auf dem Landsitz Chequers der Premierministerin geplant.
Am Freitag trifft Trump außerdem die britische Königin. Er freut sich nach eigenen Angaben auf das Treffen. Elizabeth II. sei eine wunderbare Frau und repräsentiere ihr Land gut, sagte er im Interview mit The Sun. In all den Jahren als Königin habe sie niemals einen Fehler gemacht und sich nichts Peinliches geleistet, daher bewundere er sie.
Trump wollte die Queen am Freitag zum Tee auf Schloss Windsor treffen. Seine Frau, First Lady Melania Trump, sollte ihn dabei begleiten. Nervös sei er vor der geplanten Zusammenkunft mit der Königin aber nicht, bekundete Trump.
Im Mittelpunkt seines Antrittsbesuchs soll ein Abkommen stehen, das nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU den Handel mit den USA ankurbeln soll. Der Brexit biete die Möglichkeit für eine Vereinbarung, „die Arbeitsplätze und Wachstum“ in Großbritannien und den USA schaffe, beschwor May ihren Gast beim Abendessen am Donnerstag.
In London demonstrierten unterdessen am Abend mehrere hundert Menschen gegen den Besuch Trumps. „Donald Trump ist nicht willkommen“, skandierten die Teilnehmer nahe der Residenz des US-Botschafters im Regent's Park, wo der US-Präsident und seine Frau übernachteten. Als ein Hubschrauber abhob, um Trump zum Abendessen zu bringen, buhte die Menge. Seine Sprecherin Sarah Sanders sagte Reportern, der Präsident sei „dankbar für den wundervollen Emfpang“.
Die Trump-Visite wird von mehreren Demonstrationen begleitet. Die größte davon dürfte am Freitag am Londoner Trafalgar Square stattfinden, dort werden zehntausende Teilnehmer erwartet. Auch Londons Bürgermeister Sadiq Khan hat seine Teilnahme angekündigt. Khan, der sich in der Vergangenheit im Kurzbotschaftendienst Twitter mehrmals Wortgefechte mit dem US-Präsidenten geliefert hatte, genehmigte für eine Protestaktion auch einen übergroßen Ballon in Form eines Babys mit dem Gesicht Trumps.
Der US-Präsident revanchierte sich im Sun-Interview: Der Londoner Bürgermeister habe einen „sehr schlechten Job“ bei der Bekämpfung des Terrorismus in seiner Stadt gemacht. Zudem sei er nicht sehr gastfreundlich gegenüber einer „sehr wichtigen“ Regierung. Auch wenn Khan den aktuellen Präsidenten nicht möge: „Ich präsentiere die Vereinigten Staaten“, sagte Trump.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Münchner Sicherheitskonferenz
Selenskyjs letzter Strohhalm
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen