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Daimler und der AbgasskandalEine Million Diesel unter Verdacht

Das Kraftfahrtbundesamt prüft laut Medienberichten unerlaubte Abschaltfunktionen bei neueren Diesel-Autos von Daimler. Der Konzern widerspricht.

Dieter Zetsche muss am Montag schon wieder zu Verkehrsminister Andreas Scheuer Foto: dpa

Berlin rtr | Daimler gerät im Dieselskandal einem Medienbericht zufolge weiter unter Druck. Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) habe inzwischen fünf „unzulässige Abschaltfunktionen“ bei Daimler-Modellen entdeckt, berichte die Bild am Sonntag (BamS). Die Behörde geht dem Verdacht nach, dass diese Software-Funktionen in einem Großteil der neueren Diesel-Flotte (Euro 6) zum Einsatz kämen und fast eine Million Fahrzeuge betroffen seien.

Daimler wollte sich am Samstagabend nicht zu dem Bericht äußern. „Kein Kommentar“, sagte ein Sprecher. Daimler arbeite allerdings vollumfänglich und transparent mit dem KBA und dem Bundesverkehrsministerium zusammen. Der Sprecher bekräftigte zudem, Daimler widerspreche, wenn das KBA meine, es handele sich um eine unzulässige Abschalteinrichtung.

Die BamS schrieb, Daimler nutze wie andere Hersteller eine Harnstofflösung zur Abgas-Reinigung. Allerdings verschlechtere sich laut KBA der Wirkungsgrad ohne erklärbaren Grund, sobald der Motor nach dem Start 17,6 Gramm Stickoxide ausgestoßen habe. Bei einer anderen Softwarefunktion wechsele die Motorsteuerung nach 1200 Sekunden – bei neueren Modellen 2000 Sekunden – in den schmutzigen Abgas-Modus.

Daimler-Chef Dieter Zetsche soll an diesem Montag erneut im Bundesverkehrsministerium vorsprechen und Klarheit über das Ausmaß des mutmaßlichen Dieselabgasskandals bei Mercedes schaffen. Anfang Juni hatte der Spiegel berichtet, Daimler drohe im Dieselskandal eine Milliarden-Strafe.

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7 Kommentare

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  • Kaum bekannt oder bewusst: es gibt tatsächlich etliche Modi, unter denen die Abschaltung legal ist. Z.B. niedrige Temoperaturen zum Schutz des Motors oder Vollastbetrieb (m.W.).

    D.h. ganz einfach: die Grenzen dafür werden so locker gesteckt, dass man gerade soeben den Testzyklus besteht und ansonsten wird der Rahmen voll ausgeschöpft. Die Hersteller wären ja aus ökonomischer Sicht dumm, wenn sie das nicht täten.

    D.h. auch: die Schuldigen für schlechte Luft in den Innenstädten sind letztlich in der Regierung /Umweltbundesamt /KBA zu suchen. Also die Behörden, die auch für eine Kontrolle zuständig wären. Deshalb wollen die das alles gar nicht so genau wissen, denn sie wären letztlich ja selbst verantwortlich.

    • @Mitch Miller:

      37.

      „Abschalteinrichtung“ ein Konstruktionsteil, das die Temperatur, die Fahrzeuggeschwindigkeit, die Motordrehzahl und/oder die Motorlast, den eingelegten Getriebegang, den Unterdruck im Einlasskrümmer oder sonstige Parameter ermittelt, um die Funktion eines beliebigen Teils des Emissionskontroll- und des Abgasnachbehandlungssystems zu aktivieren, zu verändern, zu verzögern oder zu deaktivieren, wodurch die Wirksamkeit des Emissionskontrollsystems unter Bedingungen, die bei normalem Fahrzeugbetrieb vernünftigerweise zu erwarten sind, verringert wird;

    • @Mitch Miller:

      Es steht ausdrücklich drin, daß Einrichtungen, die als dort gewähltes Beispiel die Temperatur messen, um abseits vom Prüfstand die Abgasreinigung auch nur zu vermindern, verbotene Abschalteinrichtungen sind.

  • Die deutsche Industriepolitik der letzten 20 Jahre ist dramatisch bescheiden. Der Standort Deutschland zerlegt sich und mit ihm all die schönen sozialen Errungenschaften...

  • Der NEFZ dauert unter 1200 Sekunden, WLTP 2000 Sekunden. Da muß man natürlich die Abschalteinrichtung drauf anpassen.

  • 4G
    42736 (Profil gelöscht)

    2000 Sekunden nach dem Anlassen ist ein Daimler-Motor doch ganz klar schon in der Belastungszone, in welcher die Abschaltug legal ist, weil sie Zerstörungen am Motor verhindert. Alles völlig in Ordnung.

  • Es dürfte gängige Praxis sein, vorgeschriebene Normen zu unterlaufen, wo es nur geht. Wo es um wirtschaftliche Interessen geht, werden die Menschen kreativ. Nicht nur bei Daimler, nicht nur in der Autoindustrie. Die ist längst weltweit verzahnt.

    Kaum ein Autohersteller wird seine Steuersoftware selbst entwickeln. Das machen Zulieferer, die für diverse Hersteller und Konzerne arbeiten. Deren Programmierer sitzen irgendwo in Offshore-Standorten und arbeiten natürlich auch für andere Auftraggeber. Daher ist es mehr als wahrscheinlich, dass "unerlaubte Funktionen" in allen Autos der Welt zu finden sind.