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Kommentar Wahlen in SlowenienEin Rechtsruck sieht anders aus

Erich Rathfelder
Kommentar von Erich Rathfelder

In Slowenien ist es nicht so einfach, den Schalter zum Rechtspopulismus umzulegen. Jetzt sind die linken Parteien am Zug.

Seine Kampagne verfing nicht: Der rechtskonservative Janez Jansa nach der Wahl Foto: dpa

D as Wahlergebnis in Slowenien als einen Rechtsruck zu bezeichnen, wie in manchen Medien geschehen, ist wohl etwas voreilig. Zwar hat der mit allen Wassern gewaschene Ex-Premier Janez Jansa mit den Ängsten der katholischen und kleinbürgerlichen Landbevölkerung des Alpenstaates gespielt. Doch seine Kampagne gegen Einwanderer verfing nicht so richtig.

Auch seine Versuche, die „slowenische Identität“ gegenüber der westliche Libertinage zu retten, ist bei 25 Prozent der Wählerstimmen stecken geblieben. Da half nicht einmal die Schützenhilfe aus Budapest.

Victor Orbáns Auftritte auf der „sonnigen Seite der Alpen“ blieben wirkungslos. Vielleicht auch deshalb, weil viele Wähler die beiden Freunde Jansa und Orbán als rechte Neoliberale verorten. In Slowenien aber sollen die Politiker sozial sein. Das will die Mehrheit, das ist Teil der wirklichen slowenischen Identität.

Slowenien ist die einzige Republik Ex-Jugoslawiens, wo der Kampf der Partisanen gegen den Faschismus im Zweiten Weltkrieg bis heute nicht vergessen ist, wo das jugoslawische Arbeiter-Selbstverwaltungsmodell funktioniert hat, wo Gewerkschaften und Belegschaften immer noch viel zu sagen haben. Hier ist es nicht so einfach, den Schalter hin zum Rechtspopulismus umzulegen. Slowenien hat zudem vom Eintritt in die EU profitiert, ist modern, mehrheitlich pro-europäisch eingestellt.

Eine linke Koalition ist zwingend

Und last but not least: Slowenien hat eine robuste Wirtschaft. Dies alles böte den linken Parteien Sloweniens eine Chance, dem Trend in den Nachbarländern Ungarn, Italien, Kroatien und Österreich entgegenzuwirken. Eine Koalition der bisher zersplitterten Linken wird zwar nicht einfach zu bilden sein, ist aber mangels Alternativen zwingend.

Wenn der Führer der linksliberalen Anti-System-Liste LMS, Marjan Sarec, wie sein Vorbild Emmanuel Macron wirklich Europa voranbringen will, muss er sich über die seit Jahren vorherrschende Klein-Klein-Politik in Slowenien hinwegsetzen – und mit Sozialdemokraten und Linken eine solide Regierung bilden..

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Erich Rathfelder
Auslandskorrespondent Balkanstaaten
Erich Rathfelder ist taz-Korrespondent in Südosteuropa, wohnt in Sarajevo und in Split. Nach dem Studium der Geschichte und Politik in München und Berlin und Forschungaufenthalten in Lateinamerika kam er 1983 als West- und Osteuroparedakteur zur taz. Ab 1991 als Kriegsreporter im ehemaligen Jugoslawien tätig, versucht er heute als Korrespondent, Publizist und Filmemacher zur Verständigung der Menschen in diesem Raum beizutragen. Letzte Bücher: Kosovo- die Geschichte eines Konflikts, Suhrkamp 2010, Bosnien im Fokus, Berlin 2010, 2014 Doku Film über die Überlebenden der KZs in Prijedor 1992.
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2 Kommentare

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  • "Slowenien ist die einzige Republik Ex-Jugoslawiens, wo der Kampf der Partisanen gegen den Faschismus im Zweiten Weltkrieg bis heute nicht vergessen ist". Der gute Mann hat die Serben wohl vollkommen aus seiner Wahrnehmung gestrichen. Es sei denn, man kann negatives schreiben. Das man sich in Kroatien, Bosnien und im Kosovo nicht an Partisanen erinnern mag ist selbstredend, kolaborierte man ja mit den Nazis und die Partisanen waren der Feind. Der Leitspruch der Nazis war demzufolge auch "Serbien muss sterbien". Slowenien wurde gar nicht erst erwähnt. Schade, dass hier solch eine Geschichtsverdrehung betrieben wird. Würde man bei jüdischen Opfern auch nicht so hinnehmen. Es wäre vergleichbar wenn ich schreiben würde, "Algerien ist das einzige Land im Nahen Osten, wo der Kampf gegen den Faschismus im Zweiten Weltkrieg bis heute nicht vergessen ist".

    • @Schöneberg:

      Das ist halt Herr Rathfelder mit seinem selbstgeschusterten Weltbild. Früher noch ein Aufreger, aber mitlerweile... man kennt das von ihm.