: Ehrung für Bad Nenndorf
Das Bündnis „Bad Nenndorf ist bunt“ wird am 22. Mai das Bundesverdienstkreuz erhalten. In derKleinstadt wehren sich Anwohner seit Jahren gegen einen sogenannten Trauermarsch von Neonazis
Das Bündnis „Bad Nenndorf ist bunt“ wird mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird die Auszeichnung am 22. Mai an den Apotheker Jürgen Uebel übergeben, wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) am Mittwoch berichtete. Die Auszeichnung gelte nicht nur Uebel als Initiator von „Bad Nenndorf ist bunt“, sondern dem gesamten Bündnis.
In der niedersächsischen Kleinstadt westlich von Hannover veranstalteten Rechtsextreme von 2006 bis 2015 jedes Jahr einen „Trauermarsch“ zum Bad Nenndorfer Wincklerbad. Dort befand sich von 1945 bis 1947 ein britisches Verhörzentrum und Militärgefängnis für Nationalsozialisten. Von Anfang an stellte sich das Bündnis aus Kirchen, Vereinen und Gewerkschaften den Neonazis entgegen und empfing sie mit Schlumpfmützen, lauter Schlagermusik und Konfetti.
Die bunten Gegendemonstrationen zeigten Erfolg: Während 2010 mehr als 900 Neonazis nach Bad Nenndorf kamen, waren es 2015 nur noch rund 180. Im Jahr 2017 sagten die Rechtsextremisten ihre Veranstaltung bereits zum zweiten Mal in Folge ab.
Die niedersächsische Landtagsfraktion der Grünen äußerte sich am Mittwoch erfreut über die Auszeichnung. Fraktionsvorsitzende Anja Piel nannte es ein „wunderbares Signal, dass dieser Einsatz für Demokratie und Toleranz nun mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt wird“. Ohne die kreativen Aktionen des Bündnisses sei Bad Nenndorf vermutlich „immer noch mit dem drittgrößten Aufmarsch in ganz Deutschland konfrontiert“, sagte sie.
Piel mahnte, dass es an anderen Orten weiterhin großen Handlungsbedarf gegen rechte Bestrebungen gebe. „Bad Nenndorf lehrt uns, dass es sich lohnt, beharrlich dran zu bleiben.“(epd)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen