Palästinenserprotest gegen Israel: Die Unruhen flauen ab
Statt an die Grenze zu ziehen, beerdigten die Palästinenser im Gazastreifen nun ihre Toten. Im Westjordanland stecken sie Reifen in Brand.
Anstatt mit brennenden Reifen und Steinschleudern in die Schlacht gegen die Soldaten im Grenzbereich zu ziehen, begruben die Trauernden ihre Toten. Die Hamas rief eine Trauerzeit von drei Tagen aus. Im Westjordanland hingegen lebten die Kundgebungen zum Jahrestag der Nakba auf. In Hebron, Bethlehem und am Kontrollübergang Kalandia bei Ramallah steckten Palästinenser Autoreifen in Brand. Die israelischen Soldaten reagierten mit Tränengas. Verletzte gab es nicht.
Ägypten signalisierte Bereitschaft, den Grenzübergang zu öffnen, um den Transport von Verletzten zu ermöglichen, für die in den überfüllten Krankenhäusern im Gazastreifen kein Platz mehr ist. Über 2.700 verletzte Palästinenser zählte das Gesundheitsministerium im Gazastreifen. Die blutigen Auseinandersetzungen am Montag könnten das Ende des „Großen Marschs der Rückkehr“ bedeuten, mit denen die Flüchtlinge ihr Recht auf das vor 70 Jahren verlorene Land einklagen wollten und auf ihre Not aufmerksam machen nach elf Jahren Belagerung. Die Hoffnung der Hamas war auch, die Proteste als Mittel zur Überbrückung des innerpalästinensischen Konflikts zu nutzen. Viel hat die islamistische Führung im Gazastreifen nicht erreicht. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas beließ es letztendlich dabei, Israel ein „Massaker an unbewaffneten Demonstranten“ vorzuwerfen.
Israels Justizministerin Ajelet Schaked lobte hingegen die Soldaten. „Unsere Sicherheitskräfte leisten gute Arbeit.“ Nicht Israel sei Schuld an dem Tod der Palästinenser. „Die Hamas opfert ihre eigenen Leute für politische Zwecke“, meinte Schaked.
Möglicherweise aus Sorge, dass die Unruhen wieder aufleben könnten, forderte der israelische Minister für öffentliche Sicherheit, Gilad Erdan, dazu auf, die gezielte Tötung von Führungsköpfen der Hamas wieder aufzunehmen. Die Führung der Hamas müsse „im Untergrund um ihr Leben fürchten, anstatt die Massen zum Terror anzutreiben“, meinte Erdan und nannte namentlich Jihia al-Sinwar, den Chef des Hamas-Politbüros.
„Tausende Israelis sind gestern zusammengekommen zu einer musikalischen Veranstaltung auf dem Rabin-Platz in Tel Aviv“, twitterte Israels Verteidigungsminister Avigdor Lieberman. „In Gaza, auf der anderen Seite, sind Tausende zusammengekommen, um nach Israel einzudringen und Terrorakte zu verüben. Das ist der Unterschied zwischen Israels Kultur des Lebens und der Hamas-Kultur des Todes im Gazastreifen.“
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wahlverhalten junger Menschen
Früher wählte die Jugend links
Waffenlieferungen an Israel
Es geht nicht ohne und nicht mit
Krieg im Nahen Osten
Das Personal wächst nach
Wirtschaft aber für junge Menschen
Das Problem mit den Boomer-Ökonomen
Wagenknechts Koalitionsspiele
Tritt Brandenburg jetzt aus der Nato aus?
Ex-Chefinnen der Grünen Jugend
„Wir dachten, wir könnten zu gesellschaftlichem Druck beitragen“