Mark Zuckerberg vor dem US-Kongress: „Es war mein Fehler“
Nach dem Datenskandal muss sich Mark Zuckerberg vielen Fragen stellen. Einige SenatorInnen nehmen ihm seine Reue und sein Unwissen nicht ab.
Was ein Datenskandal doch für einen Unterschied macht! Reue an den Tag legen, geduldig antworten, im Allgemeinen Besserung geloben und dabei allzu konkrete Zugeständnisse vermeiden, so ließe sich Zuckerbergs Verteidigungsstrategie vielleicht zusammenfassen. „Wir haben unsere Verantwortung nicht breit genug gesehen, und das war ein großer Fehler“, liest er aus einer vorbereiteten Erklärung. „Es war mein Fehler, und es tut mir leid. Ich habe Facebook gegründet, ich betreibe es, ich bin verantwortlich für das, was hier geschieht.“ Allerdings seien Pannen fast unvermeidlich, wenn man ein Unternehmen in einem Internatszimmer gründe und es dann bis zur heutigen Größe ausbaue, bittet er um Verständnis.
Das Mea culpa eines noch unlängst gefeierten Genies, manche stimmt die Pose tatsächlich milde, andere nehmen sie dem Protagonisten schlicht nicht ab. Ausgelöst wurde die Krise durch den Skandal um das Abschöpfen der Daten von bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern durch die Politikberatungsfirma Cambridge Analytica (CA), die dann unerlaubt für die Kampagne Donald Trumps genutzt wurden. Im Kongress ist es denn auch die Opposition, die am schärfsten Kritik übt.
Man habe solche Kniefall-Tourneen schon früher erlebt, „aber ich sehe nicht, wie Sie ihr Geschäftsmodell ändern, solange nicht andere Straßenverkehrsregeln gelten“, sagt Richard Blumenthal, ein Demokrat aus Connecticut. „Ihr Geschäftsmodell besteht darin, den Profit über die Privatsphäre zu stellen.“ Er sei keineswegs sicher, schiebt der Senator hinterher, ob vage Zusicherungen konkretes Handeln zur Folge hätten. Pointiert stellt er infrage, was Zuckerberg zu seiner Entlastung in der Causa CA vorgebracht hatte.
Er habe der Firma ebenso wie dem Cambridge-Professor Aleksandr Kogan geglaubt, als beide Seiten beteuerten, sämtliche via Facebook beschaffte Datensätze gelöscht zu haben, hatte er versucht, sich aus der Affäre zu ziehen. Blumenthal kontert, indem er aus einer Vereinbarung mit Kogan zitiert. Demnach hat Facebook dem Erfinder des später zum Datenfischen missbrauchten Persönlichkeitstests ausdrücklich gestattet, Daten zu verkaufen und zu archivieren, „zu welchen Bedingungen auch immer“.
„Es geht um Ihr Recht auf Privates“
Richard Durbin, ein Demokrat aus Illinois, fragt Zuckerberg, ob er dem Publikum wohl verrate, in welchem Hotel er die letzte Nacht verbracht habe. Ob er mit persönlichen Informationen genauso verfahre, wie Facebook es seinen Nutzern zumute. Die Antwort ist – nach sekundenlangem Zögern – ein Nein, was Durbin die erhoffte Steilvorlage liefert. „Das ist es ja, worum es bei alledem geht. Es geht um Ihr Recht auf Privates.“ Aber auch in den republikanischen Reihen mangelt es nicht an Politikern, die das Rampenlicht nutzen, um sich durch harte Töne und markante Gesten zu profilieren.
Lindsey Graham, ein Parlamentsveteran aus South Carolina, kommt mit einem Vergleich aus der Autowelt. Wer sich über seinen Ford ärgere, kaufe sich eben einen Chevy. Zu wem man wohl wechseln könne, wenn einem Facebook auf die Nerven gehe. „Glauben Sie nicht, dass Sie ein Monopol haben?“ Ted Cruz, vor zwei Jahren einer der Konservativsten unter den Präsidentschaftsbewerbern, beschwert sich über „Zensoren“, die rechtsgerichtete Inhalte löschten, während sie auf dem linken Auge blind seien. Worauf Zuckerberg erwidert, er achte schon deshalb auf Ausgewogenheit, weil er wisse, dass linkes Denken im Silicon Valley klar dominiere.
Was er am meisten bedauere, räumt er irgendwann ein, sei die Tatsache, dass er 2016 die russische „Informationsoperation“ im US-Wahlkampf zu spät erkannt habe. Nur: Solange in Russland Leute säßen, deren Job es sei, sich in aller Welt in Wahlen einzumischen, sei dies ein andauernder Konflikt. Ohne hundertprozentige Erfolgsgarantie. „Es ist ein Wettrüsten“, sagt Mark Zuckerberg.
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