Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Facebook hat inzwischen den Ruf eines digitalen Seniorentellers und Wladimir Putin macht Stagediving mit Treppenliften.
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Einschaltquoten für Sendungen über Innenpolitik maximal im Keller.
Und was wird besser in dieser?
Vielleicht regieren die irgendwas Interessantes, wenigstens so als Standortpolitik für die Medienbranche.
Der Skandal um Cambridge Analytica wirft erneut ein schlechtes Licht auf Facebook. Haben Sie Ihren Account schon gelöscht?
Facebook hat inzwischen den Ruf eines digitalen Seniorentellers mit Rheumadeckenverkauf. „Du weißt, dass du alt bist, wenn …“ und die anderen suchen die Kumpels vom Abi-Jahrgang 80. Ich benutze es als reinen Vertriebskanal, ignoriere Freundschaftsanfragen, antworte nie und erfreue mich absolut bizarrer Kontaktvorschläge: die mich zu der tröstlichen Annahme verleiten, der Algorithmus halte mich für einen russischen Grundschullehrer. Naiv? Nicht naiver als die Bundeskanzlerin, die auf der Höhe der NSA-Enthüllungen europäische Gegenoffensiven vorschlug, nach dem Modell „anfangs hat auch niemand Airbus eine Chance eingeräumt gegen Boeing“. Facebook-Gott Zuckerberg erwägt nun eine werbefreie Version, die sich durch Abogebühren finanziert. Das ist eine ziemlich komplizierte Formulierung für: „Öffentlich-rechtliche soziale Netzwerke wären eine geile Idee.“ Vermutlich sogar zu geil für unsere verzagten Öffentlich-Rechtlichen.
Die USA wollen China mit zusätzlichen Importzöllen belegen. Doch die Staaten der EU werden von Zöllen auf Aluminium und Stahl ausgenommen. Können wir jetzt aufatmen?
Womöglich hat jemand Trump doch irgendwie gesteckt, dass er einen Selbstmordanschlag auf die US-Wirtschaft ausübt: Sie ist von den Importen abhängig und kann Alu und Stahl nicht in den benötigten Mengen selbst herstellen. China kann sich das entspannt angucken, in der Finanzkrise hat das Land so viel US-Dollar aufgekauft, dass es jederzeit Trumps Währung abrauchen lassen könnte. Bei Trumps Amoklauf gegen die Weltklimavereinbarung stand der Rest der Welt einmütig zusammen und ließ ihn allein. Das ist diesmal schlechter gelaufen, durch die gönnerhaften Ausnahmen für die EU hat Trump die Front seiner Gegner gespalten.
Überraschung: Wladimir Putin wird erneut russischer Präsident. Worauf hoffen Sie – neue sexy Fotos mit Bär oder politische Veränderung?
Hm … er wird älter. Stagediving mit Treppenliften?
Mit dem „March For Our Lives“ protestierten Hunderttausende Schüler*innen am Wochenende in den USA für strengere Waffengesetze. Schaffen die jungen Leute, woran sich Parteien die Zähne ausbeißen?
Meine erwachsenen Kinder haben bisher keine Führerscheine gemacht. Was vermutlich mehr wert ist als alle meine Autofahrten zu Umweltdemonstrationen in den 80ern. So lange kann’s dauern, bis aus der Erkenntnis wirksames Handeln wird.
Das Kartellamt erlaubte die Bayerübernahme durch Monsanto – profitieren wir davon oder entsteht da ein Marktriese?
„Bay-Santo“ wird einer von vier weltumspannenden Agrarriesen. Von Saatgut über Dünger, Gifte bis zur digitalen Ackeranalyse sinkt der Bauer zum Treckersklaven. Ein Bauer: eine Missernte. Ein Oligopol: eine Ernährungskrise.
Am Mittwoch hielt Angela Merkel die erste Regierungserklärung ihrer vierten Amtszeit. Alles beim Alten oder bekommen wir eine neue Merkel?
Merkel spricht und wirkt wie die Oppositionsführerin in der Union und gegen AfD und FDP. Das Konzept der SPD, im offenen Streit ihre Position zu schärfen und bekannt zu machen, geht voll auf – für die Union, die es ansatzlos gestaubsaugert hat. In der Spannweite zwischen Seehofer und Merkel geht die SPD-Position unter. Die Union reanimiert verstaubte Themen vom „Islamsatz“ bis zum Schwangerschaftsabbruch und bietet sich als Heimat der gegensätzlichsten Positionen an. Darin ist Merkel die merkeligste Merkel ever.
Meghan Markle und Prinz Harry entscheiden sich für ihre Hochzeit gegen einen traditionellen Kuchen und für die Bio-Holunder-Zitronen-Torte. Ihr geschmackliches Urteil?
Klingt nach einer Bionade-Monarchie. So kommen wir Ökodeutschen vom britischen Königshaus nie los!
Und was machen die Borussen?
Staunen, dass Ex-Trainer Tuchel und Ex-Chefscout Mislintat bei Arsenal London zusammenarbeiten werden und im Nachhinein bestätigen, dass der BVB ein Dreamteam gefeuert hat.
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