piwik no script img

Fish'n'Chips aus der Algendose

Bremerhavener ForscherInnen wollen gemeinsam mit einer Fast-Food-Kette essbare Behälter aus Algen entwickeln. Das sei der falsche Weg gegen die Verpackungsflut, kritisieren Umweltschützer

Bremerhavener Forscher wollen zusammen mit der Restaurantkette „Nordsee“ Essens-Behälter aus Algen entwickeln. Die Hochschule Bremerhaven, das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) und die Fisch-Fast-Food-Kette unterzeichneten dazu am Mittwoch einen Vertrag.

Das Forschungsprojekt ist auf zwei Jahre angelegt, gefördert wird es aus Bundesmitteln. Ziel ist es, einen nachhaltig produzierten Behälter für den Außerhaus-Verzehr herzustellen, der kompostierbar ist und laut Projektleiterin Frederike Reimold von der Hochschule Bremerhaven nach Möglichkeit auch essbar sein soll.

Das Produkt soll ausschließlich aus Meeresalgen aus der Nordsee bestehen. Zunächst müssten diese jedoch gezüchtet werden, um herauszufinden, welche Gruppe sich am besten für das Produkt eigne. „Wir wollen das gesamte Gewebe verwerten und nicht nur einen Inhaltsstoff isolieren“, sagte AWI-Wissenschaftlerin Britta Grote.

Die Restaurantkette „Nordsee“ verzeichnet einen immer höheren Bedarf an Behältern. Laut Robert Jung, Vorsitzender der Geschäftsführung, setze das Unternehmen bereits ausschließlich auf ökologisch abbaubare Schachteln etwa aus Zuckerrohr sowie auf Recycling-Materialien.

Der Umweltverband BUND hält biologisch abbaubare Behälter nicht für den richtigen Weg im Kampf gegen die Verpackungsflut. „Ich fürchte, dass der Konsument dann denkt, es sei nicht schlimm, wenn er die Box ins Gebüsch wirft“, sagte die Meeresschutzexpertin Nadja Ziebarth. Ein weiteres Problem sei, dass die Sortiermaschinen in der Abfallwirtschaft Verpackungen aus dem Biomüll aussortierten, auch wenn sie kompostierbar seien. Nachhaltig sei nur ein Mehrwegsystem.

Der Verbrauch von Verpackungen in der Gastronomie hat sich laut Umweltbundesamt bundesweit von 110 Kilotonnen im Jahr 2000 auf 256 Kilotonnen im Jahr 2015 erhöht. (dpa/taz)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen