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Niederlande weisen Diplomaten ausEklat wegen „Diaspora-Steuer“

Ein eritreischer Diplomat muss die Niederlande verlassen. Hintergrund ist die Praxis Eritreas, im Ausland lebenden Landsleuten Steuern abzuziehen.

Architektur der klassischen Moderne in Asmara, der Hauptstadt Eritreas Foto: dpa

Amsterdam taz | Der eritreische Diplomat Tekeste Ghebremedhin Zemuy muss die Niederlande verlassen. Das erklärte der niederländische Außenminister Halbe Zijlstra am Mittwoch. In einem Brief unterrichtete er das Parlament von diesem Schritt, den er einen „besonderen Ausnahmefall“ nennt und zugleich ein „kräftiges diplomatisches Signal“.

Hintergrund ist die umstrittene Praxis der eritreischen Regierung, von im Ausland lebenden Landsleuten zwei Prozent ihres Einkommens als Steuern zu erheben.

Außenminister Zijlstra, der der liberalen Volkspartij voor Vrijheid en Democratie (VVD) angehört, sagte im niederländischen TV-Sender NOS, man habe Eritrea mehrmals aufgefordert, die Besteuerung einzustellen. Eine freiwillige Abgabe sei zugestanden, in diesem Fall geschehe dies jedoch „unter Zwang“.

Tekeste Ghebremedhin Zemuy ist der bis dato leitende Diplomat des Botschaftsbüros in Den Haag. Eine vollwertige Vertretung der Regierung in Asmara besteht in Brüssel, nicht aber in den Niederlanden. Eine Mehrheit des Parlaments in Den Haag hatte im Dezember einem Antrag zugestimmt, wonach das Botschaftsbüro geschlossen werden sollte. Dies lehnt Zijlstra bislang ab, da eritreische Staatsangehörige für die Erledigung ihrer Formalitäten eine solche Dienststelle bräuchten.

Der „lange Arm von Asmara“

Seit Monaten ist der „lange Arm von Asmara“ in den Niederlanden in der Diskussion. Im September hatte das Außenministerium einen Bericht zum Thema veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass die „Diaspora-Steuer“ trotz aller Kritik weiterhin gängige Praxis ist. Das Botschaftsbüro spiele die zentrale Rolle, wenn eritreische Staatsangehörige „unter Druck gesetzt, eingeschüchtert und bedroht“ würden. Dem Report zufolge gehen eritreische Vertretungen in Italien, Norwegen, Belgien, Deutschland, Schweden und Großbritannien ähnlich vor.

Konkreter Anlass zur Ausweisung des Diplomaten war nicht zuletzt eine Radiosendung, die im Dezember in den Niederlanden ausgestrahlt wurde. Darin hört man, wie Solomon Mehari, der frühere Leiter des Botschaftsbüros, einen eritreischen Asylbewerber zum Zahlen der Steuer zwingt. Zudem muss dieser eine Erklärung unterzeichnen, in der er sein Bedauern über seine Flucht aus Eritrea und das Desertieren vom jahrelangen Militärdienst ausdrückt.

Eritreische Staatsbürger werden unter Druck gesetzt, eingeschüchtert und bedroht

Das Dokument besagt zudem, dass er bei einer etwaigen Rückkehr eine nicht näher benannte Strafe akzeptiere. Ohne eine entsprechende Erklärung verweigert das eritreische Botschaftsbüro seine Mitarbeit in Pass­angelegenheiten.

Mirjam van Reisen, Professorin für Internationale Beziehungen an der Universität Tilburg und seit Jahren mit dem Thema Eritrea beschäftigt, begrüßt, dass die Niederlande damit eine „deutliche rote Linie“ gegenüber dem eritreischen Regime gezogen hätten.

Der taz sagte van Reisen, in Deutschland oder Italien sei die Situation eritreischer Flüchtlinge ähnlich schlecht.

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9 Kommentare

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  • Mirjam v. Reisen hat ein persönliches Problem mit der Existenz des Staates Eritrea und hat schon mehrmals eine Invasion Äthiopiens befürwortet und eine erneute anexion durch Äthiopien gerechtfertigt. Sie ist das europäische Gesicht abyssinischer Fundamentalisten. Sie sollten ihr wirklich keine Bühne geben.

     

    Zur Steuer: Diese wurde 1994 von der Vertretung der Eritreischen Diaspora erst Vorgeschlagen, auch wenn sich die politische Lage geändert hat, wird sie von den meisten Eritreern in Europa freiwillig bezahlt.

    Was auch vergessen würde zu erwähnen ist, dass die Niederländische Justiz & Polizei von keinem einzigen Fall wissen, in dem eine Person von einer Eritreischen Vertretung in Europa bedroht wurde.

    Interessant zu erwähnen wäre auch, dass die amerikanische Regierung, seit 2005 engster Partner Äthiopiens, im Jahr 2017 Geld zur Verfügung gestellt hat um explizit die Erhebung der 2% Steuer zu verhindern.

    • @Awate:

      Bitte erklären Sie mir, warum Refugees an einen Staat Steuern zahlen sollten?

      Im Übrigen bedroht Eritrea vielleicht nicht seine Exbürger, aber wie nennen Sie das, wenn man keinen Ausweis/Nachweis seiner Identität in der Botschaft erhält, wenn man nicht bereit ist diese 2% zu zahlen?

  • 8G
    82732 (Profil gelöscht)

    Ich frage mich, ob weniger das Erheben einer Steuer an sich unlauter ist,

    oder eher Umstände und angewendete Methoden problematisch sind.

     

    Grundsätzlich erwarten ja Staatsbürger im Ausland -normalerweise- ein gewisses Mass an konsularischer Unterstützung.

    Und das kostet. Warum sollte die Inlandsbevölkerung das alleine finanzieren.

     

    Ferner wird sich in der taz sicher auch Zustimmung finden, z.B. Superreiche die sich nach Monaco verdrücken, noch weiter aus dem Heimatland zu besteuern.

     

    Daher sind es wohl der Druck und die Einschüchterung, die das Problem sind?

  • Handhaben die USA das nicht genauso? Wer US-Staatsbürger ist und im Ausland seinen Wohnsitz hat, ist trotzdem in den USA steuerpflichtig, was häufig zu Doppelbesteuerung führt. Und da geht es nicht um 2%.

    • @Blauer Apfel:

      Falsch! Die USA besteuern nicht per SE alle US-Bürger im Ausland mit einer pauschalen Steuer nur aufgrund der Tatsache dass diese im Ausland leben. Die USA besteuern nur ihre Staatsbürger wenn diese im Ausland leben und dort niedrigere Steuersätze haben als sie sie in den USA zahlen müssten. Genau diese Differenz gleichen die USA aus. Ein Grund z.B. dafür dass sie kaum US Sportstars haben die ihren Wohnsitz in Steuerparadise verlegen. Die wurden dann, bei 30% Steuern in den USA als Beispiel, im Steuerparadies ihre 1-2% zahlen und müssten dann eben 28-29% in den USA versteuern. Sie zahlen aber im Unterschied zu Eritrea keine Sondersteuer nur weil sie im Ausland leben. Und ist die besteuern im Ausland größer bekommt auch der US Fiskus nix.

    • 8G
      82732 (Profil gelöscht)
      @Blauer Apfel:

      In der Tat, das kenne ich aus dem Bekanntenkreis auch so.

       

      Wobei: Da ist natürlich auch ein umfassendes "Servicepacket" enthalten.

      Im Notfall z.B. bei Unruhen im Lande kommen in kürzester Zeit die Marines und fliegen US-Bürger aus.

      Das geht weit über jede Auslandsreise-Krankenversicherung hinaus ... ;-)

  • aha, Architektur der klassischen Moderne, wer hat das gleich noch gebaut? Die italienische Kolonialmacht, wenn ich mich recht erinnere...

    • @Gerald Müller:

      das war auch mein erster gedanke zum foto

  • Das ist zum Kopfschütteln.

    Gut, dass die niederländischen Behörden diese Finanzbetrüger ausweisen.

    In Deutschland wären die sicher gern gesehene Gäste von Lordrollihnfort.