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Die Immobiliengesellschaft BerlinovoWohnen auf dem Schuldenberg

Die Berlinovo ist Berlins siebte eigene Wohnungsgesellschaft. Sie wurde einst gegründet, um die Schulden aus dem Bankenskandal abzutragen.

Immobilie der Berlinovo in Schöneberg Foto: Karsten Thielker

Bei der Berlinovo Immobilien Gesellschaft bekommen Gäste preisgünstiges Mineralwasser aus Brandenburg aus der 1-Liter-Flasche angeboten. Während andere Firmen aus Prestigegründen teures Wasser aus der Vulkaneifel in Miniflaschen oder hippes im Bionade-Design reichen, zeigt sich das landeseigene Unternehmen sparsam.

Und diese Sparsamkeit ist nicht nur auf Getränke beschränkt. Das Wohnungsunternehmen hat sich auf ein paar Etagen in einem ehemaligen Bahngebäude in Kreuzberg eingemietet. Die Mitarbeiterzahl liegt bei schlanken 330 Beschäftigten, man hat zuletzt Personal abgebaut. Auch einen Hausmeister gibt es nicht: Diese Dienste sind an eine Fremdfirma ausgelagert. Betriebsratsvorsitzende ist die Anwältin des Unternehmens und damit eine Führungskraft, also keine lästige Klassenkämpferin von Verdi. Kurz: Die Berlinovo, die unbekannteste unter den insgesamt sieben landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, ist der Musterknabe von SPD-Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen, der auch ihr Aufsichtsratsvorsitzender ist.

Das Unternehmen, einst entstanden auf den Trümmern und vor allem dem Schuldenberg der Berliner Bankgesellschaft, vermietet nur 20.500 Wohneinheiten. Vor allem aber hat es eine andere Aufgabe als die anderen Landeseigenen: Es muss Geld verdienen, um Schulden abzubauen. Und das scheint zu gelingen. Seit ihrer Gründung 2012 schreibt die Berlinovo Gewinne. Die Schulden sind immer noch hoch, aber nicht mehr bedrohlich.

Geräuschlose Verkäufe

Sogar fragwürdige Geschäfte wickelt die Berlinovo geräuschlos ab. Vor einem Jahr verkaufte sie 28 Pflegeheime, verstreut über das ganze Bundesgebiet, mit über 4.000 Plätzen. Käufer: der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen, der derzeit mit seiner Klage gegen den Berliner Mietspiegel und Mieterschikanen von sich reden macht. Öffentliche Kritik an dem Verkauf gab es so gut wie keine. Ebensowenig daran, dass die 16 Quadratmeter kleinen Studentenapartments, die die Berlinovo derzeit 2.500-fach in Einfachbauweise hochzieht, stolze 340 Euro monatlich kosten sollen.

Früher, als das Unternehmen noch Berliner Immobi­lien­holding (BIH) hieß, steckte es tief im Schlamassel. Die BIH war überschuldet und hätte normalerweise in Insolvenz gehen müssen. Aber normal war an der BIH gar nichts: In ihr hatte der Senat die maroden Immobi­lien­fonds der Berliner Bankgesellschaft geparkt, die im Jahr 2001 den Berliner Bankenskandal auslösten.

Dabei hätte es die Berlinovo gar nicht geben sollen. Der damalige Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) strebte vor sieben Jahren den Verkauf der BIH an eine Investorengruppe an. Damit wollte er die Risiken und natürlich die Schulden, die auf den Immobilien lasteten, loswerden.

Was dann passierte, kann man getrost als Sternstunde des Parlamentarismus bezeichnen. Einfache SPD-Abgeordnete um den heutigen Fraktionschef Raed Saleh widersetzte sich den Privatisierungsplänen. Der damalige Fraktionsvorsitzende befürwortete den Verkauf. Er hieß Michael Müller.

Kein Instrument der Mietenpolitik

Heute schmückt sich der Senat gern mit der Berlinovo, die in Berlin 14.000 Wohnungen und 6.500 Apartments unterhält. In seiner „Roadmap“ zum Wohnungsbau strebt das Land Berlin an, 2016 400.000 eigene Wohnungen zu besitzen. Das ist ein, vorsichtig formuliert, ambitioniertes Ziel, denn aktuell sind es nur 300.000. Damit die Marke 400.000 einigermaßen realistisch ist, hat der Senat die 20.000 Berlinovo-Wohneinheiten einfach in der Rechnung dazugeschlagen – sogar die Apartments, die teuer und auf Zeit vermietet werden.

Dabei ist die Berlinovo kein Instrument der Mietenpolitik. Sie ist weder Teil des Mietenbündnisses noch der aktuellen Kooperationsvereinbarung zwischen landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften und Senat, die Mietsteigerungen dämpfen soll. Und sie kann gar nicht als normales landeseigenes Unternehmen handeln. Denn die Fonds, die immer noch im Unternehmen stecken, machen die Besitzverhältnisse kompliziert. Private Eigentümer reden bis heute mit. Sie interessieren sich wenig für soziale Mietenpolitik, sondern wollen Rendite sehen. Die Berlinovo, das Wunderkind des Finanzsenators, ist mietenpolitisch eine Mogelpackung.

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