: Was die Parteien wollen
Raubtier CDU und FDP planen den Wolfsbestand durch Jagd zu begrenzen. SPD will auffällige Tiere abschießen. Grüne glauben an friedliche Koexistenz
Schießen oder schützen? Kaum eine Debatte wird gerade so emotional geführt wie die um den Wolf. Schafhalter entzünden Mahnfeuer, Naturschützer protestieren und die Politiker schlagen sich auf eine der beiden Seiten.
Die CDU will Blei sehen
Mit seinem Schatten-Umweltminister hat der CDU-Spitzenkandidat Bernd Althusmann in puncto Wolf ein klares Zeichen gesetzt. Den Job soll, vorausgesetzt die CDU gewinnt die Wahl, Frank Oesterhelweg machen – und der möchte den Wolfsbestand, wie es so schön heißt, regulieren. Dabei sollen nicht nur sogenannte Problemwölfe auf der Abschussliste stehen, sondern Wölfe sollen auch gejagt werden dürfen, „wenn es zu viele werden“. Über den Schutzstatus wolle er sich auch mit der EU auseinandersetzen, sagte Oesterhelweg. Der Landwirt hat dabei vor allem Nutztierhalter im Blick. „Die halten keine Schafe, damit sie Wolfsfutter werden.“ Zudem prophezeit der Landtagsabgeordnete, dass die Stimmung kippen werde, wenn ein Wolf einmal einen Mensch angreife: „Dann greifen die Leute selbst zur Knarre.“
Die FDP will Geld für die Bauern
Die Liberalen sind beim Thema Wolf ganz auf Linie ihres schwarzen Wunschkoalitionspartners. Auch sie würden den Wolf gern ins Jagdrecht aufnehmen. „Ihre Population ist durch jagdliche Eingriffe auf eine verträgliche Größe zu begrenzen“, heißt es im Wahlprogramm. Tierhalter sollen einen Rechtsanspruch auf Entschädigungen bekommen. Nicht sie, sondern das Land soll in Zukunft beweisen müssen, dass es ein Wolf war, der ihre Schafe oder Ziegen getötet hat.
Grüne glauben nicht an den bösen Wolf
Für die Öko-Partei ist die Rückkehr des Wolfes ein Erfolg des Artenschutzes. An dem strengen Schutz der Tiere wollen die Grünen nicht rütteln. „Ich bin überzeugt, Menschen und Wölfe können hier bei uns in friedlicher Koexistenz leben“, sagte der Abgeordnete Hans-Joachim Janßen in einer Rede. Erreichen wollen die Grünen das, indem das Land den Tierhaltern weiter Geld für Schutzmaßnahmen und bei Rissen zahlt. „Dass die Sicherheit des Menschen dabei stets Priorität hat, versteht sich von selbst“, heißt es im Wahlprogramm. Den Bestand zu regulieren, ohne dass die Tiere verhaltensauffällig gewesen seien, sei jedoch „schlicht rechtswidrig“, sagte Janßen. „Der Wolf hat als heimische Art ein Existenzrecht.“
Sozialdemokraten geben sich hart
Kein einziges positives Wort über den Wolf steht im Wahlprogramm der SPD. Seine Rückkehr erforderte „ein klares Konzept“, sein Vordringen in weite Landesteile führe zu „erheblichen Konflikten, vor allem mit der Weideviehhaltung“ und die SPD werde „alle Möglichkeiten nutzen, um Wölfe von menschlichen Siedlungen fernzuhalten“. Der Wolf, ein Problem um das sich die SPD kümmert. „Auffällige Exemplare sollen aus dem Bestand genommen werden“, heißt es denn auch.
Die Linke will keine Rolle rückwärts
„Man kann den Wolf nicht erst ansiedeln wollen und dann überrascht sein, dass er ein Fleischfresser ist“, sagt die Spitzenkandidatin der Linken Anja Stoeck. Herden könne man auch schützen, ohne den Wolf abzuknallen. Im Wahlprogramm der Partei hat das Thema Wolf dennoch nur einen mageren Satz abbekommen. ANDREA SCHARPEN
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