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Steilvorlage für Satiriker

Brücken-zauber

Ach, ist das schön, wenn der Amtsschimmel wiehert. Wenn sich der Verdacht der medienkonsumierenden Bürgerin erhärtet, dass „die da oben“ und „die in der Behörde“ keinen Plan haben und sie selbst viel schlauer ist.

Allerdings ist das, was sich das Amt für Straßen und Verkehr in Bremen ausgedacht hat, um eine marode Weserbrücke zu entlasten, so abenteuerlich, dass man den Eindruck von Vorsatz bekommt. Hauptsache ins Fernsehen? Die NDR-Satiresendung „Extra 3“ biss jedenfalls an. Am 30. August brachte sie einen Drei-Minuten-Beitrag, der den Sprecher des Bremer Verkehrssenators vergangene Woche in Erklärungsnot brachte.

Es geht um die 50 Jahre alte Stephanibrücke, die geschont werden muss. Deshalb wurden zwei Fahrspuren gesperrt. Aber nicht die für die Autos und LKW, die über die sechsspurige, stark frequentierte Bundesstraße 6 donnern, sondern für die Fußgänger und Radfahrer auf der unteren Ebene der Brücke. Seit den Sommerferien haben die nur noch halb so viel Platz wie vorher. Viel Entlastung kann das nicht bringen: Die Strecke ist nicht viel befahren, weil sie etwas außerhalb der Innenstadt liegt.

Kopfschütteln erzeugt aber etwas anderes. Um die Fahrwege zu halbieren, wurden Bauzäune aufgestellt, befestigt mit Betonfüßen. Das bringe ein Gewicht von etwa acht Tonnen zusätzlich auf die Brücke, hat „Extra 3“ ausgerechnet. Dennoch werde das Bauwerk durch die Sperrmaßnahme um 234 Tonnen entlastet – bei dieser Darstellung blieb das Amt für Straßen und Verkehr vergangene Woche auf Anfrage verschiedener Medien. Das entspricht etwa 3.000 Menschen, die sich gleichzeitig auf der Brücke aufhalten müssten. Da müsse Magie im Spiel sein, vermutet „Extra 3“. eib

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