: Erdoğan in Stadtoldendorf
DemokratieBürgermeister fordert von Integrations-beauftragter, sich von der Türkei zu distanzieren
Die türkischstämmige Integrationsbeauftragte von Stadtoldendorf bei Holzminden in Niedersachsen, Esin Özalp, soll sich von Äußerungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan distanzieren. Dies habe Bürgermeister Helmut Affelt (CDU) in einer E-Mail an Özalp gefordert, berichteten der NDRund der Tägliche Anzeiger Holzminden. Anderenfalls sei sie politisch nicht mehr als ehrenamtliche Integrationsbeauftragte der Stadt tragbar. Özalp ist deutsche Staatsbürgerin, Mitglied der SPD und des Gemeinderats.
In der vom NDRzitierten Mail heißt es unter anderem: „Liebe Esin, angesichts der verbalen Angriffe gegen demokratische Parteien in Deutschland durch den türkischen Präsidenten Erdoğan halte ich es für dringend geboten, dass Du Dich als Integrationsbeauftragte, als SPD Parteimitglied und als Mandatsträgerin öffentlich äußerst. Ich bin CDU-Mitglied und fühle mich persönlich verletzt, wenn ich als ‚Türkeifeind‘ durch Präsident Erdoğan bezeichnet werde.“ Wenn sich Özalp nicht äußere, sei sie nach Affelts Ansicht nicht mehr als Integrationsbeauftragte tragbar. Affelt war am Mittwochnachmittag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Özalp reagierte empört auf die Aufforderung des Bürgermeisters. Sie sei deutsche Bürgerin und in der Bundesrepublik politisch aktiv: „Für mich ist Deutschland wichtig, weil ich in Deutschland lebe“, sagte sie. Nicht Erdoğan sei ihr Präsident, sondern Frank-Walter Steinmeier. Ihr Engagement sei für sie auch ein Beweis, dass sie zur deutschen Gesellschaft gehöre, auch wenn sie türkische Wurzeln habe und als gläubige Muslimin ein Kopftuch trage. Der Bürgermeister habe kein Gespräch mit ihr gesucht, sagte Özalp. Die SPD in Stadtoldendorf wolle das Ansinnen nun im Rat thematisieren, hieß es in den Medienberichten. (epd)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen