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Nebel soll Terrorpiloten verwirren

AKW-Betreiber und Umweltministerium haben sich geeinigt, wie sie Reaktoren vor Terrorangriffen schützen wollen. Greenpeace äußert sich in einer Studie sehr skeptisch

HANNOVER taz ■ Die deutschen Atomkraftwerke werden demnächst mit einem neuen Trick gegen Terrorangriffe geschützt: Nebelwerfer sollen Luftpiraten verwirren, die mit entführten Verkehrsflugzeugen die Reaktoren rammen wollen. Über diese Vernebelungsstrategie hatte das Bundesumweltministerium schon länger mit den AKW-Betreibern verhandelt – zunächst jedoch ohne Erfolg. Ein erstes Terrorschutzkonzept der Energieunternehmen wurde abgelehnt – es galt als „nicht ausreichend“. Doch vor gut zwei Wochen einigte man sich dann doch auf eine verbesserte Version, wie erst jetzt bekannt wurde.

Nun sollen die Vernebelungsanlagen so ausgelegt sein, dass sie nicht sofort ausgetrickst werden können. Nach dem Ursprungskonzept wäre das ganz einfach gewesen: Die Terrorpiloten hätten das AKW nur einmal anfliegen müssen, um die Nebelwerfer auszulösen – danach hätte es dann völlig gereicht, so lange über dem Kraftwerk Schleifen zu drehen, bis sich der Rauch verzogen hat. Das verbesserte Konzept soll auch gegen Mehrfachanflüge schützen – bis die militärischen Abfangjäger eingetroffen sind.

Ein weiterer Streitpunkt, der beigelegt werden konnte: Die AKW-Betreiber sagten zu, die Reaktoren auch gegen einen elektronisch gesteuerten Zielanflug zu schützen. Sie wollen nun Störsender an ihren Atommeilern installieren, die das satellitengestützte Navigationssystem GPS im Falle eines Falles kollabieren lassen.

Zum Dritten sind die Betreiber bereit, für diese Installationen ein ordentliches Genehmigungsverfahren nach dem Atomgesetz zu beantragen. So kann nun auch die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen geprüft werden. Wie das Bundesumweltministerium mitteilte, ging vor gut zwei Wochen ein Brief von Eon-Energie-Vorstand Walter Hohlefelder ein, mit dem die AKW-Betreiber die drei Vorgaben akzeptierten.

Ein erstes Genehmigungsverfahren für die Nebelwerfer-Batterien soll nun im AKW Grohnde durchgeführt werden, das südlich von Hameln liegt. Der niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) hatte Jürgen Trittin mehrfach vorgeworfen, die Installation der Nebelwerfer zu verzögern. Im Frühjahr bereits wollte er die Installation im Alleingang erlauben – wurde aber vom Bundesumweltminister zurückgepfiffen. An Sander erging die Weisung, dass er ohne Zustimmung des Bundes keine Genehmigung erteilen dürfe.

Ob die nun geplanten Vernebelungsanlagen und Störsender tatsächlich vor einem gezielten Angriff mit einer großen Passagiermaschine schützen können, das bleibt allerdings zweifelhaft. Greenpeace hat schon im vergangenem Jahr ein Gutachten erstellt und darauf hingewiesen, dass bei solchen Terroranschlägen von einer sehr sorgfältigen Vorbereitung auszugehen ist. Die Piloten würden sich schon vorab markante Punkte wie Straßen, Flüsse oder Berge einprägen und könnten dann auch mitten im Kunstnebel die AKWs zielgenau anfliegen.

Das Bundesumweltministerium warnt ebenfalls vor allzu großem Optimismus. Ein „absoluter Schutz vor solchen Risiken“ sei nur durch einen „konsequenten Ausstieg“ aus der Atomkraft zu erreichen. JÜRGEN VOGES

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