heute in Bremen: „Lieber mit echten Kameras“
VERNISSAGE Jugendliche aus Syrien und Walle zeigen Fotos von ihren Wünschen und Ängsten
36, Fotografin und Künstlerin, Studium an der Hochschule für Künste, bis 2006 Mitglied der taz.bremen-Fotoredaktion.
taz: Frau Ahlert, wie kam es zu dem Workshop?
Johanna Ahlert: Der gehört zu einem Projekt, das SchülerInnen der Oberschule Am Waller Ring und junge unbegleitete Geflüchtete, die im Zollhaus untergebracht sind, in kreativer Arbeit zusammengebracht hat. Das hat Anfang 2016 begonnen und sollte neben einer tänzerischen und einer schauspielerischen Position auch eine fotografische haben.
Von wo stammten die Geflüchteten?
Vor allem aus Syrien: Die Sprachen waren hauptsächlich Arabisch und Kurdisch, und in der ersten Zeit konnten die meisten noch kaum Deutsch. Dann wurde von Arabisch über Türkisch ins Deutsche gedolmetscht, was gut ging, weil die Schule ziemlich bunt ist – also es gibt viele SchülerInnen aus migrantischen Familien.
Und das Equipment?
Man hätte sicher auch mit Smartphones arbeiten können. Aber wir haben entschieden, lieber mit echten Spiegelreflexkameras zu arbeiten. Drei wurden gestellt, meine habe ich auch mal mitgebracht …
Und dann sind Sie losgezogen?
Nein, wir haben erst nach Assoziationen zum Oberthema Europa gesucht und sind dabei zu Themen wie Identität und Vielfalt, Hoffnung und Angst gekommen. Und daraus haben sich dann Aufgaben entwickelt.
Zum Beispiel?
Zum Beispiel haben wir Porträts inszeniert, zur Frage nach der Identität. Eine wichtige Rolle spielte dabei auch das Thema Anonymität, weil sich manche muslimischen Mädchen mit Kopftuch nicht fotografieren lassen wollten. Das war für uns eine Möglichkeit, damit umzugehen. Wir haben aber auch Foto-Interviews gemacht, bei denen jemand Fragen mimisch beantwortet, und Exkursionen, also eher in Richtung Reportage …
Das sind alles Sequenzen von zig Aufnahmen: Was davon ist denn jetzt zu sehen?
Ehrlich gesagt, nicht so viel: Es sind knapp 150 Fotografien …
Wow, 150 Fotos! Das ist viel!
Naja, aber nur eine kleine Auswahl aus einer wirklich großen Menge von Bildern.
interview bes
Ausstellung: „Europa, was geht?“, Kulturhaus Walle, täglich 14–18 Uhr, bis 22. 9. Eröffnung heute, 16 Uhr
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