Humboldt Forum und Schloss: Baufortschritt im Barock
Beim Tag der offenen Baustelle am Wochenende gibt es viel Neues zu sehen. Im Kulturprogramm geht es erstmals um den späteren Inhalt des Humboldt-Forums
Das Großprojekt Berliner Schloss/Humboldt-Forum nimmt Gestalt an. Auf dem diesjährigen Tag der offenen Baustelle am Wochenende können BesucherInnen erstmals fertige Abschnitte begutachten, etwa das berühmte Eosander-Portal im großen Foyer oder ein 30-Meter-Stück der rekonstruierten barocken Außenfassade auf der Lustgartenseite.
Zum ersten Mal wird es auch ein kulturelles Programm geben. „Wer die Welt verstehen will, geht ins Humboldt-Forum!“, sagte Lavinia Frey, Geschäftsführerin der Humboldt-Forum Kultur GmbH, bei einem Presserundgang über die Baustelle am Mittwoch. Um diesen „hohen Anspruch“ zu untermauern, werde man das Zusammenwirken aller Akteure des zukünftigen Humboldt-Forums erlebbar machen.
So sollen Ethnologen, Botaniker, Historiker, Urbanisten, Poeten und Vertreter weiterer Disziplinen anhand von vier Beispielen – Adler, Boot, Helm und Palast – die Verflechtungen von Natur und Kultur, Wissenschaft und Forschung, Gesellschaft und Politik sowie Architektur, Kunst und Religion plastisch machen. Auch werde es eine Debatte mit dem Intendanten Neil MacGregor „über Form und Inhalt des Humboldt-Forums geben“.
Das Kreuz auf der Kuppel kommt
Umschauen im Stadtschloss kann man sich am Samstag und Sonntag, 10 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Erstmals gibt es ein von den Gründungsintendanten kuratiertes Programm mit Gesprächen, Konzerten und anderes, jeweils ab 10.30 Uhr.
Hervorgehoben sei hier die neue Reihe Pop-Up Cinema mit Filmen indigener Völker, die bis September an verschiedenen Orten in Berlin zu sehen sein wird. Den Auftakt macht am Sonntag "Road, Movie" (Indien 2009). Info: humboldtforum.com (sum)
Eine Debatte erklärten die Schlossbauer allerdings für beendet: „Die historische Rekonstruktion der Außenfassade schließt die Kuppel mit ein“, erklärte Johannes Wien, Vorstand und Sprecher der Stiftung. Dies habe der Stiftungsrat auf seiner Sitzung am Dienstag bekräftigt. Das Kreuz auf der Kuppel wie zu Kaisers Zeiten soll also kommen. Kritiker hatten dies kürzlich als Widerspruch zum Anspruch des Humboldt-Forums bezeichnet, ein Ort des Dialogs der Weltkulturen werden zu wollen.
Was den Fortschritt der Baustelle angeht, zeigte sich Hans-Dieter Hegner, Vorstand Bau der Stiftung, optimistisch, dass Ende 2018 die Bauabnahme erfolgen kann. Man liege im Zeit- und Kostenrahmen – trotz mehrmonatiger Verzögerungen bei Vergabeverfahren. „Wir haben darauf reagiert, umgestellt, und werden die Kapazitäten auf der Baustelle erhöhen“, so Hegner.
Aktuell arbeiten 450 Bauarbeiter auf „Deutschlands größter Kulturbaustelle“. Der Bund hat die Kostenobergrenze bei 590 Millionen Euro gezogen, dazu müssen 105 Millionen an Spenden her für die Rekonstruktion der historischen Elemente. Laut Wien sind davon 63 Millionen an Barspenden eingenommen, Sachspenden kämen dazu.
Eine davon wird Freitag angeliefert: die drei Meter hohe Sandsteinkopie von Antinous (Geliebter von Kaiser Hadrian), eine Schenkung aus Bayern. Sie ist eine von acht Figuren, die das große Portal im Schlüterhof zieren sollen. Sechs davon sind allerdings noch nicht bezahlt. Kostenpunkt: jeweils rund 140.000 Euro.
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