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Subventionen für E-Mobilität gestopptE-Autos systematisch abgewürgt

Die dänische Regierung kappt die Subventionen für Elektroautos. Nun will niemand mehr die Fahrzeuge kaufen.

Man kann es auch so sehen: weniger E-Autos, mehr Platz an den Ladesäulen Foto: dpa

Stockholm taz | Dänemark kann seine Klimaziele bis 2030 nur dann erreichen, wenn der Anteil der Elektroautos kräftig steigt. Das rechnet der dänische Klimarat in einem Rapport vor. Doch diesen Prozess hat die rechtsliberale Regierung in Kopenhagen erst einmal erfolgreich abgewürgt.

2015 lag das Land mit 5.298 neu zugelassenen Elektro-Pkws im europäischen Vergleich im Verhältnis zur Einwohnerzahl noch weit vorn. Aber seither ist der Absatz zusammengebrochen. Im ersten Quartal 2017 wurden gerade einmal 58 Elektroautos verkauft, davon ganze drei an Privatkunden.

Verglichen mit 2016 ging der Verkauf von E-Autos und Plugin-Hybriden um 61 Prozent zurück. In der EU stieg er im gleichen Zeitraum um 30 Prozent, in Schweden sogar um 80 Prozent.

Hauptgrund: Als eine ihrer ersten Amtsmaßnahmen hatte die Regierung von Lars Løkke Rasmussen im Herbst 2015 angekündigt, E-Pkws nicht länger von der Importsteuer zu befreien und auch andere Subventionen bis 2020 auslaufen zu lassen. Das werde den Markt zusammenbrechen lassen, warnte damals der extra nach Kopenhagen gereiste Tesla-Chef Elon Musk – und er irrte sich nicht.

Steiler Abwärtseffekt

Der Abwärtseffekt war so steil, dass die Regierung sich nun gezwungen sah, wieder gegenzusteuern. Mitte April beschloss sie, den Subventionsabbau erst einmal auf dem gegenwärtigen Niveau einzufrieren, allerdings nur bis 2019. Einen spürbaren Effekt für den Absatz scheint das noch nicht gebracht zu haben. Das sei die zwölfte Änderung seit 1998, sagt Lærke Flader von der Branchenorganisation Dänische Elektroautoallianz. „Mit dieser Stop-und-go-Politik schreckt man die Verbraucher doch total ab.“

Tarjei Haaland, Klimaexperte bei Greenpeace, glaubt, der Absatz könne wieder in Gang kommen. Aber für Thomas Damkjær Pedersen vom dänischen Ingenieursverband ist die jetzige Notbremse nicht mehr als „akute Erste Hilfe“. „Elektroautos haben gegenwärtig einen Anteil von einem halben Promille bei den Neuzulassungen. Da muss schon deutlich mehr passieren, damit sie die Norm auf unseren Straßen werden.“

Nur wenn in Dänemark bis 2030 jedes dritte Auto „emissionsfrei“ sei, werde das Land es schaffen, die CO2-Emissionen gegenüber 2005 um 40 Prozent zu senken, hat der Klimarat errechnet. Derzeit geht der Trend in die andere Richtung: Nachdem sie zuvor seit 2007 kontinuierlich um insgesamt rund 10 Prozent gefallen waren, steigt der Treibhausgasausstoß des Straßenverkehrs seit 3 Jahren wieder an.

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5 Kommentare

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  • Der Konsumrückgang wäre doch ein gutes Zeichen, wenn gleichzeitig der ÖPNV und Fahrradinfrastruktur ausgebaut/vergünstigt werden würde. Denn ökologisch ist die Produktion neuer Autos nicht, insbesondere nicht mit Akkus und heutiger Elektronik... Ach, und nachteiliger Strommix wurde ja schon von DIMA angesprochen...

  • Da man Benzin- und Diesel-PKWs als exorbitant klimaschädlich erkannt hat, gäbe es die Möglichkeit, deren Produktion bzw Verkauf zu sanktionieren, oder den Verkauf von Treibstoff zu sanktionieren. Kommt den Staat doch viel billiger als die Subventionen.

     

    Wer keinen Grund sieht, auf seinen Benziner zu verzichten, schadet der Gesellschaft aktiv. Dies sollte schlichtweg nicht mehr toleriert werden, genau wie Rauchen.

     

    Der öffentliche Nahverkehr muß allerdings in Dänemark massiv ausgebaut werden, auf dem platten Land können die Leute dort tatsächlich noch nicht ohne Auto auskommen.

     

    Daß all das nicht passiert, liegt an der Rechts-Rechtsextrem-Regierung, die lieber Flüchtlingen ihre Wertsachen wegnehmen möchte, als sich um wichtigere Dinge zu kümmern. Die dänische AFD (DF) liegt nämlich schon bei 20 Prozent. Klima ist denen egal.

  • Spätestens, wenn ein Multimillionär der durch Spekulations- und Investitionsgeschäfte reichgeworden ist, Gewerkschaften scheiße findet und seinen Konzern ohne Gewinne direkt in die Hochverschuldung führt sich gemüßigt fühl einzufliegen um persönlich für Subventionen für seine Produkte zu werden, sollte jedem klardenkenden Menschen klar werden, dass hier nur Umverteilung in eine Misswirtschaft passiert.

  • Ich denke das ist der falsche Ansatz. Warum müssen eigentlich immer der Autoindustrie Milliarden in den Arsch geblasen werden? Elektrofahrräder, Elektroroller das würde viel mehr bringen. Viele unsinnige Fahrten um die Ecke würden damit erledigt und als Autofahrten entfallen. Und profitieren könnten von so einer Subvention tatsächlich mal alle und nicht nur mal wieder die Autofahrer.

  • Kein Elektroauto ist emissionsfrei. Da beim Umstieg von einem konventionellen Antrieb auf Elektroantrieb stets zusätzliche Energieabnehmer geschaffen werden, kommt die Energie hierfür stets aus dem Brückenstrom, ergo in Deutschland 100 Prozent Kohle. Der vorhandene Strommix wird ja bereits durch die vorhandenen Abnehmer verbraucht.

     

    Die Dinger müssen doch erstmal Markreife erlangen, bis die Breite der Bevölkerung über eine Anschaffung nachdenkt. Hierzu gehören Reichweite, Geschwindigkeit, Ladezeit und Ladenetz. Bis dahin sind sie allenfalls als Zweitwagen zu gebrauchen.