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Kommentar Chinas EnergiequellenMethan ist keine Lösung

Felix Lee
Kommentar von Felix Lee

Die Volksrepublik will klimafreundlicher werden und investiert in erneuerbare Energien. Bohrungen auf dem Meeresboden passen da nicht ins Bild.

Es geht auch anders: Windkraftanlagen in der Nähe von Shanghai Foto: dpa

D ie gute Nachricht: China meint es ernst damit, seinen horrenden Energiebedarf grundlegend zu verändern und nicht mehr wie bisher auf klimaschädliche Kohle zu setzen. Und dieser Bewusstseinswandel ist auch schon zu spüren. Die Smogtage in Peking werden weniger. Der CO2-Ausstoß geht zurück. Kein Land baut und installiert so viele Solaranlagen und Windparks wie die Volksrepublik. Kein Land steckt zugleich so viel Geld in die Erforschung neuer Energiequellen.

Und da sind wir auch schon bei der schlechten Nachricht. Die Erschließung von Methangas aus den Tiefen des Meeres, wie es chinesische Forscher derzeit betreiben, trägt ganz sicher nicht zum Klimaschutz bei. Im Gegenteil: Methangas ist einer der größten Klimakiller überhaupt.

Sicher, die Verbrennung von Methan verursacht weniger klimaschädliches CO2 als das Abfackeln von Kohle. Zudem ist Methangas reichhaltig vorhanden. Experten schätzen, dass auf der gesamten Welt davon mindestens zehnmal so viel schlummert wie in den herkömmlichen Erdgasquellen.

Doch der technische Aufwand ist gewaltig. Um das Methangas aus seinem Käfig aus Wassermolekülen zu befreien, müssen in den Tiefen des Meeres zunächst Löcher in die Hydrat-Schichten gebohrt werden. Mithilfe von Pumpen würde dann der Druck gesenkt werden, wodurch das Gas entweichen kann. Die Gefahr, dass beim Anzapfen des Erdgases in 1.000 Meter Tiefe und mehr Methan un­kon­trol­liert austritt und doch in die Atmosphäre gerät, ist zu groß.

Chinas Bemühen, nach neuen Energiequellen zu suchen, in allen Ehren. An einem Punkt wird im Reich der Mitte aber nach wie vor viel zu wenig getan. Noch immer hat sich in der Bevölkerung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt kaum die Erkenntnis durchgesetzt, dass zur Rettung des Weltklimas kein Weg daran vorbeiführt, den Energieverbrauch zu drosseln. Genau da müsste China wie auch der Rest der Welt ansetzen.

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Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
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10 Kommentare

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  • Es dauert manchmal etwas länger, bis die Wirklichkeit Chinas in den Köpfen der deutschen Medingestalter ankommt. Aber an Ratschlägen mangelt es natürlich nicht: Energiesparen! Auf dem deutsch-chinesichen Zukunftsforum am Mittwoch in Beijing stellte eine Chinesin das Projekt Sino-German-Eco-Parc in Qingdao vor. Deutschen Firmen wird dort die Gelegenheit geboten sich auf einem riesigen Areal anzusiedeln, wenn sie zum Thema Recycling, Energieeffizienz etwas beitragen können. Konkret nannte sie das Projekt Passivhaus - im Winter keine Heizung, im Sommer keine Klimaanlage. "Unsere Arbeiter können noch keine Passivhäuser bauen, deshalb haben wir eine deutsche Firma mit dieser Aufgabe betraut." Demnächst wird übrigens auch Felix Lee in Beijing Müll sortieren können oder müssen. Vielleicht recherchiert er dann zu diesem Thema etwas sorgfältiger.

    • @Ostwind:

      Danke, dass sie immer etwas aus ihrer Sicht schreiben. Deutschland sollte sich immer an die eigene Nase fassen!

  • Was bedeutet Methanhydrat bei einer entstehenden Eiszeit?

     

    Eis baut sich an den Polen auf, dringt stetig weiter vor, und er Meeresspiegel sinkt ab.

     

    Infolge des vermindeten Drucks tritt Methangas in die Atmosphähre und wirkt so der Abkühlung entgegen. Die Eiszeit kommt dennoch, aber sie bleibt gemäßigt und hat auch ein Verfallsdatum.

     

    Aber was ist, wenn es kein Methanhydrat mehr gibt? Die ganze Erde eine Eiskugel, und das vielleicht viele Millionen Jahre lang?

     

    Manche Dinge, die gegenwärtig der Begehrlichkeit zum Opfer fallen, könnten vielleicht im Schlimmsten Fall die Totalvernichtung in einigen tausend Jahren bedeuten.

    • @wxyz:

      Vor 5000 Jahren lebten hier die Menschen der Jungsteinzeit. Es ist sinnlos, soweit voraus zu planen. Ich bin der Meinung, auch 50 Jahre sind nicht planbar.

  • Energie sparen ist immer gut. Aber China lag 2015 im pro Kopf Verbrauch bei 3.480 kWh (Platz 61). D lag mit 7.140 kWh fast genau doppelt so hoch. Belehrungen aus D sind also etwas merkwürdig.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      wie soll das gehen? sollen wir in mit kuhdung geheizte Lehmhütten zurück?

      Ich bin absolut Pro Energiesparender Technik, aber da ist einer der größten Verursacher die Industrie. Mit modernen Maschinen und Anlagen wären Minus 25% locker drin. Dafür hat aber keiner Geld. Und dann gibt es vieles wofür man Energie braucht,... Schmelzprozesse, Chemie, Zement.

       

      Langfristig ist es eine Illusion das mit Solar und Windkraft zu machen! das ist ein Irrweg. Imho wird uns nur die Fusionstechnologie vor dem Absturz ins Mittelalter retten... und da ist Deutschland mit die Führende Forschernation. Leider wird das nicht noch mehr unterstützt.

      • @danny schneider:

        Da haben Sie mich gründlich missverstanden. Ich will Sie nicht in die Hütte schicken. Ich finde es nur überheblich, zu anderen zu sagen, dass sie aus ihren nicht raus dürfen, weil Energie gespart werden muss.

         

        Mit der Industrie haben Sie natürlich Recht. Aber auch da wird in Europa und speziell in D viel geheuchelt. Wir haben viele CO2 intensive Industrien hier zu gemacht und kaufen die Produkte jetzt bei den "Klimasündern". Und dann sagen wir diesen "bösen" Ländern, sie sollen gefälligst Energie sparen.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Sie haben soweit recht; jedoch:

          Eine namenlose Industrie zu benennen die irgendwas nicht will halte ich für fragwürdig: Alles hängt am Verbraucher, auch die Zementindustrie oder Stahlindustrie.

          Es hat also auch mit Ihnen und mir zu tun, sowohl als Konsument als auch als Arbeitgeber oder Kunde oder Lieferant....

          • @Tom Farmer:

            "Alles hängt am Verbraucher, auch die Zementindustrie oder Stahlindustrie."

             

            Das sagt sich so leicht. Auf den Bau einer Brücke haben die "Verbraucher" z.B. wenig Einfluss und natürlich ist dort auch die Auswahl an möglichen Baustoffen gering. Viele energieintensive Materialien stecken in der Infrastruktur, im Transportwesen usw. und können in absehbarer Zeit auch nicht ersetzt werden. Im Gegenteil. Der Stahlverbrauch steigt weltweit...

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Da kann aber Transparenz helfen. Es gibt Förderprogramme zum Thema "BIM" Bauinformationssysteme. Ingenieursbauten werden ja auch ökonomisch durchgerechnet, oder die sich ergebenden Betriebskosten (Energieausweis) werden berechnet. Die Info, wieviel Energie (also Co2) beim Bau verbraucht wird, kann doch leicht mit erzeugt werden und in die Abwägung einbezogen werden.