piwik no script img

Journalist stirbt nach ÜberfallErmittlungen in Petersburg

Anfang März wurde der Journalist Andruschtschenko überfallen und niedergeschlagen. Jetzt ist der 73-jährige seinen Verletzungen erlegen.

Der russische Journalist Nikolai Andruschtschenko, Oktober 2016 Foto: dpa

Moskau taz | Am Mittwoch erlag Nikolai Andruschtschenko, Mitbegründer der Wochenzeitung Nowy Peterburg, seinen Verletzungen. Der 73-jährige Journalist war Anfang März in Petersburg von Unbekannten überfallen und niedergeschlagen worden. Die Täter konnten bislang nicht ermittelt werden.

Andruschtschenko soll auf dem Weg zu einem „geschäftlichen Treffen“ gewesen sein, sagte der Chefredakteur des Wochenblatts, Denis Usow. Seit der Amtsübernahme Wladimir Putins im Jahr 2000 ist Andruschtschenko das 53. Opfer, das in Russland wegen journalistischer Arbeiten zu Tode gekommen ist.

Das glaubt zumindest Denis Usow, der die investigative Linie der Zeitung und deren „scharfe Beiträge“ als Grund für den Überfall vermutet. Zuletzt widmete sich das Blatt vor allem dem „vermeintlichen Kampf der Machthaber gegen Korruption“, sagte Usow.

Besondere Aufmerksamkeit wurde einer Artikelserie über die Verbindungen des „kriminellen Petersburg“ zu den führenden Politikern der Stadt in den 1990er Jahren zuteil. Damals war Putin stellvertretender Bürgermeister. Darüber hatte Andruschtschenko zuletzt 2014 im Sender Radio Swoboda ausführlich berichtet.

2007 war Andruschtschenko wegen Behinderung der Justiz und übler Nachrede auch zu einer Haftstrafe verurteilt worden, die er aber nicht antreten musste. Stattdessen verbrachte er einige Zeit in der Psychiatrie, auch dies unfreiwillig.

Zu jenem Zeitpunkt war der Journalist Anhänger der oppositionellen Bewegung Drugaja Rossija. Die Bewegung um den exaltierten Schriftsteller und Nationalisten Eduard Limonow war in den nuller Jahren ein Teil der nichtsystemkonformen außerparlamentarischen Opposition. Nach der Annexion der Krim durch Russland sind Limonow und Teile der Bewegung ins Putin-Lager übergelaufen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Natürlich war ich gespannt auf eine Gegendarstellung. Leider führte eine Suche in Putins Propagandaorgan SputnikNews nach „Andruschtschenko“ zu 0 (Null) Treffern.

    Zum Vergleich: Die Suche nach der 2006 gleichfalls ermordeten Journalistin Politkowskaja erbrachte immerhin noch 275 Treffer.

     

    Ich kann mir das nur so erklären, dass sich solche Fälle inzwischen derart häufen, dass man nun doch wirklich nicht mehr auf jeden einzelnen Fall eingehen kann!