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Grünen-Spitzenkandidat im SaarlandDas Ende der Ära Ulrich

Nach der Wahlschlappe zieht der Grünenchef im Saarland, Hubert Ulrich, Konsequenzen. Er kündigt seinen Rücktritt an.

Mit ihm scheiterten die Saar-Grünen an der 5-Prozent-Hürde: Hubert Ulrich Foto: dpa

SAARBRÜCKEN taz | Der grüne Spitzenkandidat Hubert Ulrich, 59, gilt, neben dem ewigen Oskar Lafontaine, als Methusalem in der saarländischen Landespolitik. Mit einer zweijährigen Unterbrechung – wegen eine Dienstwagenaffäre – ist Ulrich seit 1991 Grünenchef im Saarland und damit der mit Abstand dienstälteste Landessprecher seiner Partei. Achtmal sind die Grünen bislang zur Wahl des Saarbrücker Landtags angetreten, viermal waren sie erfolgreich, viermal sind sie an der 5-Prozent-Hürde gescheitert.

Jetzt aber, nach dem erneuten Ausscheiden aus dem Landtag, neigt sich die Ära Ulrich rapide dem Ende zu. Noch am Sonntagabend kündigte er seinen Rückzug aus dem Landesvorstand an: „Wir werden uns in der Führung neu aufstellen, ich werde die Verantwortung natürlich für diese Wahlniederlage übernehmen.“ Nun müsse beraten werden, wie sich die Saar-Grünen in Zukunft personell aufstellten.

Bis zum Wahlabend kam er zunächst nicht auf die Idee, dass die Saarland-Schwäche der Grünen mit seiner Person zusammenhängen könnte. „Das Saarland ist für uns ein schwieriges Pflaster“, sagte er und erinnerte daran, dass es seine Partei auf dem katholisch geprägten Land nun mal schwer habe.

Der studierte Wirtschaftsingenieur und Vater von vier Kindern stand auf Platz eins der Landesliste. Das ist ungewöhnlich bei den Grünen, bei denen der erste Listenplatz eigentlich einer Frau zusteht.

Von einem Armutszeugnis sprach deshalb bei der Aufstellung der Liste ein prominenter innerparteilicher Kritiker. Ulrich fand die Reihenfolge in Ordnung. „Das haben andere so entschieden“, sagte er. Der linke Flügel der Partei hat ihm ohnehin nicht verziehen, dass er 2009 trotz einer rechnerischen rot-rot-grünen Mehrheit im Saarland eine Jamaikakoalition mit CDU und FDP durchsetzte. Die scheiterte.

Anders als CDU, SPD, Linke und FDP haben die Grünen ihren Spitzenkandidaten nicht auf den Plakaten gezeigt. Stattdessen drohte dort ein überlebensgroßer US-Präsident Trump mit dem Zeigefinger. Das hat wohl vor allem abgeschreckt. (mit dpa)

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4 Kommentare

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  • Grüne schrecken durch ihre Flüchtlingspolitik ab.

     

    Es ist ja gut gemeint, jedem auf der Welt helfen und alle aufnehmen zu wollen, die kommen wollen. Aber ein halbes jahr grüne Kanzlerin-der-Herzen-Politik hat dem meisten in d dann doch gereicht.

     

    Die CDU ist durch ihre Kursumkehr wieder wählbar geworden. Das geht zu Lasten der AFD.

     

    Herr Schulz äußert sich vorsorglich nicht zu der von ihm beabsichtigten Flüchtlingspolitik.

     

    Die Grünen sind aufgrund der zeitweiligen Umsetzung der von ihnen geforderten Politik durch Merkel für breite Schichten nicht mehr wählbar. Sie sind jetzt mehr eine Partei für alternative Schöngeister.

  • Aus der Distanz ist die Leistung von Ulrich schwer einzuschätzen, doch bei Parteien insgesamt und den Grünen insbesondere, ist eine zu lange Amtszeit stets schädlich.

     

    Als falsch und von gestern gilt jede Form von Antiwerbung. Nach der Wahl haben sich Landesthemen als entscheidend herausgestellt, dazu gehört Trump jetzt nicht wirklich.

     

    Die Saar-Grünen sollten sich völlig neu aufstellen und Leute aus seinem Umfeld meiden.

  • 3G
    36855 (Profil gelöscht)

    Endlich ist er weg, dieser Liebling von Ostermann. Ostermann wurde vom Spiegel als "Der Pate von der Saar" bezeichnet. Ostermann hat hohe Summen an die Saar-Grünen bespendet, von denen noch nicht einmal alle Vorstandsmitglieder wußten. http://www.sol.de/archiv/news/Saar-Gruene-Selbst-Mitglieder-des-Landesvorstands-kannten-Ostermann-Spenden-nicht,76763

    Ulrich war bei Ostermann beschäftigt und bezog von dort ein "Gehalt".

    Es wurde gemunkelt, dass damit das Zustandekommen von Jamaika "unterstützt" wurde.

    Ulrich allein hat es zu verantworten, dass die Grünen an der Saar auf keinen grünen Zweig kommen.

    Nach der Dienstwagenaffäre und den Enthüllungen in dem Buch "Die Jamaikaclique" hat er munter weitergemacht und niemand konnte ihn stoppen.

    Warum hat sich niemand getraut, es öffentlich zu machen und ihn aus der Partei auszuschliessen? Spricht auch nicht gerade für die grüne Mann/Frauschaft an der Saar.

  • Ich glaube, es wird ihn niemand vermissen. Ulrich verkörpert eine ausgebuffte, durchtriebene Provinzialität, die ihm vor allem persönlich stärkte. Ansonsten dürfen seine Kritiker zur Kenntnis nehmen, dass die Wahlbeteiligung gestiegen ist und die AfD in den Landtag eingezogen ist. Das kann man Ulrich nicht alleine ankreiden. Eine links-liberale Politikänderung ist in diesem Bundestag schwer Parteien zuzuordnen, weil selbst die Linken hier konservativ und festgefahren wirken.