Buddhistischer Mönch in Birma: Maulkorb für Hassprediger
Der buddhistische Klerus verbietet einem umstrittenen Mönch für ein Jahr das Predigen. Der klebt sich den Mund zu und spielt alte Predigten ab.
Die Regionalregierung erwägt jetzt einem Medienbericht zufolge den im Volksmund U Wirathu genannten Mönch anzuklagen, weil er das Verbot missachtet habe. Demnach habe der 48-Jährige sich bei einem Auftritt in der Region den Mund zugeklebt und alte Predigten abgespielt. Ein entsprechendes Video habe er über soziale Netzwerke verbreitet.
Der Mönch hatte sich jüngst bei den mutmaßlichen Mördern eines prominenten muslimischen Anwalts und Regierungsberaters bedankt. Das hatte nach Meinung vieler nichts mehr mit Meinungsfreiheit zu tun und sei eines Mönches unwürdig. Schon früher war Ashin Wirathu, den das US-Magazin Time „das Gesicht des buddhistischen Terrors“ nannte, von der einstigen Militärregierung zu 25 Jahren Haft verurteilt, später aber amnestiert worden.
Er und seine Anhänger haben mit ihrer antimuslimischen Hetze, die sich auch gegen die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi richtet, das Klima im Land vergiftet und den Diskurs verschoben. Unter der früheren Übergangsregierung von Exmilitärs setzten er und seine Anhänger ein Gesetz durch, das Nichtbuddhisten diskriminiert und Ehen zwischen Angehörigen unterschiedlichen Glaubens einschränkt.
In Birma sind 88 Prozent der Bevölkerung Buddhisten, 5 Prozent sind Muslime, 6 Prozent Christen. Als Folge der Hetze gegen Muslime, gegen die viele Buddhisten Birmas Vorbehalte haben, stellte Aung San Suu Kyis Partei bei den letzten Wahlen keinen einzigen muslimischen Kandidaten auf.
Viele sehen in Ashin Wirathu einen Handlanger des Militärs. Er schürt religiöse Konflikte und ermöglicht auf diese Weise dem Militär, sich als Bewahrer der Stabilität zu inszenieren. Die Positionierung des buddhistischen Klerus ist deshalb zu begrüßen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!