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Ulrike Herrmann über Ölpreise und ÖkosteuernHabt Mitleid mit SUV-Besitzern!

Nur wenn das Benzin teuer ist, lohnt es sich für die Industrie, in effiziente Autos zu investieren

Öl wird billig bleiben – viel zu billig. Das Erdölkartell Opec trifft sich zwar an diesem Mittwoch und will die Preise nach oben treiben, doch der Erfolg dürfte bescheiden bleiben. Zu viele Ölstaaten sind darauf angewiesen, ihren Rohstoff zu verschleudern. Ob Russland, Iran, Irak, Nigeria oder Venezuela: Sie benötigen jeden Öl-Cent.

Es ist keine gute Nachricht für die Welt, dass die Ölschwemme anhalten wird. Denn Öl ist eigentlich knapp, aber dieses rare Gut wird nun unkoordiniert und unkontrolliert verramscht. Es handelt sich um klassisches Marktversagen, wie die Ökonomen es nennen, wenn Preise nicht die Realitäten widerspiegeln. Also muss der Staat ran – und die Energiesteuern noch weiter erhöhen.

Autofahrer werden jetzt aufstöhnen. Sie fühlen sich sowieso schon als Deppen der Nation, weil keine Ware so stark besteuert wird wie Kraftstoffe. Beim Benzin fallen derzeit Energiesteuern von 65,45 Cent pro Liter an und beim Diesel 47,04 Cent. Doch diese Steuern steuern bisher kaum: Auto fahren ist leider unverändert attraktiv, und im Schnitt steigt die Zahl der Privatwagen um erstaunliche 500.000 pro Jahr.

Übrigens wäre es im ureigenen Interesse der Autofahrer, dass die Energiesteuern steigen. Nur wenn Benzin und Diesel teuer sind, lohnt es sich für die Industrie, in die Effizienz der Autos zu investieren. Graduell würde man sich für jene Phase rüsten, die unvermeidlich kommen wird: Schon in wenigen Jahren wird das Öl so knapp sein, dass die Preise wieder in die Höhe schießen. Wäre doch dumm, dann einen neuen SUV zu besitzen, der munter Sprit verbraucht. Der Försterwagen für den Städter hätte dann nämlich nur noch Schrottwert.

Es gibt übrigens genug Autokäufer, die der Staat vor ihrer eigenen Dummheit schützen sollte: Allein 2015 hat sich die Zahl der SUVs um 20 Prozent und die der Geländewagen um 10 Prozent erhöht. Da muss man Mitleid haben: Steuern hoch!

Wirtschaft + Umwelt

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