„Polizeiruf 110“ aus Rostock: Läuft eher nicht bei Bukow
Für Kommissar Bukow ist die private Lage aussichtslos. Wann fällt er um? Zum Glück kommt noch die ’Ndrangheta nach Rostock.
Der große Mann steht da unter dem grauen Brückenbeton, einsam im unwirtlichen Niemandsland eines Schnellstraßenviadukts, und man weiß nicht so genau, ist das jetzt Angriffslust in seinem Blick oder Ohnmacht? Oder ohnmächtige Wut?
Der große Mann ist Kommissar Bukow (Charly Hübner), und er wankt. Ja, der Rostocker Kommissar ist in der Tat schwer angezählt: Scheidung von der Frau? „Läuft“, lallt er in Richtung Kollegin König (Anneke Kim Sarnau). Die beiden Söhne? Haben keinen Bock auf einen „Kino am Wochenende“-Papa und lassen ihn das spüren. „Scheiße“, sagt Bukow.
Läuft eher nicht so für den Kommissar, der auch in dieser Episode das Hinterzimmer im Club seines Vaters behaust, das Barpersonal vögelt und dabei nicht glücklich ist, weil er immer öfter an die Kollegin denken muss (die aber nicht an ihn). Bukow hat also zu kämpfen, und die Frage drängt sich auf, wie lange die Kraft reicht, bevor einer einfach umfällt, wenn die Lage doch so aussichtslos scheint.
Was wiederum auch exakt die Frage ist, die sich für alle Beteiligten bei Bukows und Königs aktuellem Fall stellt. Eine gemeinsame Undercoveraktion von Polizei und Zoll gegen die Drogenmafia im Rostocker Hafen geht schief, am nächsten Tag liegt ein leitender Zollbeamter erschossen im Straßengraben.
Dass die ’Ndrangheta ihre Finger im Spiel hat, ist eigentlich allen klar, nur beweisen lässt sich mal wieder nichts – zumindest nicht ohne illegale Methoden. „Die machen doch, was sie wollen, und lachen sich kaputt über unseren Rechtsstaat“, sagt Zollbeamtin Zander (Elisabeth Baulitz). „Sie hat recht“, sagt Bukow.
Rostock-„Polizeiruf 110“: „Im Schatten“; So., 20.15 Uhr, ARD
Nur, was folgt daraus? Schlägt man sich angesichts der Übermacht des Bösen auf dessen Seite, so wie es einige Kollegen vom Zoll offenbar getan haben? „Bullshit“, sagt König, und Bukow findet das auch. Insofern: „Aufstehen, Sascha“, sagt sein Vater. „Mach ich, Papa.“
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