Zukunft In Hamburg sollen Flüchtlinge in einer riesigen Siedlung am Stadtrand wohnen, in München will man sie verteilen. Was ist besser für die Flüchtlinge, was für die Stadt? Und wie sieht Willkommensarchitektur aus?: Klotzen oder kleckern
Aus Hamburg und München Antje Lang-Lendorff und Margarete Moulin
Kleingärten und Einfamilienhäuser säumen den Mittleren Landweg, die Hauptstraße von Billwerder im Südosten Hamburgs. An die Grundstücke schließen feuchte Wiesen an, das Gras steht hüfthoch. Zwischen all dem Grün: ein Sportplatz, eine Schule, ein Gewerbegebiet, ein S-Bahnhof. Wer in Billwerder lebt, mag es dörflich, unaufgeregt.
Seit März entsteht hier die größte Flüchtlingssiedlung Deutschlands. Betonmischer und Lastwagen rumpeln über eine riesige Baustelle, Kräne drehen sich. Die Gebäude wachsen von Woche zu Woche. 19 Klinkerhäuser sollen am Mittleren Landweg entstehen, mit drei bis vier Geschossen, 780 Wohnungen. Die ersten Bewohner sollen schon im Dezember einziehen.
Billwerder hat 1.430 Einwohner. Läuft alles nach Plan, kommen bald 2.500 Flüchtlinge hinzu. Wie soll angesichts dieser Zahlen Integration gelingen? Wäre es nicht sinnvoller, kleinere, auf die Stadt verteilte Unterkünfte zu bauen, um Ghettos zu vermeiden?
Im vergangenen Herbst und Winter stellten die Kommunen Zelte und Traglufthallen auf, beschlagnahmten Turnhallen. Inzwischen, nachdem die Balkanroute geschlossen wurde, sind die Erstaufnahmeeinrichtungen vielerorts nur noch teilweise belegt, Notunterkünfte schließen.
Die größere Aufgabe aber steht den Verwaltungen noch bevor. Jetzt gilt es, für alle, die ein Bleiberecht erhalten, langfristig Wohnraum zu schaffen. Immer mehr Flüchtlinge bekommen eine Aufenthaltsgenehmigung, und müssen aus den Gemeinschaftsunterkünften ausziehen. Nur wohin?
Gerade in Großstädten, wo es wenige freie Wohnungen gibt, ist es für sie fast unmöglich, selbst eine Wohnung zu finden. Gleichzeitig wollen viele Flüchtlinge gern dort leben – weil es Arbeit gibt, bereits bestehende Communities.
Also wird in Hamburg, München, Berlin und Köln gebaut. Mit ganz unterschiedlichen Konzepten, begleitet von einer bundesweiten Debatte. Stadtplaner und Architekten diskutieren, wie die Flüchtlingsunterbringung am besten gelingen kann.
Der deutsche Beitrag „Making Heimat“ auf der diesjährigen Architekturbiennale in Venedig stellte Beispiele von Flüchtlingsunterkünften vor. Stichwortgeber dafür war der aus Kanada stammende Autor Doug Saunders, der in seinem Buch „Arrival City“ für eine andere Perspektive auf Einwandererviertel plädiert. In Hannover entwickelte Architekturprofessor Jörg Friedrich gemeinsam mit seinen Studierenden Modelle einer Willkommensarchitektur: Parkhäuser sollten in Lofts umgewandelt, Flüchtlinge in ungenutzten Schiffen untergebracht werden. Und auch die Vereinten Nationen beschäftigt die Frage, wie man Flüchtlinge in Städen unterbringen kann. Auf ihrer großen Habitat-Konferenz, die im Oktober im ecuadorianischen Quito stattfinden wird, ist sie eine der drängendsten. Die Enge in den Städten, sie setzt Kreativität frei.
Vor dem Münchner Dante-Bad stößt ein Bagger seine Schaufelzähne in den Parkplatz. Ende Juni haben hier die Fundamentarbeiten für das wohl spannendste Pilotprojekt der Stadt begonnen: Auf Stützen wird über dem Parkplatz ein langes, nur elf Meter breites Gebäude errichtet. Ein Großteil der Parkplätze bleibt so erhalten, die Fläche wird doppelt genutzt.
100 Sozialwohnungen lässt München auf diese Weise mitten in Moosach, einem belebten, gutbürgerlichen Viertel, bauen. Schon Ende des Jahres soll das Haus aus Sichtbeton und Holz fertig werden. Krönung des viergeschossigen Sozialbaus ist ein begrünter Dachgarten, auf dem die Bewohner flanieren, sich sonnen und sogar gärtnern können.
Rot-Schwarz in München hat das Programm „Wohnen für alle“ ins Leben gerufen: Über das Stadtgebiet verteilt sollen innerhalb von vier Jahren 3.000 Wohnungen entstehen. Bloß kein Ghetto, lautet die Devise. Die Hälfte der Wohnungen ist für anerkannte Flüchtlinge gedacht, die andere Hälfte für Studierende, Azubis und all die, die sich auf dem überteuerten Münchner Mietmarkt keine Wohnung leisten können. Außerdem hat sich die Verwaltung zum Ziel gesetzt, 8.500 Wohnungen pro Jahr fertigzustellen und nicht nur – wie vor der Ankunft der vielen Flüchtlingen geplant – 7.000.
Auf der Baustelle steht Michael Hardi von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewofag, die das Projekt realisiert. Er zeichnet mit den Händen die Umrisse des Gebäudes in die Luft. „Zu dieser Seite hin“ – Hardi weist nach Westen – „bauen wir die Wohnungen mit tief heruntergezogenen, sogenannten französischen Fenstern, die viel Licht hereinlassen. Und dort“ – er weist nach Osten – „werden die Eingänge mit Laubengängen davor liegen, die wie Balkone zu nutzen sind.“
Es musste ja schnell gehen, dachte man damals
Viele Anwohner fühlten sich übergangen. Sie wollten nicht, dass eine große Zahl alleinstehender Männer in ihre Nähe zieht, die Rede war von „Käfighaltung“. Auf einer Bürgerversammlung gab es deshalb Streit. „Zuerst hatten wir nur Einzimmerapartments geplant“, sagt Hardi. „Die Anwohner erinnerten uns zu Recht daran, dass Integration am besten über Familien läuft.“ Ins erste Geschoss kommen nun auch 14 Wohnungen mit jeweils zweieinhalb Zimmern.
In der Stadtforschung gibt es das Verständnis von Architektur als „Ordnen von sozialen Beziehungen durch Gebautes“. Die Münchner bemühen sich am Dante-Bad um Mischung.
Anders als München hat Hamburg beschlossen zu klotzen. In jedem der sieben Bezirke sollten mindestens 800 „Expresswohnungen“ für Flüchtlinge gebaut werden, entschied der rot-grüne Senat im vergangenen Oktober.
In verschiedenen Bezirken gab es bald Planungen für Unterkünfte mit mehreren Tausend Menschen. Je größer die Siedlungen, desto schneller könnten die vielen Flüchtlinge untergebracht werden, so der Gedanke. Und schnell musste es damals ja gehen.
Am Mittleren Landweg in Billwerder grenzt eine über zwei Meter hohe Mauer die Flüchtlingshäuser von den Kleingärten ab. Sie wurde gebaut, um der Erde Halt zu geben, die das abschüssige Grundstück ebnet. Die Verwaltung nutzte für die Baugenehmigung der Siedlung einen Paragrafen, der nur für Flüchtlingsunterkünfte gilt und weniger Auflagen vorsieht. Deshalb können zunächst tatsächlich nur Flüchtlinge ins neue Viertel ziehen. Erst später sollen andere dazukommen.
Berlin: An mindestens 30 auf die Stadt verteilten Standorten sollen Unterkünfte aus vorgefertigten Bauteilen entstehen. Bis Jahresende will die Verwaltung zudem 18 Containersiedlungen errichten. Pro Standort sollen in Berlin maximal 500 Personen unterkommen.
Köln: Hier werden die Flüchtlinge vorrangig über den normalen Wohnungsbau versorgt. Die größte Gemeinschaftsunterkunft hat 400 Plätze.
„Natürlich wollen wir, dass die Flüchtlinge mit Land und Leuten in Berührung kommen“, sagt Arne Dornquast in norddeutschem Singsang. Dornquast, groß und schlaksig, ist der Bezirksamtsleiter und damit quasi der Bürgermeister von Bergedorf, zu dem Billwerder gehört. Er hat in ein Bezirksbüro geladen. Blickt man aus dem Fenster, sieht man Frauen, die Kinderwagen über einen von Läden gesäumten Platz schieben. Einfache Leute leben hier, sehr viele Russlanddeutsche, die in den Neunzigern kamen. Hier, zwei Kilometer von der Baustelle am Mittleren Landweg entfernt, wird für die Flüchtlinge die nächste Einkaufsmöglichkeit sein. Vorerst zumindest, bis auch bei ihnen ein Supermarkt aufmacht.
Seit 2011 ist Dornquast Bezirksamtsleiter. Früher bestand sein Alltag aus Planungen für den Erhalt eines Museums, die Erneuerung einer Fußgängerzone. Jetzt verantwortet er die größte Flüchtlingssiedlung Deutschlands.
Dornquast lobt die Anbindung an die Innenstadt. Mit der S-Bahn ist man in einer Viertelstunde am Hauptbahnhof. Im nahe gelegenen Gewerbegebiet könnten Flüchtlinge Jobs finden, sagt Dornquast, die Unternehmen hätten schon Interesse bekundet. Er schwärmt von der „Wertigkeit“ der Bauten, der Vollklinkerfassade. Vier Kitas entstehen in dem neuen Viertel, Gruppenräume, Beratungsstellen, Seniorentreffs. 30 Sozialarbeiter sollen sich um die Menschen kümmern. Die größeren Kinder werden auf die Schulen des Bezirks verteilt, so der Plan.
„Das ist eine Leistung, die ganz Bergedorf schaffen muss“, sagt Dornquast. Ehrenamtliche, die Kirchengemeinden und Migrantenorganisationen wollten die Flüchtlinge willkommen heißen, erzählt er, auch Stiftungen engagierten sich. „Wenn wir das alles nicht hätten, würde mir angst und bange werden. Aber es gibt viel Unterstützung. Es kann klappen.“ Über eine Stunde redet Dornquast an gegen die Vorstellung, er würde am Mittleren Landweg ein Ghetto bauen.
Das ist bei vielen der erste Gedanke. Tausende Migranten in einer Siedlung draußen vor der Stadt – sofort ploppen in den Köpfen Bilder auf: brennende Autos in den Banlieues von Paris, Armut, Perspektivlosigkeit. Eine wütende Generation, die Diskriminierung erlebt, sich abgehängt fühlt. Die Gewaltausbrüche in Frankreich 2005 wurden zum Symbol für das Scheitern von Integration.
Angesichts der Baupläne des Hamburger Senats gründeten sich in vielen Stadtteilen Bürgerinitiativen. Auch in Bergedorf: Es ist der Mittelstand, der gegen das Projekt in Billwerder protestiert. Der Pfarrer im Ort. Ein Architekt, der in Nähe wohnt. Ein SPD-Wähler, der sagt, er würde Olaf Scholz nicht wieder seine Stimme geben. Sie klagen gegen die Siedlung, bislang ohne Erfolg. Sie seien nicht gegen Flüchtlinge, sagen sie, sondern gegen Ghettos.
Gemeinsam mit anderen Initiativen sammelten sie Unterschriften für einen Volksentscheid zur Flüchtlingsunterbringung. Nach zähen Verhandlungen einigte sich der Senat mit den Initiatoren darauf, bis Ende 2019 pro Standort im Schnitt maximal 300 Flüchtlinge unterzubringen und die Unterkünfte stärker auf das Stadtgebiet zu verteilen. Projekte, die schon gebaut wurden, haben Bestandsschutz. Außerdem wurde vereinbart: Am Mittleren Landweg in Billwerder sollen ab 2018 nicht mehr nur Flüchtlinge wohnen.
Der Kompromiss dürfte auch den sinkenden Flüchtlingszahlen zu verdanken sein. Die anderen Bezirke, deren Bürgermeister nicht so schnell waren wie Dornquast, haben ihre Planungen deutlich verkleinert. Für den Mittleren Landweg kommen diese Entwicklungen zu spät.
Dornquast bleibt positiv: „Wir werden die Einzigen sein, die ein Projekt in dieser Größenordnung entwickeln. Es muss deshalb auch ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit bekommen.“ Der 52-Jährige hat früher selbst Stadtplanung studiert. „Im Idealzustand würde man alle Flüchtlinge gleichmäßig über die Stadt verteilen“, sagt er. Die Wirklichkeit in Bergedorf gebe das nicht her. „Ich bin Stadtplaner, aber ich bin auch Beamter der Freien und Hansestadt Hamburg.“ Der Senat habe ihn angewiesen, Beiträge zur Unterbringung zu leisten.
Die Härte der Auseinandersetzung macht Dornquast zu schaffen. „Es stimmt ja: Wir verändern die Lebenswirklichkeit in der Nachbarschaft dramatisch“, sagt er. „Einzelne sind richtig fertig mit dem Staat. Die sind tief verbittert, dass die Gesellschaft so etwas mit ihnen macht.“ Diese Unversöhnlichkeit geht ihm nach. „Wenn ich das Jackett abends auf den Bügel hänge, ist das nicht vorbei. Das ist das schwierigste Projekt meiner Amtszeit.“
In Berlin, in Köln, überall wird kleinteiliger vorgegangen als in Hamburg. Während in Billwerder 780 Wohnungen an einem Ort entstehen sollen, sind es in München höchstens 160. Im Vergleich planen die Hamburger mehr Unterkünfte explizit für Flüchtlinge: Bis Ende 2017 soll es an der Elbe rund 12.000 Plätze mit langfristiger Wohnperspektive geben, lautete das Ziel des Senats noch im Juni. Nach den Verhandlungen mit den Bürgerinitiativen dürfte diese Zahl etwas sinken. Um wie viel, ist noch nicht klar.
Im besten Fall entstehteine neue Mittelschicht
München wird ein Drittel weniger Flüchtlinge zugewiesen als Hamburg. Nimmt man die bislang im Norden angepeilten 12.000 Plätze zur Grundlage, müssten an der Isar rund 8.000 Plätze entstehen. München will aber bis 2019 nur 1.500 Wohnungen explizit für Flüchtlinge bauen. Viele davon sollen klein sein. Wenn dort im Schnitt zwei Personen leben, kommt man auf gerade mal 3.000 Plätze.
Lassen die Münchner die Sache zu entspannt angehen? Oder übertreiben die Hamburger? „Wir können mit den Planungen in beiden Richtungen falsch liegen“, sagt Anselm Sprandel, Flüchtlingskoordinator des Hamburger Senats. Niemand könne vorhersagen, wie viele Flüchtlinge in den nächsten Jahren nach Deutschland kämen. Vielleicht wirke auch noch nach, was er das „Trauma“ des zweiten Halbjahres 2015 nennt: Die Kollegen hätten morgens nicht gewusst, wo sie die Menschen abends unterbringen sollten. Sprandel sagt: „Der Matsch, der Regen, die Baumärkte, das wollen wir nicht mehr.“
Die unterschiedliche Planung basiert auf einer politischen Entscheidung: Um Sozialneid zu verhindern, will Hamburg Flächen, auf denen bereits sozialer Wohnungsbau geplant war, nicht für Flüchtlinge nutzen. Der Bau der Expresswohnungen für die Zuwanderer läuft separat. Sprandel sagt: „Das ist klarer Senatswille. Davon bin ich auch fest überzeugt.“
Im ebenfalls SPD-regierten München sieht man das genau anders herum: „Wir wollen nicht trennen zwischen Flüchtlingen und anderen Wohnungssuchenden, um keinen Sozialneid entstehen zu lassen“, sagt Stadtbaurätin Elisabeth Merk. Deswegen plane die Stadt überall nur gemischte Quartiere. Die Flüchtlinge sollen von Beginn an vor allem über das normale Wohnungsbauprogramm versorgt werden. Es werden also durchaus mehr als die 1.500 Wohnungen für sie gebaut, aber eben nicht extra ausgewiesen.
Auch die Münchner müssen klotzen. Die Stadt verdichten, Dächer aufstocken, Parkplätze überbauen – das reicht nicht aus. Ähnlich wie die Hamburger planen die Bayern ganz neue Viertel am Stadtrand. Etwa im Westen Münchens in Freiham. Über Quoten regelt die Stadt, dass in diesen Siedlungen auch Menschen mit geringen und mittleren Einkommen eine Bleibe finden. Sicherlich werden viele Flüchtlinge in den Neubaugebieten wohnen, aber nicht nur sie.
Aber ist es denn wirklich so schlimm, wenn viele Einwanderer in einem Viertel wohnen? Ist die Angst vor Ghettos berechtigt?
Glaubt man Doug Saunders, dann erfüllen Einwandererviertel eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Der kanadische Journalist, Star in der Stadtplanerszene, hat von Migranten bewohnte Stadtteile weltweit besucht und herausgearbeitet, unter welchen Bedingungen Zuwanderung für alle Beteiligten gut funktioniert.
In seinem Buch „Arrival City“, das bereits 2010 erschien, kommt er zu dem Schluss, dass in den „Ankunftsstädten“, wie er diese Viertel nennt, lebensnotwendige Netzwerke entstehen. Die Zugewanderten bekommen dort Jobs, einen Einstieg ins Stadtleben. In den oft informellen Siedlungen gibt es genügend billige Gewerbefläche. Viele machen sich selbstständig, erwirtschaften so ein Einkommen, können irgendwann ihre bescheidenen Unterkünfte kaufen, bezahlen ihren Kindern eine bessere Bildung. Der gesellschaftliche Aufstieg kann gelingen.
Saunders sagt, ein Stadtteil könne dauerhaft arm sein, aber die Menschen seien deshalb nicht auch dauerhaft arm. Im besten Fall sind Einwandererviertel Orte einer neuen Mittelschicht. Er sagt aber auch, dass Ankunftsstädte scheitern können. Wenn den Bewohnern die Perspektive für einen gesellschaftlichen Aufstieg fehlt, wenn sie sich wie in den französischen Banlieues abgehängt fühlten, würden diese Viertel zu sozialen Brennpunkten, wo sich Gewalt und Kriminalität ballten.
Gut möglich, dass sich die zukünftigen Bewohner des Mittleren Landwegs gegenseitig unterstützen und Netzwerke bilden werden. Ob in Billwerder aber ein quirlig geschäftiges Viertel entsteht, wie Saunders es vor Augen hat? Arne Dornquast schüttelt den Kopf. Auch er hat „Arrival City“ gelesen. Es wäre toll, wenn sich die Flüchtlinge selbstständig machen könnten, sagt er. „Der eine repariert Elektrogeräte, der nächste backt Sesamkringel.“ Aber dafür gebe es keine Räumlichkeiten und außerdem zu viele Auflagen. „Das ist hier nicht möglich.“
Mit dem Wissen von heute, mit mehr zeitlichem Vorlauf würde auch er eher an verschiedenen Standorten bauen, sagt Dornquast. Laut der Einigung der Bürgerinitiativen mit dem Senat sollen Ende 2019 nur noch 100 der 780 Wohnungen ausschließlich für Flüchtlinge reserviert sein. Dornquast sagt: „Ziel ist es, die Wohnungen an alle zu vergeben.“
Er atmet tief durch. „Es kann sein, dass wir einen Stadtteil schaffen, wo die nächsten 50 Jahre nur arabische Menschen leben. Mein Job ist es jetzt, dafür zu sorgen, dass es dazu nicht kommt.“
Antje Lang-Lendorff, 38, ist Redakteurin im Berlin-Teil der taz. Sie lebt auch lieber in der Großstadt als auf dem Land
Margarete Moulin, 44, ist Bayern-Korrespondentin der taz. Die Münchner Entwürfe erinnerten sie an die Wohnmaschine von Le Corbusier
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