Heute in hamburg: „Täglich konfrontiert“
Antifeminismus Lisa Mangold spricht über rechte Hetzte gegen feministische Forderungen
28, studierte Politikwissenschaften und Philosophie und ist seit 2015 für Öffentlichkeitsarbeit im Argument Verlag zuständig.
taz: Frau Mangold, werden Sie in Ihrem Alltag mit Antifeminismus konfrontiert?
Lisa Mangold: Ich werde täglich mit Personen und Inhalten konfrontiert, die feministische Forderungen und Kämpfe diffamieren. Die AfD macht mit antifeministischen Parolen Wahlkampf und in verschiedensten Foren und sozialen Plattformen wird gegen den Feminismus gehetzt. Aber ich habe den Luxus, dass ich in Hamburg und Berlin Oasen habe, in denen ich geschützt bin.
Warum trifft der Feminismus auf so große Ablehnung?
Feminist_innen hinterfragen vermeintlich natürlich Gegebenes. Sie rütteln an der Komfortzone des Patriarchats und das passt vor allem denjenigen nicht, die es sich in dieser Komfortzone bequem gemacht haben.
Inwiefern ist der Antifeminismus ein verbindendes Element rechter Kräfte?
Rechte Kräfte treffen sich in der Ablehnung alternativer Lebenskonzepte und linker Politik. Sie haben Angst vor der Zerstörung der heterosexuellen Kleinfamilie und dem damit einhergehenden Aufbrechen altbekannter Geschlechtervorstellungen. Diese Kräfte können sich derzeit auf zwei Bedrohungen einigen: Einerseits auf Geflüchtete, als fremde Bedrohung von außen, und andererseits auf Feminist_innen als Bedrohung von innen.
Nach der Kölner Silvesternacht riefen auch Rechte und Konservative den Schutz von Frauenrechten aus: Wie kann einer solchen Vereinnahmung entgegengewirkt werden?
Der Rassismus, der in dieser Vereinnahmung steckt, muss sichtbar gemacht werden. Es braucht selbstbewusste, feministische Stimmen, die sich antirassistisch positionieren und Privilegien thematisieren. Zum Beispiel darf Alice Schwarzer mit ihrem antimuslimischen Rassismus nicht als die Stimme des deutschen Feminismus gelten.
Wie können feministische Positionen mehrheitsfähig werden?
Für eine Bewegung, die Normen angreift, ist es manchmal schwierig, mehrheitsfähig zu sein. Doch es ist notwendig Alltagssexismus zu thematisieren, Rollenmodelle zu hinterfragen und Diskriminierung sichtbar zu machen. In der Hoffnung, dass für mehr und mehr Menschen deutlich wird, dass eine Änderung der Zustände auch für sie eine positive Veränderung bedeuten kann.
Interview: Tobias Brück
Vortrag „Antifeminismus“ mit Lisa Mangold: 19.30 Uhr, Centro Sociale, Sternstraße 2
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