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Die WahrheitDer Name des Hundes

Kolumne
von Fritz Eckenga

Machen Sie sich das nicht zu einfach. Vermeiden Sie, dass Sie plötzlich auf Anhieb verstanden werden.

I ch habe jahrelang alles falsch gemacht. Meine Texte waren extrem unsicher. Zu wenig Sonderzeichen vor allem. Es konnte praktisch alles, so wie es war, abgekupfert, kopiert, runter-, weggebracht, down- und irgendwo wieder upgeloadet werden, ohne dass ich auch nur ansatzweise etwas davon mit-, geschweige denn abbekommen hätte.

Mein kompletter Wortschatz in den Händen oder in den Mündern irgendwelcher Abgreifer und Nachschwätzer. Nur weil ich zu blöd, zu naiv und zu faul war, zwischendrin das eine oder andere ; _ §. Außerdem empfiehlt es sich, unbedingt mal eine Zahl, z. B. 9, oder 3. Besser auch einfach mal was abkü. Und nicht alles ausschr.

Sie sollten das auch beachten. Auch im Privaten. Es kann so viel passieren. Machen Sie sich das nicht zu einfach. Vermeiden Sie, dass Sie plötzlich auf Anhieb verstanden werden.

Eine gute Methode ist, Wörter zu verschmelzen: Wählen Sie zwei Wörter und kreieren Sie aus deren Silben ein neues. Aus „Katze“ und „Hund“ können Sie zum Beispiel das Wort „KatHuzend“ bilden. Das ist schon sehr schwer zu knacken. Um die Sicherheit zu erhöhen, fügen Sie zusätzlich eine Zahl und ein Sonderzeichen ein: z. B. „Kat2739Hu;zend“.

Ebenfalls überaus bewährt hat sich die simple Methode >Nachbartaste<: Tippen Sie einen Begriff, indem Sie jeweils die benachbarten Tasten drücken. Dadurch werden recht einfache Wörter wie >Eckenga< zu unsinnigen Zeichenfolgen: >Rvlrmhs<.

Allergrößte Vorsicht ist bei den Passwörtern geboten. Ich hatte für alles Mögliche immer nur eins, höchstens zwei. Ich war auch einer von denen, die einfach den Vornamen der Frau oder den des Hundes genommen haben. Falsch. Ganz falsch. Viel zu leicht zu knacken. Andererseits aber auch so praktisch.

Hund und Frau können sich nicht nur die Internetverbrecher, kann man sich eben auch selbst ganz gut merken. Die Namen der anderen Frauen wären da sicherlich sicherer, aber das findet dann die eine Frau vielleicht nicht so geschmeidig und die soll mit den Namen der anderen ja auch gar nicht belastet werden.

Die Namen von befreundeten Haustieren wären wahrscheinlich konfliktvermeidender, aber ich hätte dabei auch schon ein ungutes Gefühl dem eigenen Tier gegenüber.

Ich für meinen Teil habe mittlerweile einen ganz guten Kompromiss gefunden. Ich nehme für sämtliche Log-ins schlicht wieder ein- und dasselbe Passwort, den Namen meines Hundes. Aber ich habe eine Sicherheitsschwelle eingezogen. Ich nenne den Hund nun jeden Tag anders.

Zugegeben, es macht ihn schier wahnsinnig. Wir waren jetzt beim Psychologen. Der meint, er wisse nicht mehr, wer er ist. Der Hund, nicht der Psychologe. Der Psychologe sagt, das Tier habe eine tiefsitzende Identitätskrise. Andererseits, das habe ich dem Quacksalber auch gesagt, ist es eigentlich genauso wie vorher, als der Köter nur einen Namen hatte. Auf den hat er ja auch nie gehört.

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