Studie zu Stadtteilschulen in Hamburg: Linke fordert Intransparenz
Der Senat hat die Ergebnisse einer Studie zum Lernstand an verschiedenen Schulformen veröffentlicht. Die Linke spricht von Stadtteilschul-Bashing.
Einen „Sargnagel für die Stadtteilschulen“ nennt die Vorsitzende der Linksfraktion, Sabine Boeddinghaus, die „Ausschlachtung“ der Ergebnisse der Kermit-Studie – der Senat hätte sie ihrer Meinung nach nicht herausgeben sollen. Die Ergebnisse der Studie, die den Lernstand der SchülerInnen an Grundschulen, Gymnasien und Stadtteilschulen jährlich erfasst, waren bisher nur schulintern veröffentlicht worden.
Nun gab der Senat die Ergebnisse doch bekannt, als Antwort auf eine schriftliche Anfrage der FDP-Fraktion. Deren stellvertretende Fraktionsvorsitzende Anna von Treuenfels-Frowein nennt das Ergebnis verheerend. Die Unterschiede zwischen den Stadtteilschulen und den Gymnasien seien eklatant.
Die Studie „Kompetenzen Ermitteln“ (Kermit) misst jährlich mit einem standardisierten Test die Fähigkeiten der SchülerInnen in Mathe, Deutsch, Naturwissenschaften und Fremdsprachen. Dabei wird unter anderem in den achten Klassen getestet, wie viele SchülerInnen schon auf dem Lernniveau sind, das sie brauchen, um gut zwei Jahre später den Realschulabschluss zu schaffen.
Es ist eine „bewusste Überforderung“, sagt Schulbehördensprecher Peter Albrecht, „die zeigen soll, wie weit entfernt die Schüler noch vom Ziel des Realschulabschlusses sind“. So könnten die LehrerInnen eine Perspektive für ihren Unterricht entwickeln. Dass das Ergebnis schlecht sein müsse, sei klar, die Aufregung übertrieben.
„Der Vergleich ist kontraproduktiv“
Die Aufregung, von der Albrecht spricht, geht neben der Reaktion der FDP auch auf einen Artikel im Hamburger Abendblatt zurück. Dort geht es hauptsächlich um den großen Unterschied zwischen Stadtteilschulen und Gymnasien. Die Stadtteilschulen schneiden bei Kermit viel schlechter ab als die Gymnasien: Fast 43 Prozent der AchtklässlerInnen an Stadtteilschulen erreichen beim „Deutsch-Leseverstehen“ nicht die geforderten Mindeststandards. Bei den GymnasiastInnen sind es nur 2,5 Prozent.
Rechtschreibung: 50 Prozent der StadtteilschülerInnen erreichten nicht den Standard, auf dem sie am Ende der zehnten Klasse sein müssen, um den Realschulabschluss zu schaffen. Bei den GymnasiastInnen waren das nur 1,5 Prozent.
Mathe: Rund 77 Prozent der AchtklässlerInnen an Stadtteilschulen liegen unterhalb dessen, was sie bis zum Ende der Zehnten können müssen. Bei GymnasiastInnen sind es gut acht Prozent.
Englisch-Hörverstehen: Zu niedrig war das Niveau bei 48,5 Prozent der StadtteilschülerInnen und bei 1,5 Prozent der GymnasiastInnen.
Englisch-Leseverstehen: 60,8 der StadtteilschülerInnen und 3,3 Prozent der GymnasiastInnen lagen unter dem angestrebten Niveau.
Albrecht sagt, es sei klar, dass der Unterschied groß sei: An den Stadtteilschulen bestünden die achten Klassen zu knapp einem Drittel aus SchülerInnen, die gar keinen Realschulabschluss anstrebten, sondern nur einen Hauptschulabschluss.
Boeddinghaus wirft dem Senat vor, mit der Veröffentlichung der Daten zum Stadtteilschulen-Bashing beizutragen. „Der Vergleich zwischen den Schulmodellen ist kontraproduktiv“, sagt sie. Stadtteilschulen leisteten viel mehr in Sachen Flüchtlingsbeschulung und Inklusion. Wenn die Schulbehörde es mit ihnen ernst meine, müsse sie ihnen viel mehr Geld zur Verfügung stellen und auch die Gymnasien bei der Inklusion in die Pflicht nehmen.
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