piwik no script img

Autobahnblockade in FrankreichProtest gegen „Dschungel“ von Calais

Lkw-Fahrer, Landwirte und Geschäftsleute demonstrieren in Frankreich für die Räumung des Flüchtlingslagers in Calais.

Die Lkw-Fahrer beklagen sich, dass Schlepper in der Nacht gefährliche Hindernisse errichten Foto: ap

Paris taz | In der Nähe der Hafenstädte Calais und Dunkerque haben am Montag Hunderte Lkw-Fahrer, Landwirte und Geschäftsleute mit ihren Fahrzeugen über Stunden die Autobahn blockiert. Mit dieser De­mons­tra­tion fordern sie die Räumung der Flüchtlingslager in der nordfranzösischen Küstenregion am Ärmelkanal. Im Zentrum der Proteste steht das „Dschungel“ genannte Flüchtlingslager in Calais.

Gegen die Migranten und Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten hätten sie grundsätzlich nichts, sagen die meisten von ihnen. Aber, dass sie nicht länger unter den Folgen dieses seit mehr als 15 Jahren ungelösten Problems leiden wollen. So beklagen sich Lkw-Fahrer, dass Schlepper in der Nacht gefährliche Hindernisse errichten. So sollen die Fahrer zum Anhalten gezwungen werden, damit Flüchtlinge Lkws auf dem Weg nach Großbritannien besteigen können. Gastwirte und Geschäftsleute schimpfen, die früher zahlreichen Touristen kämen nicht mehr nach Calais.

Die meisten haben es vor allem satt, dass man ihnen immer wieder unhaltbare Versprechungen macht. Gerade erst hatte Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve bei einem Besuch in Calais angekündigt, demnächst werde auch der nördliche Teil des Zelt- und Hüttenlagers für Flüchtlinge und Migranten geräumt – wie zuvor schon der südliche Teil. Einen Termin nannte er jedoch nicht.

In Calais hält man das für bloße Augenwischerei: Die Bewohner des geräumten Camps leben heute größtenteils im nördlichen Teil. Es wird geschätzt, dass zwischen 7.000 und 10.000 Menschen dort leben. Und es werden immer mehr, denn am Ärmelkanal endet für viele die Reise ins vermeintliche Eldorado Großbritannien.

Der konservative Vorsitzende der französischen Region Nord-Pas-de-Calais, Xavier Bertrand, hatte am Vorabend der Demo bereits angeregt, Frankreich solle im Gefolge der Brexit-Abstimmung das einst vom damaligen Innenminister Nicolas Sarkozy mit Großbritannien unterzeichnete Abkommen aufkündigen, das Frankreich die Grenzkontrolle am Ärmelkanal aufgebürdet hat. Die Engländer sollten selbst schauen, wie sie dem Problem der illegalen Einreisen und der Schwarzarbeit begegnen können, sagte Bertrand.

Für die Migranten und Flüchtlinge, die um jeden Preis über den Ärmelkanal gelangen wollen, wäre es zumindest eine Erleichterung, wenn man sie nicht länger in Calais zurückhalten würde.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • als ehemaliger Kraftfahrer kenne ich die Lage leider.......

  • Offensichtlich ist das riesige Flüchtlingslager von Calais ein Sicherheitsrisiko, nicht zuletzt für die passierenden Fahrzeuge auf der nahen Autobahn. Hier ist die französische Innenpolitik gefordert, den betroffenen Spediteuren, Landwirten etc. genügend Schutz zu bieten, und gewalttätigen Flüchtlingen wirksame Grenzen aufzuzeigen.

    • @Sondermann:

      Wo sind die Flüchtlinge gewalttätig? Grob

      fahrlässig vielleicht. Von Gewalt steht im Text nichts. Immer schön den Ball flach halten!