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Kommentar Deliveroo-StreikNeuverpackte Scheinselbstständigkeit

Kommentar von Nina Scholz

In London streiken Deliveroo-Fahrer. Ihr Kampf rückt in den Fokus, dass das Geschäftsmodell der Lieferplattform auch Verlierer kennt: die Arbeitnehmer.

Könnte per Deliveroo geliefert werden Foto: ap

W artenden Deliveroo- und Foodora-FahrerInnen, die sich an Straßenecken oder vor Restaurants in ihren quietschbunten Uniformen die Wartezeit vertreiben, gehören mittlerweile auch in deutschen Großstädten zum Straßenbild. In London befinden sich Hunderte von ihnen seit vergangenem Donnerstag im Streik. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen und besseren Lohn.

Auslöser war laut Medienberichten eine Textnachricht, die einige Deliveroo-FahrerInnen am Donnerstag erhalten hatten. Darin wurde mitgeteilt, dass sie bald nur noch 3,75 Pfund (umgerechnet etwa 4,30 Euro) pro ausgeliefertem Essen verdienen würden statt wie vorher einem Pfund pro ausgeliefertem Essen plus sieben Pfund in der Stunde.

Am gleichen Tag wurde berichtet, dass Deliveroo in einer weiteren Finanzierungsrunde 275 Millionen Dollar eingesammelt habe und das Unternehmen jetzt mit über einer Milliarde Pfund bewertet wird.

Deliveroo funktioniert als Plattform, die zwischen den FahrerInnen, den Restaurants und den KundInnen vermittelt. Organisiert wird das über eine App, die von Deliveroo bereitstellt wird. Die Firma investiert das eingesammelte Geld unter anderem, um sich gegen Konkurrenten wie Foodora zu behaupten, die nach demselben Prinzip funktionieren. Sie versuchen, potentiellen Kunden die Bestellungen mit Gratisgutscheinen schmackhaft zu machen und unterbieten einander bei Deals mit den Restaurants.

Bezahlung unter dem Mindestlohn

Die FahrerInnen verdienen oft unter dem Mindestlohn – bei geringen oder gar keinen Sozialabgaben. Einerseits arbeiten sie also wie Selbstständige, andererseits fungieren sie als Angestellte, weil sie nur für einen Arbeitgeber arbeiten. Das ist klassische Scheinselbstständigkeit, neu verpackt.

Start-Ups wie Deliveroo, Uber und Airbnb bieten viele Vorteile, vor allem für Menschen, die sich Verfügbarkeit und Flexibilität wünschen und auch dafür zahlen können. Doch wie man sieht, gibt es auch Verlierer in diesem Geschäftsmodell – und die rücken mit dem Streik jetzt in den Mittelpunkt der Berichterstattung. Bisher hieß es, solche prekäre Arbeit sei kaum in Arbeitskämpfen zu organisieren, die ArbeiterInnen seien zu vereinzelt oder würden in Konkurrenz zueinander stehen.

Die FahrerInnen von Deliveroo in London haben bewiesen, dass es anders geht. Bleibt zu hoffen, dass sich viele an ihnen ein Beispiel nehmen – und alle anderen sie jetzt solidarisch unterstützen.

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5 Kommentare

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  • Wehret den Anfängen und boykottiert die Amazon Fresh und diese ganze Lebensmittellieferungsscheiße!!

     

    ich fahre mit dem Fahrrad jeden Samstag eine Runde von 2 Stunden in drei Läden und packe es alles in Tasche und Fahrradkorb. Geht immer.

    Auch bei Regen.

  • Ja, diese Susbtanzlosen Unternehmen - bzw. Startups, wie man heute sagt - verteilen am Ende auch nur Geld. Die Investoren bekommen davon übrigens am meisten. Und wieso? Weil die Leute zu jeder Zeit von jedem Restaurant etwas in den eigenen vier Wänden verspeisen können möchte.

     

    Wird es besser, wenn man sich Hirn nach Hause liefern lassen kann.

  • Notfalls muß auch ohne Gewerkschaften gestreikt werden.

  • So siehts aus.

    Geschäftsmodelle die einen definierten Mindestlohn nicht einspielen sind abzulehnen. Dann muss halt nochmehr Geld seitens der Investoren eigesammelt werden.

    Marktwirtschaft ist dann gut, wenn er auch in den gesteckten Linien funktioniert.

    • 2G
      2730 (Profil gelöscht)
      @Tom Farmer:

      Sehe ich im Prinzip genauso. Darüber hinaus sollte m.E. der Begriff "Geschäftsmodell" für Formen und Phänomene vorbehalten bleiben, die auf Grund guter Ideen und/oder intelligenter Organisation funktionieren.

      Ausbeutung und Sklavenarbeit zählen nicht dazu.