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Präsidentschaftswahlkampf in den USAKongress-Veteran wird Trumps Vize

Mike Pence ist Gouverneur von Indiana und war davor zwölf Jahre Abgeordneter. Präsidentschaftskandidat Donald Trump will ihn als Vize.

Der ist es: Mike Pence (l.) mit Donald Trump Foto: reuters

Washington taz | Wenn man so will, ist er der Anti-Trump. Während Donald Trump, der schrille Immobilienmogul, noch nie ein politisches Amt innehatte, ist Mike Pence in der Politik erfahren. Außerhalb des Bundesstaats Indiana, dessen Gouverneur er seit 2013 ist, ist der 57 Jahre alte Republikaner allerdings ziemlich unbekannt.

Dennoch soll er an der Seite Trumps in den Wahlkampf ziehen, um Vizepräsident der Vereinigten Staaten zu werden. Es ist eine Personalie, die manchen doch überrascht, zumindest, wenn man nach den Kriterien geht, nach denen US-Präsidentschaftskandidaten in aller Regel ihre „Running Mates“ aussuchen.

Die Nummer zwei soll Stärken einbringen, die der Hauptbewerber nicht hat. Sie soll möglichst einen Swing-State in die Waagschale werfen, idealerweise ein populärer Lokalmatador sein in einem jener hart umkämpften Bundesstaaten, in denen das Wahlpendel mal zu den Demokraten und mal zu den Republikanern ausschlägt. Und sie soll das Zeug zum „attack dog“ haben, zum Wadenbeißer, der die Gegenseite so heftig attackiert, dass sich die Nummer eins staatsmännisch zurückhalten kann.

Pence erfüllt nicht alle Kriterien. Als Gouverneur Indianas regiert er einen mittelwestlichen Staat, der nicht wirklich hart umkämpft ist: Meist haben dort die Konservativen bei Wahlen die Nase vorn. Als Wadenbeißer hat er sich bisher nicht groß hervorgetan, allerdings braucht Trump einen solchen Terrier auch nicht, denn das Austeilen ist seine Spezialität.

Was sich der New Yorker Milliardär aber von seinem Vize verspricht, ist die Aura des erfahrenen Machers, der etwas vom Handwerk des Regierens versteht. Außerdem braucht er einen wie Pence, um die stramm konservativen, evangelikalen Wähler an der republikanischen Basis auf seine Seite zu ziehen.

„Christ, Konservativer, Republikaner, in dieser Reihenfolge“

Pence, dreifacher Vater, hat in diesem Jahr eines der striktesten Anti-Abtreibungsgesetze der USA erlassen. Im vergangenen Jahr sorgte er für Schlagzeilen, weil er in Indiana eine Novelle zur freien Religionsausübung auflegte. Das Gesetz sah unter anderem vor, dass Privatunternehmer schwule und lesbische Kunden aus religiösen Gründen abweisen dürfen. Nach einem Proteststurm sah sich der Gouverneur gezwungen, die eine oder andere Passage leicht abzuschwächen, ohne dass sich am Kern etwas geändert hätte.

Pence also besetzt Themen, an denen Trump bislang kein großes Interesse zeigte. Letzterer ließ sogar erkennen, dass er, der sein ganzes Leben im liberalen Milieu New Yorks verbrachte, kein Problem mit Abtreibungen hat und auch nicht mit Schwulen und Lesben. Zwar hat er im Laufe der Kampagne einen Schwenk hin zur Pro-Life-Fraktion vollzogen, das aber wirkte wie eine Wende aus rein opportunistischen Gründen. Bei Pence ist das anders. Von sich selbst sagt der Mann mit dem kurzgeschnittenen weißen Haar: „Ich bin Christ, Konservativer und Republikaner, in dieser Reihenfolge“.

Als sich der Jurist zum ersten Mal um einen Sitz im Repräsentantenhaus bewarb, residierte noch Ronald Reagan im Weißen Haus. 1988 war das, Pence verlor die Wahl ebenso wie zwei Jahre später die nächste. 1994 wurde er Radiotalker und ging mit der „Mike Pence Show“ auf Sendung, einem zutiefst konservativen Programm. Sechs Jahre darauf gewann er endlich den ersehnten Sitz im House of Representatives, wo er sich rasch als eloquenter Sprecher auf dem rechten Flügel seiner Partei profilierte.

2005 übernahm er den Vorsitz des „Republican Study Committee“, einer Gruppe der konservativsten Kongressabgeordneten. Als der Hurrikan Katrina die Dämme in New Orleans brechen ließ und Kollegen erklärten, es sei nicht leicht, der Stadt mit Milliarden zu helfen, ohne neue Schulden zu machen, beraumte er eilends eine Pressekonferenz an, um zu widersprechen: Er wisse, wie man auf Anhieb 24 Milliarden Haushaltsdollar streichen könne. Da war Pence einer der Radikalsparer, die den Tea-Party-Rebellen den Weg ebneten.

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