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Verband der PrivatsenderDas passt ja bestens

Der Verband der Privatsender bleibt in der Hand von RTL – auch weil ProSiebenSat.1 eine neue Strategie verfolgt. Geht da die Kontrolle verloren?

Bestimmt die Medienpolitik der Privaten fast vollständig allein: RTL Foto: ap

Kompromisskandidat, das klingt so schön konfliktfrei. Der Branchendienst Horizont hat Hans Demmel gerade so getauft. Der Geschäftsführer von n-tv soll der nächste Vorstandsvorsitzende des Lobbyverbands VPRT werden, dessen Mission es ist, die Interessen der privaten Medien in der Politik durchzusetzen (Verband Privater Rundfunk und Telemedien). Und in der Landschaft der privaten Medienveranstalter sei die Personalie Demmel eben eine, auf die sich alle Beteiligten einlassen könnten. Kompromiss eben.

Was so harmonisch klingt, hat allerdings einen strengen Blick verdient. Sollte der VPRT-Vorstand den gelernten Journalisten Demmel im September an die Verbandsspitze wählen, dann hätte es die Mediengruppe RTL geschafft: Leute aus ihrem Stall würden weiterhin eine Schlüsselposition in der Me­dien­politik besetzen, schließlich ist n-tv der Nachrichtensender der Kölner Mediengruppe. Die hält sich derzeit vornehm zurück und will die Causa „Demmel“ ebenso wenig kommentieren wie er selbst und übrige Beteiligte.

Eine andere, ebenfalls hochprominente Personalie ist keine zwei Monate alt: Tobias Schmid, der bisherige Cheflobbyist von RTL, übernimmt die Leitung der nordrhein-westfälischen Landesanstalt für Medien (LfM). Dieser Seitenwechsel, für den das an dieser Stelle dürftige nordrhein-westfälische Mediengesetz keine Karenzzeit vorsieht, hat praktisch keinen Aufschrei ausgelöst. Nur die Grünen – und hier auch nur eine Abgeordnete im fernen Berlin – rief, das sei „schwer nachvollziehbar und fragwürdig“.

Schmids radikaler Perspektivwechsel – den ihm indes auch Kritiker zutrauen – löste eine Kettenreaktion aus. Weil Schmid seit knapp vier Jahren auch Vorsitzender des VPRT war und diese Ämterhäufung alles andere als opportun wäre, braucht der Lobbyverband einen neuen Kopf. Nun wird es – sehr wahrscheinlich – eben wieder ein RTL-Manager.

Wo bleibt ProSiebenSat.1?

Ein RTL-Mann wechselt zur mächtigsten Landesmedienanstalt der Republik, dazu an der Spitze des Branchenverbands der Stabwechsel von RTL zu RTL – da drängt sich eine Frage auf: Hat die andere der beiden großen Privatsendergruppen, ProSiebenSat.1, keine Ambitionen mehr in der Medienpolitik?

Schließlich war das mal anders: Mit Sat.1-Gründer Jürgen Doetz war die VPRT-Spitze mal vom Münchner Konzern besetzt. Offiziell ist aus München dazu nichts zu erfahren. Die Sache ist aber auch so klar: ProSiebenSat.1 entwickelt sich von einem Medien- zu einem Digitalkonzern. Erst vor wenigen Tagen jubilierten die Münchner, als sie ihre jüngsten Geschäftszahlen präsentierten: Man setze schon knapp jeden zweiten Euro jenseits des TV-Geschäfts um, 44 Prozent. Zuletzt haben die Münchner beispielsweise das mächtige Vergleichsportal „Verivox“ gekauft.

ProSiebenSat.1 wird mehr und mehr zum Digitalunternehmen – mit neuer Lobbystrategie

So wie sich ProSiebenSat.1 geschäftlich breiter aufstellt, so ändert sich auch die Lobbystrategie: Der Konzern ist auf Liberalisierung und Deregulierung aus, während die Kölner Konkurrenz so wie auch der VPRT noch immer mit sogenannten Anreizmodellen in der Medienpolitik liebäugeln – etwa großzügigeren Werbemöglichkeiten oder einer besseren Platzierung in elektronischen Programmführern gegen Regionalberichterstattung und Nachrichten.

Letzteres hat ProSiebenSat.1 mit N24 längst abgestoßen. Will heißen: ProSiebenSat.1 möchte in seiner Effizienzsucht keine Energie mehr darin verschwenden, einen VPRT-Vorsitzenden zu stellen. Man gibt sich mit der Leitung des Fachbereichs „Fernsehen“ im Verband zufrieden, der wiederum nicht ganz unwichtig ist und vor allem: dezent im Hintergrund agiert.

Für RTL ist das bequem: Die Bertelsmann-Tochter kann die hiesige Medienpolitik weiter unangefochten dominieren. Dazu passt auch eine weitere Personalie: Wenn Schmid Ende des Jahres den Posten „Bereichsleiter Medienpolitik“ der Kölner Gruppe verlässt, um bei der LfM fortan Privatsender zu beaufsichtigen, übernimmt ein Bekannter seinen Posten: Claus Grewenig, der bisher Geschäftsführer des VPRT war. In der Privatsenderszene dürften sich Macher, Lobbyisten und Kontrolleure bald besser verstehen denn je.

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2 Kommentare

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  • Der VPRT ist berflüssig, weil Medienpolitik nur noch Erfüllungsgehilfe der Rundfunk-Konzerne ist. Komplette Deregulierung - etwa Freigabe der Werbeunterbrechung im TV - wie auch der Streit um die Gleichbehandlung im Internet werden in Brüssel und Berlin entschieden. Da nutzt der Weltkonzern Bertelsmann (RTL) seine Lobbymacht direkt, anstatt sich im VPRT mühsam mit den anderen Rundfunkunternehmen abzusprechen. Die Rolle der Länder in Medienfragen ist zwar verfassungsrechtlich stark, die Inthronisierung des einstigen RTL-Medienlobbyisten und VPRT-Chef zum Leiter der Medienanstalt in NRW dokumentiert aberdie reale Machtlosigkeit der Politik im digitalen System.

  • die Programme der Kabelkanäle sind so grotenschlecht, dass ich jetzt mein Horizon gekündigt hab plus dem Senderpaket, Biligstproduktion, meist gar in US Slang, Wiedrholungen ohne Ende, von 10 Sendern sind 6 Reklame, da bleib ich bei den alten ÖR; DIE SIND ZWAR NICHT BESSER; KOSTEN ABER WENIGER