Sommer-Urlaub in der Stadt: Ferien kosten auch Geld
Viele Hamburger Kinder verreisen nicht, trotzdem wird die Ferienbetreuung der Schulen wenig genutzt. Denn die Gebühren sind hoch und die Anträge kompliziert
Das Highlight ist der Hansapark. Einmal in den Sommerferien organisiert das Kinder und Familienzentrum (Kifaz) in Schnelsen-Süd für die Kinder und die Eltern der gleichnamigen Siedlung einen Ausflug in den Vergnügungspark. „Für die Kinder, die nicht wegfahren, ist es wichtig, dass sie nach den Ferien in der Schule von einem Erlebnis erzählen können“, sagt Sozialarbeiterin Morassa Massloumsaki, als die große bunte Truppe den Zug Richtung Ostsee besteigt.
Nicht nur 90 Kinder, sondern auch 70 Erwachsene – überwiegend Mütter – sind mit am Gleis. „Wichtig ist uns auch die Fahrt. Dass Nachbarn etwas gemeinsam tun“, sagt Massloumsaki. Weshalb unter anderem die städtische Wohnungsgesellschaft Saga die seit 16 Jahren stattfindende Tour finanziell unterstützt.
Nicht Wegfahren in den großen Ferien, das trifft viele. Eigentlich kein Problem. Denn seit es die Ganztagsbetreuung an Schulen gibt, gibt es dort auch stadtweit Ferienbetreuung. Nur in ärmeren Vierteln wird diese kaum angenommen.
„Hier haben Kinder geweint, als die Ferien anfingen“, berichtet Ulrike Kloiber vom Bildungshaus Lurup am Lüdersring. Der Sozialraum gilt als der ärmste im Hamburger Westen. Doch nur 50 von 250 Grundschulkindern wurden von ihren Eltern für das Ferienprogramm angemeldet. „Wir sehen sie beim Supermarkt oder auf der Straße“, berichtet die Pädagogin. Manche fragten, ob sie nicht doch kommen könnten. Die Kinder, die kommen dürfen, hätten viel Spaß. „Die stehen schon früh um acht vor der Tür.“ Mal gehen sie ins Zollmuseum, mal Schwimmen, mal wollen die Kinder nur auf dem Hof spielen, und jeden Tag dürfen sie einkaufen und kochen. „Zu Hause bekommen einige nur morgens und abends weißen Reis“, berichtet Kloiber,
An Hamburgs Grundschulen gibt es eine Ferienbetreuung, für die Kinder angemeldet werden können.
Hamburgweit nimmt etwa ein Drittel der Kinder an dieser Betreuung teil. An Schulen mit niedrigem Sozialindex liegt die Quote allerdings deutlich darunter.
Für eine Woche Ferienzeit von 8 bis 16 Uhr sind für Vollzahler monatlich 7,50 zu zahlen, das sind 90 Euro im Jahr. Buchbar sind bis zu zwölf Wochen, das wären 1.080 Euro im Jahr.
Je nach Einkommen der Familie reduziert sich die Gebühr aber auf 75, 50, 30 oder 20 Prozent. Für Geschwisterkinder gibt es weiteren Rabatt.
Eltern, die Transfairleistungen wie Hartz IV beziehen, sind von Gebühren befreit.
Es gibt mehrere Gründe, warum so wenig Kinder in die Ferienbetreuung kommen. Einer ist die Finanzierung. Die Schulbehörde hat ein kompliziertes Modell ausgetüftelt: Wer eine Woche Ferienzeit im Jahr für sein Kind bucht, zahlt 90 Euro, bei sechs Wochen sind es schon 540 Euro. Je nach Einkommen der Familien reduziert sich die Gebühr für ein Kind auf bis zu 20 Prozent dieser Summe. Doch auch dann kostet die Sommerferienbetreuung zum Beispiel für eine vierköpfige Familie mit bis zu 1.750 Euro Monatseinkommen immer noch 108 Euro.
Auch die Anträge für die Ferienbetreuung seien sehr kompliziert, kritisiert Kloiber. Eltern müssten etwa detailliert Auskunft über Einkünfte und regelmäßige Ausgaben wie Fahrtkosten, Altersvorsorge und Beiträgen zu Berufsverbänden geben. Zwar gebe es von der Behörde entsandte Gebührenlotsen, die den Eltern helfen sollen, „aber selbst die verstehen das teilweise nicht“. Das Problem sei auch, dass die Eltern zwar für Bildung ihrer Kinder, nicht aber für die Freizeit Geld ausgeben. Doch wenn ein Teil der Kinder nur zu Hause sitzt, während der andere neue Erfahrungen macht, werde auch die Kluft in der Bildung größer.
Die Linken-Abgeordnete Sabine Boeddinghaus sieht in den Feriengebühren eine „soziale Ungerechtigkeit“ und fordert ihre Abschaffung. Schulbehörden-Sprecher Peter Albrecht sagt, man müsse sich die Standorte angucken, um die Ursachen für geringe Teilnahme zu erklären.
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