Streit um offenes Konzept: Tigerente fliegt raus

Kita-Träger muss die Grundschule Bergstedt verlassen, obwohl die Mehrheit der Eltern ihn behalten will.

Steht für etwas anderes als Unterricht: die Tigerente. Bild: dpa

HAMBURG taz | An der Grundschule Bergstedt hängt der Haussegen schief. Grund ist eine Entscheidung der Schulkonferenz von vergangener Woche, dem Hortträger „Tigerente“ zum Ende des Schuljahres zu kündigen. „Das ist ein Skandal“, findet die Elternsprecherin Yvonne Gafron. „Die Mehrzahl der Eltern und auch die Kinder sind mit der Arbeit der Erzieher sehr zufrieden.“ Dies belege auch eine Umfrage unter den Eltern.

„Wir sind sehr traurig über die Entscheidung“, sagt auch Nicole Freckmann aus der Geschäftsführung des Vereins. Tigerente e.V. betreibt schon seit 1993 in der Schule im Norden der Stadt einen Hort mit 80 Plätzen für die Nachmittagsbetreuung. Als vor zwei Jahren auch dort das Modell der „Ganztägigen Bildung und Betreuung“, kurz GBS, eingeführt wurde, bot sich die Tigerente für die kleine Schule als Partner an. Seither werden dort ab 13 Uhr rund 200 Kinder von 17 Erziehern betreut. Für die Jüngeren gibt es das „Entenhaus“, für die dritten und vierten Klassen das „Tigerhaus“.

„Wir hatten richtig Bock drauf, eine gute Ganztagsarbeit zu machen“, erinnert sich Nicole Freckmann. Die Tigerente befürworte ein offenes Konzept. Dabei wird nicht eine feste Zahl von Kindern für den Nachmittag einer Person zugeordnet. Stattdessen können die Kinder sich im Haus frei bewegen und zwischen Angeboten wählen. Es sei gut, wenn Kinder nach dem eher verschulten Vormittag im Gebäude „hin- und hergeistern“ könnten, sagt Freckmann. Da man einen guten Betreuungsschlüssel habe, bleibe dabei das einzelne Kind im Blick.

Um solche Konzeptionsfragen, unter anderem, sei der Streit gegangen, berichtet Mutter Gafron. „Zwischen Schule und Jugendhilfe, da prallen Kulturen aufeinander“, sagt sie. Die Schulleitung habe mehr Gruppenangebote gewollt.

Die Schulleiterin will sich gegenüber der Presse nicht äußern und verweist auf die Schulbehörde. Deren Sprecher Thomas Bressau erklärt, der Wechsel des Trägers sei allein Sache besagter Schulkonferenz, in der neben dem Schulleiter je drei Lehrer und Eltern sitzen. So ein Wechsel sei durchaus üblich und in der Vergangenheit schon in „weniger als fünf Fällen geschehen“.

Gafron weiß von vier Fällen zu berichten. Dort habe man sich aber einvernehmlich getrennt. „Nicht so in Bergstedt“, sagt sie. „Der Träger möchte bleiben, die Eltern möchten mehrheitlich, dass er bleibt, nur die Schulleitung nicht“.

Die Mutter verweist auf eine Umfrage vom Januar, bei der 179 Eltern gegen und nur 43 für die Kündigung waren. Zählt man nur jene Eltern, die es betrifft, weil sie Kinder in der Nachmittagsbetreuung haben, fällt die Umfrage noch deutlicher aus. Auch die Kinder hätten vor einem Jahr zu 94 Prozent erklärt, sie seien zufrieden.

Gafron sieht einen „Webfehler im Gesetz“. Denn es gibt zwei Elternvertretungen: den „Elternrat“ der Schule und den „Elternausschuss“ der GBS. Letzterer habe aber keine Beteiligungsrechte. Nur der Elternrat schickt Delegierte in die Schulkonferenz. Darunter sind mitunter Eltern, die kein Kind in der Nachmittagsbetreuung haben.

Im Grunde gebe es seit Einführung der ganztägigen Betreuung „eine Art Generationenwechsel“, sagt Tobias Joneit vom Vorstand der Landeselternvertretung (LEA). Die jüngeren Kinder lassen sich häufiger ganztägig betreuen. Jedes Jahr wird aber nur ein Drittel des Elternrats neu gewählt.

Gerade in der Anfangszeit, wo Schul- und Kitakultur zusammenwachsen müssen, gebe es „viel zu vermitteln“, sagt Joneit. Deshalb wäre es gut, wenn der Elternausschuss als Vertretung der Nachmittagskinder verstärkt Gehör fände. Gafron will im Fall der Tigerente nicht klein bei geben. Der Elternausschuss werde den Kündigungsbeschluss „juristisch anfechten“.

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