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Ernennung des neuen BDI-ChefsDeftiger Bayer

Rohstoffpolitik war gestern: Der nächste Präsident des Bundesverbands der deutschen Industrie kommt aus der IT-Branche.

Das ist er, der Neue, Dieter Kempf, hier noch beim Bitkom. Foto: dpa

Berlin taz | Nein, wieder kein Wunder geschehen beim BDI: Der nächste Vorsitzende des Bundesverbands der deutschen Industrie soll wie immer ein Mann werden, Dieter Kempf. Am Montag hat Amtsinhaber Ulrich Grillo den 63-Jährigen als Nachfolger vorgeschlagen.

Der Betriebswirt aus München pflegt bisweilen einen eher herberen Ton als der konziliante Grillo. Kempf ist Spezia­list für Digitalisierung, war 25 Jahre Chef des IT-Dienstleisters Datev und von 2011 bis 2015 Präsident des IT-Verbandes Bitcom. Beim BDI will sich Kempf vor allem um Digitalisierung, Steuer- und Handelspolitik kümmern. Die Personalie benennt auch die größte Herausforderung, vor der vor allem kleine und mittlere Unternehmen im Land stehen: die „vierte industrielle Revolution“ durch die digitale Vernetzung aller Lebensbereiche.

Die Politik sieht Kempf in dieser Frage zum Teil „orientierungslos“, etwa seien unterschiedliche Ministerien für das Thema verantwortlich. Das erschwere eine einheitliche Linie. Auch bei vielen Unternehmern sieht er Nachholbedarf: In einem Interview mit der Rheinischen Post vor einem Jahr nannte Kempf das Beispiel eines „Möbelschreiners“, der immer noch denke, sein größter Konkurrent sei der Schreiner im Nachbarort – und nicht Amazon.

Größter Konkurrent der Schreiner ist Amazon

Dieter Kempf, designierter BDI-Chef

Doch bald könnten die Kunden sich am heimischen Rechner Produkte aussuchen, die der Händler ganz einfach per 3-D-Drucker herstelle. Die Digitalisierung betreffe vom Handwerk bis zur Verwaltung künftig jeden Arbeitnehmer und Unternehmer, sagt er der Düsseldorfer Zeitung, darauf müssten sich die Menschen einstellen.

Rohstoffproblem: gelöst

Bei seiner Wahl 2012 hatte der Duisburger Unternehmer Ulrich Grillo die sichere Versorgung der Industrie mit bezahlbaren Rohstoffen als dringlichstes Thema angegeben. Vier Jahre später sieht er das entspannt: „Die Preise sind runter, die Verfügbarkeiten sind besser.“

Zwar ist China kurz davor, sich sein Monopol auf den wichtigen Industrierohstoff Seltene Erden zurückzuerobern, der Ölpreis schwankt wie eh und je und das Recycling als heimische Rohstoffquelle entwickelt sich nicht wirklich weiter. Aber laut Grillo unterliegen Themen „bestimmten Zyklen“, und derzeit seien andere Themen wichtiger.

Grillos Amtszeit endet planmäßig Ende des Jahres. Sein Nachfolger wird am 28. November von der BDI-Mitgliederversammlung gewählt.

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1 Kommentar

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  • "Rohstoffproblem gelöst" ist natürlich nur für den Punkt wahr, dass die Forderungen des BDI sich weitestgehend durchgesetzt haben. Die wahren Probleme, Landkonflikte, Bürgerkriegsfinanzierung, Kinderarbeit, Umweltzerstörung, Ermordung von Umweltaktivist/innen, Steuerflucht, etc. sind in den letzten 15 Jahren wenig angegangen worden.