Do-It-Yourself Die Hamburger Hafencity-Universität will zusammen mit Flüchtlingen ein Gemeinschaftshaus bauen: Ein Haus von allen – für alle
Die Hafencity-Universität in Hamburg will Flüchtlinge an der Gestaltung von deren künftigem Lebensumfeld beteiligen. Zusammen mit der Anwohnerinitiative „Poppenbüttel hilft“, Studierenden und professionellen Akteuren – etwa dem städtischen Träger Pflegen & Wohnen – sollen die Geflüchteten ein Gemeinschaftshaus für die Unterkunft am Poppenbüttler Berg planen und bauen.
„Es wäre schön, wenn es dazu käme“, sagt Professor Bernd Kniess von der Hafencity-Universität (HCU), an dessen Fachbereich das Projekt angesiedelt ist. Kniess zufolge beschäftigen sich zwei Seminare bereits mit dem Thema: Unter Beteiligung der Betroffenen erörtern sie, wo so ein Gemeinschaftshaus stehen sollte und wie es sich in den Bauablauf der Siedlung insgesamt einpassen ließe. Ziel sei es, das Gebäude im Frühjahr und Sommer 2017 im Selbstbau zu errichten.
„Bei der Integration geht es nicht in erster Linie um die Unterbringung, sondern um die Möglichkeit, tätig zu werden“, findet Kniess: In der gemeinsamen Tätigkeit zeige sich, welchen Hintergrund die verschiedenen Menschen hätten, welche Potenziale in ihnen steckten. Das gemeinsame Tun zudem stelle einen Kontakt zwischen Einheimischen und Fremden her und wirke der von verschiedenen Seiten geschürten Angst entgegen.
Die HCU hofft bei dem Vorhaben von ihrer Erfahrung mit der „Universität der Nachbarschaften“ profitieren zu können: Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 2013 hatte die Uni Formen des kooprativen Planens, Bauens und Werkelns in einer migrantisch geprägten Nachbarschaft im Stadtteil Wilhelmsburg ausprobiert und wissenschaftlich begleitet. Ein entsprechender Forschungsantrag für das Poppenbütteler Projekt sei in Arbeit, so Kniess.
In einer Broschüre stellen seine Mitarbeiter Ruth Coman und Dominique Peck vorab dar, wie sich der Bau des Gemeinschaftshauses gestalten könnte: Auf einer Grundplatte mit Strom- und Wasseranschluss könnte allmählich das Gebäude wachsen – nach den Bedürfnissen der künftigen Nutzer.
Diese selbst bauen zu lassen, sei kein Problem. „Wenn ich weiß, es geht um Selbstbau, kann ich mir auch die technische Lösung dazu einfallen lassen“, sagt Kniess. In Wilhelmsburg gebe es dazu ein Vorbild: Die Arbeitersiedlung Kirchdorf sei zu 90 Prozent von Hafenarbeitern selbst errichtet worden – mit Hilfe und unter Anleitung von zehn Prozent Baufachleuten. knö
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