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Politische Morde in BangladeschErstmals Schwulenaktivist getötet

Die Mordserie mutmaßlicher Islamisten gegen liberale und säkulare Kräfte geht weiter. Die Regierung spricht von Einzelfällen.

Dieser Wachmann überlebte das Attentat Foto: dpa

BERLIN taz | In Dhaka ist am Montagabend der Schwulenaktivist Xulhaz Mannan zusammen mit einem Freund von fünf unbekannten Männern mit Macheten getötet worden. Laut Polizei gaben sich die Täter als Mitarbeiter einer Kurierfirma aus und zogen dann in Mannans Wohnung im Stadtteil Kalabagan aus einem Paket die langen Messer, mit denen sie auf ihre Opfer einhackten. Auf der Flucht verletzten sie noch einen Wachmann.

Laut der US-Terrorbeobachtungsstelle Site bekannte sich die Gruppe Ansar al-Islam, ein Ableger des Terrornetzwerks al-Qaida, zu der Tat. Die Gruppe hatte sich schon zu anderen politischen Morden in Bangladesch bekannt. Ein Augenzeuge will den Ruf „Allahu Akbar“ („Gott ist groß“) gehört haben, der auf Islamisten deutet.

Der als einer der wenigen in Bangladesch offen schwul lebende 35-jährige Mannan war Herausgeber des 2014 gegründeten Magazins Roopbaan. Es ist das einzige Magazin des Landes für sexuelle Minderheiten. Auch der bei dem Attentat getötete Freund war dort aktiv. In Bangladesch kann gleichgeschlechtlicher Sex mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft werden.

Mannan arbeitete zugleich in der US-Botschaft für das Entwicklungsprogramm USAID. Früher war er in der Protokollabteilung beschäftigt gewesen. US-Botschafterin Marcia Bernikat sagte, sie sei „am Boden zerstört“. Die USA forderten von der Regierung in Dhaka, die Täter zu finden.

Mannan war auch Mitorganisator eines am 14. April 2016 geplanten „Regenbogenmarsches“ sexueller Minderheiten gewesen, den die Polizei aus Angst vor Islamisten verboten hatte. Mannan hatte laut einer Freundin zuletzt auch Morddrohungen erhalten.

Erst am Samstag war mit dem atheistischen Professor Rezaul Karim Siddigue ein weiterer liberaler Vertreter der Zivilgesellschaft des überwiegend muslimischen Landes in der nordwestlichen Stadt Rajshahi getötet worden. Dazu bekannte sich laut Site die Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Wie bei vorherigen Fällen bestritt die Regierung aber dessen Täterschaft. Der IS sei in Bangladesch nicht aktiv. Die Regierung macht vielmehr mit der Oppositionspartei BNP verbündete Islamisten für die Morde verantwortlich.

Laut dem Innenminister sei Bangladesch sicherer als manches westliche Land. Morde wie an dem Professor nannte er Einzelfälle. Am Montag berichtete aber auch der bekannteste Blogger des Landes von anonymen Morddrohungen. Deren Quelle vermutete er im Regierungslager. Die beiden Morde sind nur die jüngsten Beispiele einer Serie von Anschlägen auf Blogger, Verleger, Entwicklungshelfer und Studenten, die sakuläre und liberale Haltungen zeigten. Mannan war jetzt der erste ermordete Homosexuelle.

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6 Kommentare

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  • "Die Regierung spricht von Einzelfällen." Das wird genauso in der BRD gehandhabt.

    • @Jürgen Matoni:

      Ja, wenn es um Angriffe von Rechten gegen Andersdenkende, Ausländer oder Flüchtlingsheime geht.

  • Mein Beileid an die Angehörigen und Freunde.

  • Jetzt ist es taz-amtlich: der Ruf „Allahu Akbar“ weist auf Islamisten hin. Bitte informieren Sie auch Herrn Mazyek über diese Erkenntnis.

    • @Chutriella:

      mir war die eigenartige kritikunfähigkeit der taz gegenüber konservativ-religiösen positionen aus der islamischen ecke immer ein rätsel.

       

      konservativ katholische anwandlungen rufen sofort widerspruch und kritik hervor. rückwärtsgewandte islamische ideen stehen weitestgehen unter redaktionellem "naturschutz".

       

      ich als alter linker werd das nie verstehen.

    • @Chutriella:

      Da sind Sie erstaunt, dass die TAZ lernfähig ist!