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Ministerien arbeiten an WerbeverbotKeine Kippen, kein Sexismus

Bundesjustizminister Heiko Maas will sexistische Werbung unterbinden. Bundesernährungsminister Schmidt kündigt ein Verbot von Zigarettenwerbung auf Plakaten an.

Das geplante Tabakwerbeverbot soll demnach ab 2020 in Kraft sein und auch für E-Zigaretten gelten Foto: dpa

Berlin afp | Plakatwerbung für Zigaretten und sexistische Werbung sollen nach Plänen der Bundesregierung verboten werden. Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) kündigte in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe an, dass er Werbung für Zigaretten auf Plakaten und im Kino verbannen will. Justizminister Heiko Maas (SPD) plant seinerseits einem Spiegel-Bericht zufolge, geschlechterdiskriminierende Werbung zu unterbinden.

Schmidt kündigte an, dass sein Gesetzentwurf „in Kürze“ im Bundeskabinett beraten werde. „Vor allem Kinder und Jugendliche sollen nicht den Eindruck bekommen, Rauchen sei ein harmloser Spaß“, begründete der CSU-Politiker den Vorstoß. Deutschland ist nach seinen Angaben das letzte Land in der EU, in dem noch uneingeschränkt Außenwerbung für Tabakerzeugnisse erlaubt ist.

Das geplante Tabakwerbeverbot soll demnach ab 2020 in Kraft sein und auch für E-Zigaretten gelten. Es erstreckt sich den Plänen zufolge auf Außenflächen wie Plakatwände oder Litfaßsäulen. Tabakwerbung an Außenflächen von Fachgeschäften, in Verkaufsstellen wie Trinkhallen oder Tankstellen soll aber erlaubt bleiben. In Kinos soll das Werbeverbot bei allen Filmen gelten, die für Zuschauer unter 18 Jahren freigegeben sind.

Maas will seinen Gesetzesentwurf für ein Verbot geschlechterdiskriminierender Werbung laut Spiegel bald in die Ressortabstimmung geben. Geplant ist demnach eine Änderung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb.

Den Plänen zufolge könnten künftig Plakate oder Anzeigen verboten sein, die Frauen oder Männer auf Sexualobjekte reduzieren. Im Streitfall würde ein Gericht die Entscheidung treffen. Derzeit kann die Wettbewerbszentrale nur gegen massiv menschenverachtende Werbung einschreiten; der Deutsche Werberat kann außerdem eine Rüge aussprechen.

Mit dem Vorhaben setzt Maas dem Bericht zufolge einen Beschluss der SPD-Parteispitze um. Die hatte in Reaktion auf die sexuellen Übergriffe der Silvesternacht in Köln beschlossen, ein „moderneres Geschlechterbild“ in Deutschland zu etablieren.

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21 Kommentare

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  • Was mir als Kind so über die McCarthy-Ära erzählt wurde, fand ich schon krass, aber eben aus grauer Vorzeit. Allmählich nimmt es konkreter Formen an. Und bald darf auch "der Jupp" von BAP nicht mehr gespielt werden...

  • Genau. Werbeverbot. Gleich nach dem dem Verbot der Werbung dafür, hatte sich ja die Prostitution auch erledigt.

    Heilige Einfalt!

  • Und wieder kommt die Scheinheiligkeit, denn hinter den Türchen wird geraucht und dem Sex ist man auch nicht abgeneigt.

    • @Querdenker:

      Richtig. Lesen Sie nur mal "Der getürkte Reichstag" der ehemaligen SPD-Abgeordneten Lale Akgün.

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Das mit der Tabbak-Werbung verstehe ich ja noch irgendwo. Diese Produkte darf man erst ab 18 kaufen, deshalb gibt es eigentlich auch keinen guten Grund diese bei Minderjährigen zu bewerben.

     

    Was ich total lächerlich finde ist diese Sexismus nummer. Nicht wegen der Sache selbst, sondern wegen des vermeindlichen Mechanismus dahinter. Denn die Unterstellung das man negatives Verhalten adaptiert das man in Medien präsentiert bekommt ist alt und war schon immer falsch.

     

    Jahrelang wurde immer wieder behauptet Computerspiele würden zu Gewalt führen. Mittlerweile geben selbst die einstigen Verfechter dieser Hypothese zu das da nichts dran ist. Das gleiche gilt für gewalttätige Filme, Comics,... warum also sollte diese Idee nun bei der x. Iteration auf einmal richtig sein?

    • @33523 (Profil gelöscht):

      "Denn die Unterstellung das man negatives Verhalten adaptiert das man in Medien präsentiert bekommt ist alt und war schon immer falsch."

       

      Wenn das stimmen würde, hätte kein Staat jemals Propaganda benutzt.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Sie vergleichen Äpfel mit Birnen. Bei Propaganda ist der Weg das Ziel, weil die präsentierte Idee selbst verkauft werden soll, kein Produkt.

         

        Generell würde ich der Implikation ihrer Aussage zustimmen: Propaganda allein ist (in unserer Gesellschaft) so gut wie wirkungslos, wenn sie nicht das wiederspiegelt was die Menschen ohnehin denken.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Zum Foto:

    Player's Virginia-Werbung vor 60 Jahren:

    "Rauche, staune, gute Laune" - Die Stewardess war nur eines vieler schlichter, harmloser Motive, passend zum damaligen Zeitgeschmack.

     

    Viel subtiler geht die aktuelle Marlboro-Werbung vor, die das Produkt nur noch über eine rote geometrische Figur transportiert.

    So wird schon heute versucht, ein Werbeverbot durch Weglassen eindeutiger Bezüge zu umgehen.

  • Es geht auch um das, was bei der Arbeit (und die erreicht ein theoretischer Überbau, hier Gesetz, nur schwer) produziert wird: die Herstellung und Wahrnehmung von Oberflächen und Objekten (dabei stellt sich die Frage, ob man Objekte herstellen kann). Oberflächen lassen sich putzen, auch: runterputzen, Objekte muss müssen auch: respektiert werden. Objekte haben die Grundeigenschaft, dass sie ihr Geheimnis nicht ganz preisgeben (ein Hinweis für Physiker). Objekte erfordern Achtung. Diese kann nicht erlassen werden. Ein Erlass erreichte nicht die Mikroebenen.

  • Wer genau bestimmt welches Geschlechterbild gerade opportun ist? Die CSU? Eine Kommission besetzt aus Vertretern der großen Kirchen? Ab wann ist eine Frau zu leicht bekleidet - schulter- und beinfrei oder erst ab Bikini? Und darf man heute noch Hausfrauen zeigen? Oder muss man sogar?

    Ein weiteres moralin-saures Gesinnungsgesetz. Davon hat diese Regierung nun weiß Gott schon genug vom Stapel gelassen.

    • @Frank N. Stein:

      "... sexistische Werbung sollen nach Plänen der Bundesregierung verboten"

       

      Die puritanische USA lässt grüßen. Mal schauen wann bei uns auch den Frauen am Ost- und Nordseestrand verboten wird sich oben ohne zu sonnen oder der Mann eine weite Shorts, wie in den USA, am Strand tragen muss, damit sich nicht, wie bei europäischen Männerbadehosen, das Geschlecht abzeichnet. So jedenfalls sieht das Land der unbegrenzten Möglichkeiten aus und so wird Deutschland wohl auch bald aussehen.

    • @Frank N. Stein:

      So isses - und insbesondere die SPD und ihr Gesinnungsminister Heiko Maas!

  • Ich finde beide Vorschläge gut. 1. Ist mir ziemlich egal ob Unternehmen Ihre Produkte nicht mehr bewerben können und für jede Werbung die nicht in der U Bahn oder an irgendwelchen Aussenwänden hängt, dankbar. Von mir aus könnte man Werbung im öffentlichen Raum auch ganz verbieten. Ich werde ja quasi gezwungen wenn ich U Bahn fahren will mir die Werbung anzuschauen. Mit geschlossenen Augen in die U Bahn laufen ist wohl sehr gefährlich. 2. sexistische Werbung bedeutet ja, dass: Sexualisierte Frau wird als Blickfang für ein Produkt, das mit der Frau keineswegs in Zusammenhang steht, genutzt. Das das verboten werden soll, leuchtet mir ein. Media Markt wirbt gerade in dem Einkaufzentrum bei mir, mit einem Bär in einem Tanga, der einem den weiblichen pelzigen Hintern hinreckt. Neben dem Plakat stand ein kleines Mädchen mit Ihrem Teddybären in der Hand, ich dachte mir nur. Krank, ekelerregend. Wenn jetzt jemand pädophiles vorbeikommen würde, dann würde er bestimmt sofort ein Foto davon machen wollen. Es weckte in mir den Gedanken, dass solche Werbung, Freiheit oder nicht, Falsch ist. Vorher hatte ich mir nie Gedanken über sexistische Werbung gemacht, umso erfreulicher finde ich es, dass das jetzt verboten werden soll.

  • Das mit dem Tabak kann man doch in der Pfeife rauchen. Das angeblich "modernere Geschlechterbild" erscheint mir doch eher als weiterer Schritt der Anpassung an ein sehr antiquiertes Geschlechterbild, wie man es beispielsweise in islamischen Staaten heute noch vielfach vorfindet.

    • @Rainer B.:

      Richtig. Wir befinden uns gesamtgesellschaftlich im Rückwärtsgang. Oder in Richtung Degeneration.

    • 1G
      1714 (Profil gelöscht)
      @Rainer B.:

      Nur in islamischen Staaten? In Bayern nicht? Auch die Evangelikalen und die AfD haben da interessante Beiträge zu geliefert.

      • @1714 (Profil gelöscht):

        Deshalb schrieb ich ja auch: "beispielsweise".

        Die Bayern, die Evangelikalen, die AfD etc. und die islamischen Staaten unterscheiden sich in ihrem Geschlechterbild weit weniger als gemeinhin angenommen.

        • 8G
          86548 (Profil gelöscht)
          @Rainer B.:

          Ach Rainer und Voltaire. Wart ihr eigentlich schon mal in Bayern? Wir wären wohl kaum eines der erfolgreichsten Bundesländer, wenn unser Geschlechterbild aus dem 19. Jhd stammen würde. Die Frauenerwerbsquote liegt bei 71% und ist damit höher als in den meisten Bundesländern. Wir arbeiten so viel, damit wir viel Geld an unsere Freunde in Berlin überweisen können. Und die Lederhosen und Dirndl ziehen wir übrigens nur für die Touristen an. Die freuen sich dann immer.

          • @86548 (Profil gelöscht):

            Ja, ich war auch schon mal in Bayern. Es stimmt - die Frauen dürfen dort tatsächlich soviel arbeiten, wie sie nur können - solange nur abends das Essen auf dem Tisch steht und Heim und Hof bestellt sind.

        • @Rainer B.:

          @Rainer und Voltaire

          In Bayern hängt die selbe sexistische oder halt nicht sexistische Werbung wie anderswo auch. Wovon labert Ihr eigentlich?

          • 1G
            1714 (Profil gelöscht)
            @Konrad Ohneland:

            Von der Herdprämie beispielsweise...