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Nach rassistischer Hetze gegen PfarrerTausende bei Solidemo

Der schwarze Pfarrer von Zorneding war nach einer Hetzkampagne zurückgetreten. 3.000 Unterstützer fanden sich nun zu einer Demo ein.

„Mein Zorneding ist bunt“: Solidemo für Olivier Ndjimbi-Tshiende Foto: dpa

Zorneding dpa | Bei einer Kundgebung haben sich im bayerischen Zorneding bis zu 3000 Menschen mit dem zurückgetretenen schwarzen Pfarrer solidarisiert. „Olivier, wir stehen hinter Dir“, hieß es am Mittwochabend auf einem Plakat der Demonstranten. Andere hielten ein Transparent mit der Aufschrift „Zorneding ist bunt“ in die Höhe. Beschlossen wurde die Kundgebung mit einer Lichterkette, die von einer evangelischen zu einer katholischen Kirche reichte. Fünf Minuten lang läuteten dabei die Glocken.

Der aus dem Kongo stammende katholische Priester Olivier Ndjimbi-Tshiende hatte nach mehreren rassistisch motivierten Morddrohungen am Sonntag seinen Rücktritt als Pfarrer der nahe München gelegenen Gemeinde erklärt. Tags darauf zog der 66-jährige aus dem Pfarrhaus aus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Volksverhetzung, Bedrohung und Beleidigung gegen unbekannt.

Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU) sagte am Abend: „Wir schämen uns“. Es sei wichtig, Flagge zu zeigen gegen Hetze und Rassismus. Zorneding sei nicht der braune Ort, wie er nach diesem Vorfall zum Teil dargestellt werde.

Das Erzbistum München-Freising hatte mitgeteilt, Ndjimbi-Tshiende werde trotz der Welle der Solidarität nicht mehr nach Zorneding zurückkehren. Er befindet sich an einem geheimen Ort und wird abgeschirmt von der Öffentlichkeit auf seine neue Aufgabe als Priester vorbereitet. Eine Online-Petition „Unser Pfarrer soll in Zorneding bleiben“ hatten bis Mittwochnachmittag fast 67.000 Menschen unterschrieben.

Ndjimbi-Tshiende schlug versöhnliche Töne an. Er blicke ohne Zorn oder Verbitterung auf seine Jahre in der Pfarrei zurück, ließ der 66-Jährige vom Erzbistum verbreiten. Auch habe er sich mit der ehemaligen CSU-Ortsvorsitzenden Sylvia Boher versöhnt. Deren ausländerfeindliche Äußerungen hatte der Pfarrer im vergangenen Herbst kritisiert, woraufhin die rassistische Hetze gegen ihn samt mehreren anonymen Morddrohungen ins Rollen kam.

Unterdessen wurde bekannt, dass auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick Todesdrohungen bekommt. Der Kirchenmann bezieht immer wieder Stellung gegen Rassismus. Seit Ende 2014 erhalte Schick Hasskommentare auf Facebook oder werde in anonymen E-Mails bedroht, sagte eine Bistumssprecherin am Mittwoch. Die Drohungen seien nie konkret, erläuterte die Sprecherin. Dennoch wurde die Polizei eingeschaltet.

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29 Kommentare

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  • 7G
    70023 (Profil gelöscht)

    Endlich. So habe ich mir unser Deutschland vorgestellt. Ich liebe das Land von Dichter und Denker. Endlich wir vor 2 tausend Jahren. Die Fremde Verfolgen, jagen und ermorden. Das könnten wir als das Land der Dichter und Denker immer gut. Jetzt haben wir endlich entsprechende Partei AfD=Arschlöcher für Deutschland.

  • 8G
    86548 (Profil gelöscht)

    Seit wann interessieren sich TAZ-Leser für das Schicksal von katholischen Pfaffen?

    • @86548 (Profil gelöscht):

      Seit wann interessieren Sie sich für die TAZ?

    • 1G
      10130 (Profil gelöscht)
      @86548 (Profil gelöscht):

      taz.de Leser interessieren sich für gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit.

      Ob das Opfer nun ein katholischer "Pfaffe" oder eine homosexuelle Kindergärtnerin ist, die von der Caritas entlassen wurde aufgrund ihrer Verpartnerung, ist dabei irrelevant.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @86548 (Profil gelöscht):

      Schicksale "katholischer Pfaffen" sind allemal interessant, wenn sie eine abseitige, aber lokal/regional/christsozial tief verwurzelte Gedankenwelt offenlegen.

    • @86548 (Profil gelöscht):

      Na, was ist bei dem Mann noch besonderes zu finden ?

      • @lions:

        Und was ist bei Ihnen Besonderes zu finden? Mir fällt da primär Ihre Intoleranz auf.Seit wann sind TAZ-Leser intolerant?

        • @Rüdiger Hechler:

          Ja, was taz-Leser nicht alles so sind. Soll sogar Trolle unter ihnen geben. Die werden sehr schnell persönlich, aber da bin ich durchaus tolerant.

        • @Rüdiger Hechler:

          Ich glaube, Sie missverstehen diesen Kommentar von Anamolie gründlich. Es geht Ihr denke ich nicht darum, Herrn Ndjimbi-Tshiende abzuwerten.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Zorneding sollte sich einen Priester suchen, dessen Vorfahren mindestens 4 Generationen rassisch sauber sind. Die Eltern sollten Nazis gewesen sein, der Großvater begeisterter Soldat im 1. Weltkrieg.

    Es ist so unfassbar, in welchen rechtsradikalen Sumpf ein großer Teil Deutschlands gesunken ist. Im Jahre 2016. Als hätte es das dritte Reich nicht gegeben.

    • @4932 (Profil gelöscht):

      Du es hat offenbar des öfteren den Vorteil eine solche Familiengeschichte nachweisen zu können.

       

      Mir schwebt da immer wieder im Kopf, das ich das Bedürfnis habe, amüsanterweise ungefähr seit Sommer 2013, einwandfrei behördlich nachgewiesen zu kriegen, dass ich wirklich Deutscher bin.

       

      Wo so ein Nachweis nach 116 GG nämlich relevant ist, musst du einen Staatsangehörigkeitsausweis vorlegen.Da reicht weder Mitarbeiter eh sorry, Personalausweis noch Reisepass.

      Hierbei betone ich das "noch Reisepass" besonders weil wenn man schon gegenüber einem Drittstaat dafür bürgt dass jemand die Deutsche Staatsangehörigkeit habe, sollte man sich vorher doch eigentlich sicher sein.

       

      Aber sei es drum, es gibt auf jeden Fall diesen Staatsangehörigkeitsausweis, und um den zu bekommen, musst du aufgrund unseres teilweisen Blutrechts auch nachweisen, das deine Vorfahren Deutsch waren, oder eingebürgert wurden.

      Und das natürlich mit den Tatbestandsmerkmalen des jeweils zum Zeitpunkt deren oder deiner Geburt gültigen Staatsangehörigkeitsrechts.

       

      In dieser Hinsicht ist ein "Arierpass" ein gerne gesehenes Beweismittel beim Bürgeramt.

       

      Immerhin, wurde ja amtlich festgestellt :D .

       

      Denke mal nicht, dass das nur bei meinem zuständigen kommunalen Amt so ist^^.

       

      Nur "leider" habe ich so einen A Nachweis nicht und wäre wahrscheinlich auch nur bei weit älteren Semestern noch relevant.

    • @4932 (Profil gelöscht):

      ... und das ist nicht neu. Es ist - im Gegenteil - so normal, dass das Gift der permanenten unterschwelligen, dezenten Volksverhetzung mit gespitztem Mund völlig normal daherkommt und kaum jemandem auffällt. Denn es kommt aus allen Löchern - pardon - Kreisen, schlimmer aus der Mitte einer Gesellschaft, die nichts dazugelernt hat, ausser zweckdienlich zu heucheln.

       

      Und wehe, wenn sie Oberwasser bekommen, dann sehen wir ihr wahres Gesicht, ungeschminkter primitiver Hass, der vor nichts Halt macht und keine Grenzen kennt, unterstes Niveau.

       

      Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz, sagt der Volksmund. Und er hat Recht.

      • @noevil:

        Ganz Deutschland ein Nazisumpf. Wieviel Einwohner hat Zorneding und wieviele davon haben gehetzt?

  • Das freut mich, dass es diese solidarischen Proteste gibt. Viel Erfolg.

  • Die 3.000 Menschen bei der Soli-Demo und die 67.000 Unterschriften unter der online-Petition mögen eine moralische Unterstützung sein. Für die Frage der persönlichen Sicherheit ist es allerdings nicht entscheidend, ob ein ganzer Ort "braun" ist. Ein Mörder ist meistens genug.

     

    Deswegen verstehe ich den Pfarrer auch ganz gut. Er hat sich nicht mehr sicher gefühlt, also ist er gegangen. Wen sollte er deswegen hassen? Seine Gemeinde sicher nicht. Schon gar nicht, soweit sie für ihn demonstriert oder unterschreibt. Mit seiner früheren Feindin hat er sich versöhnt. Und die, die sich mit ihren Todesdrohungen als Retter des Abendlandes aufzuspielen versuchen, sind viel zu feige, um Gesicht zu zeigen. Wie aber soll man jemanden hassen, der weder einen Namen hat noch ein Gesicht?

    • @mowgli:

      und doch hat der "eine" erreicht, was er wollte. Nein, auch die "einen" brauchen Rückhalt, ohne die Entscheidung des Pfarrers dabei infrage zu stellen.

  • "Auch habe er sich mit der ehemaligen CSU-Ortsvorsitzenden Sylvia Boher versöhnt."

     

    Ich geb's auf. Sollen diese Christen-Schwachköpfe doch unter sich bleiben. Hauptsache man hält so nach und nach solche Figuren fern von stilbildenden Funktionsposten unserer gesellschaftlich anzustrebenden Leitkultur. Sollen diese Typen sich doch gegenseitig abmurksen (von wegen Morddrohungen)

    • @H.G.S.:

      Ach ja, Sie geben's auf? Müssten Sie dazu nicht erst mal angefangen haben?

       

      Sagen Sie bitte: Welchen "stilbildenden Funktionsposten unserer gesellschaftlich anzustrebenden Leitkultur" haben Sie denn derzeit inne? Und welche haben Sie schon innegehabt? Am meisten aber würde mich mal interessieren, ob Sie nun eigentlich was gegen Versöhnungen haben ("Christen-Schwachköpfe"), oder ob Sie gegen Leute sind, die sich "gegenseitig abmurksen". Das hab ich Ihrem Statement nämlich nicht so recht entnehmen können. Wissen Sie es wenigstens?

    • @H.G.S.:

      Es gibt nicht "die Christen". Und es sind bei weitem nicht alle Schwarköpfe. Ausnahmen gibt es überall. Aber die allermeisten wollen sich nicht gegenseitig umbringen, sprechen keine Morddrohungen aus und leben sowieso zu 99,9% ihren Glauben völlig unauffällig.

      • @NurMalSo:

        "...leben sowieso zu 99,9% ihren Glauben völlig unauffällig."

         

        Allerdings. So unauffällig, dass nicht mal Gott was davon merkt.

      • 1G
        1714 (Profil gelöscht)
        @NurMalSo:

        Mit den 99,9% bin ich nicht einverstanden...

        • @1714 (Profil gelöscht):

          Glauben tun doch alle an irgendwas, ganz unauffällig, Ich meine es sind sogar 100 %.

          • @lions:

            "Irgendwas" ist immer irgendwas. Aber @Normalo spricht von "Die Christen". Also über Spiritualität und Transzendenz. Vorab schon behaupte ich mal: Ich persönlich falle überhaupt gar nicht unter Ihre These.

            • @H.G.S.:

              Das nehme ich Ihnen irgendwie nicht ab.

              • @lions:

                "Glauben" Sie also nicht ;-)

                 

                Können Sie aber ruhig; ich würde jegliche, diesbezügliche Nagelprobe bestehen. Ich bin- ganz nüchtern- fest davon überzeugt.

            • @H.G.S.:

              Weia!-Sorry, der richtig geschriebene Nick geht: @NURMALSO.

        • @1714 (Profil gelöscht):

          Auch ich nicht.